Cobra
schicken. Vielleicht nimmst du besser nur Gwen mit und lässt Cally hier. Wenn er seinen Einsatzbefehl erhält, kann ich ihn runterfahren und mir dabei den Stachelleoparden gleich selbst ansehen.«
»Und dich vielleicht an der Jagd beteiligen?« Sie hob die Hand, um seinen Protest abzuwehren. »Nein, ich verstehe. Es muss mir nicht gefallen, dass du dein Leben riskierst, nur weil du es tun musst. Selbst Cobras gesetzten Alters sind dort draußen sicherer als junge Männer.«
»Na, vielen Dank«, schnaubte er. »Neununddreißig kann man wohl kaum ein gesetztes Alter nennen.«
Sie lächelte. »Warum hörst du dann nicht auf zu protestieren und kommst ins Bett … und zeigst mir, wie jung du bist.«
Danach lagen sie Seite an Seite im Dunkeln, und Jonnys Gedanken wanderten wieder zurück nach Adirondack. Dort waren die Menschen, an denen ihm etwas lag, stets von ihm abgerückt, wenn sie befürchteten, er könnte vielleicht von einem Einsatz nicht zurückkommen. Chrys reagierte sehr viel angenehmer … auch wenn es nicht einfacher war, sich der Wirklichkeit zu stellen. Dennoch, er hatte der Gefahr tausendmal zuvor ins Auge gesehen. Selbst Chrys sollte mittlerweile wissen, dass er viel zu viel Glück hatte, um darin umzukommen.
Doch in dieser Nacht waren seine Träume furchteinflößend und kreisten um ein riesiges Geschöpf, das in Nebel gehüllt umherwanderte, Stachelleoparden und Cobras tötete und schließlich spurlos verschwand.
Auf seinem Platz neben Generalgouverneur Zhu am Tisch des Konferenzzimmers hätte Komitee-Mitglied Vanis D’arl auf den ersten Blick als ein ganz normaler Bürger von Aventine durchgehen können. Mittleren Alters und körperlich einigermaßen fit, das dunkle Haar konservativ geschnitten, vermittelte er auf den ersten Blick kaum den Eindruck erschreckend großer Macht. Sein Name jedoch verriet, dass sein Heimatplanet Asgard war, und Jonny entdeckte beunruhigende Ähnlichkeiten zwischen ihm und dem gescheiterten Cobra-Rebellen Simmon L’est. Sein Gesicht zeigte einen Zug stiller Härte, gab einem das Gefühl, dass er vor nichts haltmachen würde, um sich durchzusetzen. Und er strahlte ein seltsames Gefühl der Dringlichkeit aus.
Als er seinen Gast vorstellte, unterstrich Zhu Letzteres noch auf subtile Weise, denn dieser Tagesordnungspunkt fiel dem Anlass entsprechend zu kurz aus. »Vielen Dank, Zhu«, sagte D’arl und erhob sich, als Zhu wieder Platz nahm. »Zuerst möchte ich Ihnen allen im Namen des Zentralen Komitees für Ihre herausragenden Leistungen bei der Kultivierung dieser neuen Welt des Imperiums gratulieren. In knapp fünfzehn Jahren haben Sie es geschafft, auf Aventine festen Fuß zu fassen, und nun sehen Sie sogar der Kolonialisierung von Caelian und Palatine entgegen.
Gewiss, die natürlichen Ressourcen für dieses Vorhaben stehen jederzeit zur Verfügung, und es ist auch deutlich zu erkennen, dass es Ihnen nicht an Mut fehlt. Die Begutachtung Ihrer Fortschritte durch das Komitee hat allerdings deutlich gezeigt, dass der Mangel an Cobras – die Ihnen als Vorkämpfer für Ihre Bemühungen dienen – Ihre Expansionsbestrebungen stark eingeschränkt hat und weiterhin einschränken wird.«
Jonny spürte, wie ihm der Atem stockte. D’arls Blick machte die Runde um den Tisch, fiel ihm auf, und einen Moment lang sahen die beiden Männer sich in die Augen.
»Fast von Anfang an«, fuhr D’arl kühl fort, »enthielten Ihre Berichte Anfragen nach weiteren Cobras, und das Komitee hat alles getan, um Ihren Wünschen zu entsprechen. Wir haben Cobra-Transporte in diese Kolonie unterstützt, und zwar in solchem Ausmaß, dass der Armee kaum noch zwei Kompanien für die Verteidigung des Imperiums bleiben. Ein solcher Aderlass kann logischerweise nicht endlos fortgesetzt werden, daher ist das Komitee zu folgender Lösung gelangt.«
Jetzt kommt’s, dachte Jonny, und ihm wurde flau im Magen. Ein steter Strom von Cobras durch den Korridor, vielleicht für alle Zeiten.
Doch selbst er war auf die nächsten Worte D’arls nicht vorbereitet. »Da es für das Imperium ineffizient erscheint, Cobras auszubilden und auszurüsten, nur um sie hierherzuschicken, haben wir beschlossen, stattdessen die gesamte Operation nach Aventine zu verlegen.«
Jonny fiel die Kinnlade herunter. Nein!, rief er … obwohl ihm das Wort nicht hörbar über die Lippen kam. Trotzdem, D’arl bemerkte es, und als er fortfuhr, hielt er den Blick fest auf Jonny gerichtet. »Das gesamte für die Operationen und
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