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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Vergeltungsschlag.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, beruhigte er sie. »Keine Welt sollte zweimal innerhalb einer Generation um ihr Überleben kämpfen müssen.«
    Danice schüttelte erschöpft den Kopf. »Sie kennen nicht einmal die Hälfte. Allein die sozialen Umwälzungen … wissen Sie, nach dem Krieg wurden eine Menge Bücher über uns geschrieben, Bücher, in denen viele der Leute aus dem Untergrund namentlich aufgelistet wurden. Nun, das Vereinte Oberkommando jedenfalls beschloss, das Leben dieser Menschen sei in Gefahr, sollten die Trofts noch einmal auftauchen, daher haben sie allen, die in den Büchern erwähnt wurden, irgendwo anders auf dem Planeten eine neue Identität verschafft. Ich hatte große Mühe, meine eigenen Eltern ausfindig zu machen.«
    Vor ihnen sah Jonny den Kontrollturm des Star Field, der sich vor dem letzten rötlichen Schimmer am südwestlichen Himmel abhob. »Dieser Pilot, den Sie ausgesucht haben, hält er das auch für eine Übung?«

    »Theoretisch, ja. Aber Don ist nicht auf den Kopf gefallen – möglicherweise ist er dahintergekommen, dass es um mehr geht. Wie auch immer, Sie haben mehrere Tage Zeit, das mit ihm auszudiskutieren.« Sie sah ihn nachdenklich an. »Sie mögen es wirklich nicht, wenn Sie anderen Ihr Leben anvertrauen müssen, hab ich Recht? Wahrscheinlich ist es schwer, die Gewohnheiten eines Cobras abzulegen.«
    »Nicht so schwer, wie Sie vielleicht denken.« Jonny schüttelte den Kopf. »Sie sehen mich immer noch aus der Erinnerung einer Zehnjährigen. Aber damals war ich genauso auf andere Menschen angewiesen wie Sie heute.«
    Das war natürlich keine Antwort auf ihre Frage. Er mochte es tatsächlich nicht, auf andere angewiesen zu sein, schon gar nicht, wenn so viel auf dem Spiel stand.
    Aber vielleicht gewöhnte er sich noch daran.
     
    »Komitee-Mitglied Vanis D’arls Büro«, verkündete das gelangweilte Gesicht auf dem Monitor des Fons.
    »Jame Moreau, bitte«, meinte Jonny zu der Frau und beobachtete sie genau. Wenn sie sich nur im Geringsten anmerken ließ, dass sie ihn wiedererkannte …
    »Wen darf ich melden, Sir?«, fragte sie.
    »Teague Stillman – ich war früher Bürgermeister seiner Heimatstadt. Sagen Sie ihm, es sei wichtig.«
    Jonny hielt den Atem an, doch sie sagte nichts weiter als »Einen Augenblick bitte«, bevor ihr Bild durch einen stilisierten Kuppeldom ersetzt wurde. Das hiesige ›Warte‹-Symbol, vermutete Jonny und aktivierte automatisch seine Zeitschaltung. Er würde Jame zwei Minuten geben, sich zu melden, bevor er davon ausging, dass die Frau die Polizei gerufen hatte und er verdammt schnell aus der Gegend verschwinden musste.
    »Hallo, Jonny.«
    Jonny riss sich von der Begutachtung möglicher Fluchtwege los. Wenn Jame überrascht war, ihn zu sehen, so zeigte er das jedenfalls nicht. »Hi, Jame«, sagte er vorsichtig. »Äh …«

    »Die Leitung ist sicher«, sagte sein Bruder. »Wie geht es dir?«
    »Gut, danke, aber ich brauche deine Hilfe. Ich müss…«
    »Ja, ich weiß Bescheid. Verdammt nochmal, Jonny – hör zu, wo steckst du?«
    Jonny spürte, wie sich eine eiskalte Faust um seine Eingeweide schloss. »Wieso?«
    »Was glaubst du, wieso?« Jame fuchtelte gereizt mit der Hand. »Schon gut – mach es, wie du willst. Ich habe mich bereits weit genug aus dem Fenster gelehnt.«
    Jonny biss die Zähne zusammen. »Ich stehe an einem öffentlichen Fon-Platz in der V’awter Street, ein kleines Stück nördlich des Carle-Park.«
    Jame seufzte. »Also gut. Ich bin in spätestens einer halben Stunde dort und hole dich ab. Und bleib, wo du bist – verstanden?«
    »Verstanden. Und danke.«
    Die steife Haltung seines Bruders lockerte sich ein wenig, und über sein Gesicht huschte sogar ein dünnes, wohlbehütetes Lächeln. »Ja, bis gleich.«
    Genau zwanzig Minuten später war er da, und obwohl Jonny mit der gegenwärtigen Mode nicht auf dem Laufenden war, erkannte er in dem Wagen seines Bruders sofort ein absolutes Topmodell. »Nicht schlecht«, nickte Jonny anerkennend, als er neben Jame einstieg und in den dicken Polstern versank. »Ein, zwei Ecken besser als Dads alte Kiste.«
    »Wenn uns jemand sieht, werde ich die Karre nicht mehr lange fahren«, erwiderte Jame bissig, während er sich in den fließenden Verkehr einfädelte. »Wir können nur von Glück reden, dass die Suchmeldung nach dir auf das Militär beschränkt war und nicht öffentlich gemacht wurde. Was hast du dir eigentlich dabei gedacht, aus der Haft

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