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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Geräusche, die entstehen, wenn etwas Schweres vom Tisch gehoben wird … spürte, wie der Tisch vom Bett fortgeschoben wurde … hörte undeutliche Stimmen, die sich kurz unterhielten, dann bewegte er sich wieder, bog um mehrere Ecken, brachte eine lange Fahrt mit dem Lift hinter sich …
    Als er endlich wieder ans Licht gedreht wurde, war er mit Danice allein in einer Tiefgarage. »Beeilen Sie sich«, flüsterte sie, während sie mit zitternden Händen seine Fesseln löste. »Wir müssen Sie vom Planeten schaffen, bevor die merken, dass nicht Sie dort oben im Bett liegen.«
    »Wer liegt denn dort?«, fragte Jonny, als sie im Laufschritt auf einen unauffälligen grauen Wagen zusteuerten.
    »Fritz – einer der medizinischen Übungsroboter der Klinik.« Sie kletterte dabei hinters Lenkrad und atmete tief durch. »Wir hatten ein paar Minuten Zeit, ihn zurechtzumachen, aber sobald jemand die Maske herunterzieht, fliegt alles auf.«
    »Soll ich fahren?«, fragte Jonny, als er ihre angespannten Gesichtszüge sah.
    Ein kurzes Kopfschütteln. »Irgendwann muss ich mich daran gewöhnen. Warum also nicht jetzt?«
    Sie lenkte den Wagen durch die Tiefgarage, eine Rampe hinauf und hinaus in das geschäftige Treiben des Frühabendverkehrs. Jonny ließ sie schweigend ein paar Minuten fahren, dann fragte er: »Wo fahren wir hin?«
    »In ungefähr zwei Stunden startet ein Frachter nach Palm«, sagte sie, ohne ihn anzusehen. »Wir mussten eine scheußliche Riesenmenge Hartkunststoff ausladen, um eine Jacht und einen
Piloten für Sie an Bord zu schaffen – ihm können Sie erklären, wo und wann genau Sie sich vom Frachter verabschieden wollen.«
    Jonny nickte, ein wenig benommen von dem Tempo, in dem dies alles geschah. »Darf ich fragen, wem ich das alles zu verdanken habe?«
    »Wollen Sie das wirklich wissen?«, konterte sie.
    Jonny dachte darüber nach. Die Frage war alles andere als belanglos. »Ja«, meinte er schließlich.
    Sie seufzte. »Also gut. Eins vorweg: Sie können Ihre schlimmsten Befürchtungen begraben – wir sind keine kriminelle Gruppe. Tatsächlich sind wir in gewissem Sinn sogar ein offizieller Arm des Vereinten Oberkommandos des Imperiums.« Sie schnaubte. »Das kann sich allerdings nach dieser Geschichte ändern. Wir sind das, was man unter der Bezeichnung Untergrund-Verteidigungsnetz versteht, eine Organisation, die in diesem Krieg die Rolle übernehmen soll, die Sie und die Untergrundorganisation meiner Eltern im letzten gespielt haben. Nur dass wir keine Cobras haben werden.«
    »Sie hören sich an wie einer meiner Wachtposten«, murmelte Jonny. »War er es, der Ihnen von mir erzählt hat?«
    Danice sah ihn sichtlich überrascht an. »Sie sind noch genauso flink, wie ich Sie in Erinnerung habe. Ja, er gehört zu einer Handvoll stiller Verbindungen zwischen Militär und UVN. Ich glaube allerdings nicht, dass seine unmittelbaren Vorgesetzten davon wissen. Er war es, der Ihre Verhaftung an unser Kommunikationsnetz weitergegeben hat.«
    »Und der Sie alle überzeugt hat, dass ich es wert bin, den Behörden die Stirn zu bieten?«
    Sie lächelte bitter. »Nichts dergleichen. Jeder, der uns hilft, hält dies für nichts anderes als eine weitere Übung. Befreiung eines Gefangenen unter den Blicken des Feindes, Kurs 101, Abschlussprüfung.«
    »Nur Sie nicht.« Die Frage lag auf der Hand, er stellte sie erst gar nicht.

    »Im letzten Krieg war ich noch ein Kind, Jonny«, erklärte sie ruhig, »aber was ich noch davon weiß, reicht, um mich zwei oder drei Leben lang zu verfolgen. Ich will das nicht noch einmal durchmachen. Aber wenn das Imperium in den Krieg zieht, werde ich das wohl müssen.«
    »Vielleicht auch nicht«, begann Jonny vorsichtig.
    »Was soll das heißen, ›vielleicht auch nicht‹?«, brauste sie auf. »Glauben Sie, die machen sich all die Mühe nur zum Spaß? Sie wissen ganz genau, dass Adirondack eines der Hauptziele der Trofts sein wird, und sie haben praktisch offen zugegeben, dass sie uns nicht verteidigen können. Die nackte, schlichte Wahrheit ist, sie haben unsere Welt abgeschrieben und wollen uns an den Gedanken gewöhnen, entweder unterzugehen oder aus eigener Kraft zu schwimmen. Und das alles wegen nichts .« Sie brach ab und holte tief Luft. »Tut mir leid, Jonny. Ich bin sicher, Aventine bedeutet Ihnen viel, aber ich kann einfach nicht mit ansehen, wie Adirondack und vielleicht noch Silvern und Iberiand dazu in einem Krieg geopfert werden, der am Ende nichts weiter ist als ein

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