Cobra
meines Horizonts. Ich wüsste nicht mal, wo ich anfangen sollte.«
»Du fängst damit an, indem du den Cobras das Gespür dafür gibst, dass ein Angriff auf die Regierung einem Angriff auf sie persönlich gleichkommt«, sagte Eldjarn. »Ken hat Challinor bekämpft, weil die Rebellion einen Angriff auf seinen Familienstolz bedeutete, und du hattest wahrscheinlich ähnliche Gründe.« Er zögerte. »Bei den meisten von euch werden wir vermutlich an ein aufgeklärtes Eigeninteresse appellieren müssen … sobald dieses Eigeninteresse entsprechend mit dem der Regierung verknüpft worden ist.«
Jonny runzelte die Stirn, als er allmählich begriff. »Willst du damit vorschlagen, wir sollten irgendwie direkt an der Regierung beteiligt werden?«
»Ich glaube, das ist unvermeidlich«, sagte Eldjarn. Und obwohl seine Stimme fest klang, verrieten seine ruhelosen Hände, wie
nervös er war. »Ihr Cobras habt erheblich mehr Macht über diese Welt, als das System bislang berücksichtigt hat, und so oder so, das System wird dieser Tatsache Rechnung tragen müssen. Entweder überlassen wir sie euch auf kontrollierte, geordnete Weise, oder wir riskieren das Chaos von Challinors Methode. Mag es dir gefallen oder nicht, Jonny, du stellst jetzt eine wichtige politische Macht dar – und deine erste politische Pflicht wird darin bestehen, Zhu das begreiflich zu machen.«
Eine winzige Sekunde lang verzog Jonny angesichts dieser Ironie das Gesicht. Vielleicht hatte Challinor auf bescheidene, unerwartete Weise am Ende doch gewonnen. »Ja«, seufzte er. »Das werde ich wohl müssen.«
Für das geübte und aufmerksame Auge waren die Zeichen nicht zu übersehen.
Natürlich waren sie nicht offensichtlich. Eine überflüssige Floskel in einer offiziellen Mitteilung der Trofts an das Komitee, gewisse kleine Positionsänderungen sowohl des Handels als auch der interstellaren Schiffe zur Überwachung der Grenzen, ein Kommentar seitens der Minthisti auf offenkundiges Drängen der Trofts hin – kleine Dinge, jedes für sich genommen vollkommen bedeutungslos. Doch als Ganzes betrachtet, zogen all die winzigen Bruchstücke die gleiche Schlussfolgerung nach sich.
Fünfzehn Jahre lang hatten die Trofts den Schiffen des Imperiums die freie Durchfahrt durch ihr Territorium erlaubt, jetzt waren sie es leid.
Vanis D’arl setzte eine finstere Miene auf und starrte hinaus auf das nächtliche Dome, das durch sein Bürofenster zu sehen war. Diese Entwicklung nahm man nicht gerade tragisch auf – die Hälfte des Komitees zeigte sich eher überrascht darüber, dass der Korridor überhaupt so lange offen geblieben war. Tatsächlich hatte die StarForce ihre Pläne für den Notfall schon seit elf Jahren laufend auf den neuesten Stand gebracht … und wenn nichts anderes geschah, würde man die Strategien vor Ablauf eines Jahres testen können.
Es verstand sich von selbst, dass – egal ob man gewann oder verlor – eines der ersten Opfer eines neuen Krieges Aventine mit seinen zwei eigenen, gerade flügge gewordenen Kolonien sein würde, eben genau jene Welten, für deren Verteidigung der Krieg theoretisch geführt werden würde. Was D’arls Ansicht nach den drohenden Konflikt zu einer sinnlosen Übung machte.
Doch welche Alternativen boten sich? Das Komitee, das man geradezu mit körperlicher Gewalt dazu hatte bringen müssen, den Kolonialisierungsplan überhaupt zu akzeptieren, hatte in den vergangenen Jahren eine vollständige Kehrtwendung vollzogen, seit seltene Mineralien und neue pharmazeutische Erzeugnisse in entgegengesetzter Richtung durch den Korridor strömten. Solange es Militärschiffen vertraglich untersagt war, auf Troftgebiet vorzudringen, besaß das Imperium keinerlei Möglichkeit, Aventine zu verteidigen – es sei denn, es drohte für den Fall eines Angriffs auf die Kolonie mit einem Krieg -, eine Drohung, die sowohl öffentlich als auch privat bereits seit Jahren immer wieder ausgesprochen worden war.
Und wenn es eine allgemeingültige Regelung in der Politik gab, dann die, dass eine Drohung, die nicht wahrgemacht wurde, einen letzten Endes immer teuer zu stehen kam.
D’arl reichte hinüber und tippte auf sein InterKom. »Ja, Komitee-Mitglied?« Der junge Mann hob den Kopf und blickte ihn vom Bildschirm an.
»Haben Sie die botanischen Daten von Aventine schon miteinander verglichen?«
»Ja, Sir.« Jame Moreau nickte. »Der Bericht liegt auf Ihrem Schreibtisch unter der Kennung ›Aventine Bo/Phys III‹. Ich habe ihn dort
Weitere Kostenlose Bücher