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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Viljo eigentlich gegen mich?«
    Halloran sah ihn an, und Jonny bemerkte, dass er die Stirn runzelte. »Weißt du das etwa nicht?«
    »Das habe ich doch gerade gesagt, oder? Mag er vielleicht keine Leute, die mehr als zehn Lichtjahre von der Erde geboren wurden?«
    »Doch, durchaus … solange sie ihm nicht zeigen, dass sie irgendetwas besser können als er.«
    Jonny blieb abrupt stehen. »Was meinst du damit? So etwas habe ich nie getan.«
    Halloran seufzte. »In deinen Augen vielleicht nicht, aber jemand wie Rolon macht eine andere Rechnung auf. Hör zu, kannst du dich noch an unser erstes Orientierungstreffen erinnern, zu dem er zu spät kam? Wen hat Bai ihm als gutes Beispiel vorgehalten?«
    »Na ja … mich. Aber doch nur deswegen, weil ich als Letzter vor ihm eingetroffen war.«
    »Wahrscheinlich«, räumte Halloran ein. »Aber das wusste Rolon nicht. Und dann hast du uns alle am ersten Abend beim King’s Bluff nach Strich und Faden ausgenommen. Die Leute von der Erde sind seit langem dafür bekannt, dass sie die besten Spieler sind, und vermutlich hat das das Fass zum Überlaufen gebracht.«
    Jonny schüttelte verständnislos den Kopf. »Aber ich hatte es doch überhaupt nicht darauf abgesehen, ihn zu schlagen …«
    »Natürlich hattest du – jeder hat es darauf abgesehen, bei einem Spiel zu gewinnen«, meinte Deutsch. »Vielleicht wolltest du ihn nicht demütigen, aber in gewisser Weise macht es das
sogar noch schlimmer. Für jemanden mit Rolons Ader für Konkurrenz war es unerträglich, von jemandem fertiggemacht zu werden, der nach seiner Ansicht gesellschaftlich unter ihm steht und sich noch nicht mal richtig Mühe gibt.«
    »Was soll ich also tun – mich auf den Rücken wälzen und für ihn den toten Mann markieren?«
    »Nein, du sollst auch weiterhin alles so gut machen, wie du kannst, und zum Teufel mit seinem Ego«, meinte Deutsch genervt. »Vielleicht befriedigt es sein seltsames Ehrgefühl, dass er dich ganz geschickt in Mendros Hütte hineinmanövriert hat. Wenn nicht …« Er zögerte. »Also, wenn er nicht lernt, mit dir zusammenzuarbeiten, dann wollen wir ihn, glaube ich, auch nicht auf Adirondack.«
    Jonny sah ihn an. Einen kurzen Augenblick lang war Deutschs ruhige, humorvolle Art verschwunden, und darunter kam ein finsterer Ernst zum Vorschein. »Weißt du«, sagte Jonny, um Beiläufigkeit bemüht, »du wirkst oft so, als wärst du nicht sonderlich besorgt über das, was auf deiner Welt passiert.«
    »Meinst du, weil ich lache und herumalbere?«, fragte Deutsch. »Oder weil ich mich dafür entschieden habe, ein paar Monate lang auf Asgard herumzuhängen, anstatt mir einen Laser zu schnappen, zurückzurennen und zu helfen?«
    »Hm … wenn du es so ausdrückst …«
    »Adirondack ist mir alles andere als egal, Jonny. Aber ich sehe keinen Vorteil darin, mir ständig den Kopf darüber zu zerbrechen, was die Trofts vielleicht gerade meiner Familie und meinen Freunden antun. Im Augenblick kann ich ihnen am besten helfen, wenn ich ein so guter Cobra wie möglich werde – und indem ich euch dazu anhalte, das Gleiche zu tun.«
    »Damit will er vermutlich andeuten, dass wir zurück zum Training sollten«, meinte Halloran grinsend.
    »Einen psychologisch ausgebildeten Verstand kann man nicht täuschen«, erwiderte Deutsch und grinste schief, und damit war der vorübergehende Einblick in die Tiefen seiner Seele wieder versperrt. Doch zum ersten Mal wurde Jonny wirklich bewusst,
welche Art von Männern die Armee für diese Einheit ausgewählt hatte.
    Die Art von Männern, denen sich anzuschließen man ihn für wert befunden hatte.
    Und das rückte die Affäre mit Viljo endgültig ins rechte Licht. Zu riskieren, bei den Cobras rausgeworfen zu werden wegen einer Sache, die im Grunde nicht mehr war als ein emotionaler Mückenstich, war der absolute Gipfel der Dummheit. Von jetzt an, beschloss er, wollte er Viljos Hohn nur noch als eine Übung im Entwickeln von Geduld betrachten. Wenn Deutsch es schaffte durchzuhalten, obwohl sein Planet von den Aliens besetzt war, würde Jonny bestimmt auch mit Viljo fertigwerden.
    Sie hatten inzwischen den Ausgang erreicht, und Halloran führte sie nach draußen. »Augenblick mal, wir sind auf der falschen Seite des Gebäudes«, sagte Jonny, blieb stehen und sah sich um. »Das Übungsgelände ist da entlang, oder?«
    »Stimmt.« Halloran nickte vergnügt. »Aber für Cobras geht es querfeldein schneller als durch alle Flure.«
    »Querfeldein, du meinst: drum herum?«,

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