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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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nach den bestmöglichen Schätzungen des Sensor- und Reflexvermögens der Trofts programmiert«, erklärte Bai gerade, »und die Leute, die sie bedienen, sind die Besten. Also verlassen Sie sich nicht darauf, dass sie irgendwelche dummen Fehler machen. Sie sind mit Farbpatronen ausgerüstet, und wen sie treffen, der ist offiziell erledigt. Geraten Sie in den Lichtstrahl auf der Mauer, sind Sie ebenfalls erledigt. Wenn Sie zu viel Lärm machen – was die von uns aufgestellten Messgeräte bestimmen -, verlieren Sie nicht nur Punkte, sondern hetzen sich auch die ferngesteuerten Roboter auf den Hals und sind erledigt. Dazu kommt noch, dass es im Gebäude verschiedene automatische Waffen und intelligente Sprengladungen gibt, die Sie umgehen müssen – und fragen Sie erst gar nicht, um welche Art es sich handelt, denn das verrate ich Ihnen nicht. Noch Fragen? Nun? Also schön. Aldred, vorn Mitte, alle anderen rüber zu dem Zeltdach links von Ihnen.«
    Einer nach dem anderen stellten sich die Rekruten neben Bai auf und liefen quer über das matschige Feld. Bai hatte vergessen zu erwähnen, dass ein Abschuss von einem Alarmsignal verkündet wurde, und als auf das Verschwinden eines Mannes nach dem anderen hinter der Mauer früher oder später dieses hämische Plärren folgte, bekam die leise Unterhaltung unter dem Schutzdach einen zunehmend nervösen Unterton. Als der achte
Rekrut, der hinübergestiegen war – Deutsch, wie es der Zufall wollte -, wieder über der Mauer auftauchte, ohne den Alarm ausgelöst zu haben, war der kollektive Stoßseufzer ebenso vielsagend wie der ausufernde Beifall.
    Nur zu bald war Jonny an der Reihe. »Also gut, Moreau, alles ist wieder eingestellt«, meinte Bai zu ihm. »Nicht vergessen, Sie werden nach Lautlosigkeit und Beobachtungsgabe beurteilt, nicht nach Geschwindigkeit. Lassen Sie sich Zeit, und denken Sie an all die Sachen, über die ich Ihnen an den letzten Abenden Vorträge gehalten habe, dann kommen Sie schon zurecht. Klar? Also los.«
    Jonny rannte los, quer durch den Schlamm. Er lief vornübergebeugt, um allen hypothetischen optischen Sensoren ein kleineres Ziel zu bieten. Zehn Meter vor der Mauer wurde er langsamer und suchte jetzt gleichzeitig nach Stolperdrähten, nach an der Mauer angebrachten Sensoren und nach möglichen Kletterrouten. Er bemerkte keinerlei Gefahr, allerdings wies die Mauer auch keinen erkennbaren Halt auf. Vom Sockel aus ließ Jonny ein letztes Mal den Blick suchend über die Mauer schweifen. Dann ging er in die Knie, hoffte, dass seine Schätzung genau genug war, und sprang. Wenn überhaupt, verschätzte er sich nach oben, und seine Finger glitten am Scheitelpunkt seiner Sprungkurve mühelos über den oberen Mauerrand.
    So weit, so gut. Von seinem neuen Aussichtspunkt aus konnte Jonny den fotoelektrischen Mechanismus erkennen und schloss daraus, dass er für das Überqueren der Mauer höchstens zwanzig Zentimeter Spielraum brauchte. Eine vergleichsweise einfache Aufgabe … vorausgesetzt, er hetzte sich dabei nicht die Pseudotrofts auf den Hals.
    Mit einem Klicken seiner Backenzähne aktivierte er die akustischen Verstärker, klickte noch dreimal und fuhr sie zur Maximalleistung hoch. Das Prasseln des Regens wurde zunächst übersteuert verstärkt und pendelte sich bei einem dumpfen Grollen ein. Dahinter wurden schwächere Geräusche vernehmbar. Keines davon, entschied er, klang wie ein durch den Schlamm stapfender
Fernlenkroboter. Er drückte sich in Gedanken die Daumen, schob seinen Kopf vorsichtig über die Mauer und schaltete sein Supergehör aus.
    Das Gebäude im Innern war kleiner als erwartet: eine einstöckige Konstruktion, die vielleicht ein Zehntel der ummauerten Fläche einnahm. In seiner Nähe waren keine Wachen zu erkennen. Er wechselte die Blickrichtung und machte einen raschen Schwenk über den Rest des Innenhofes.
    Nichts.
    Entweder hatte er unfassbares Glück und alle anderen Wachen befanden sich im Augenblick auf der gegenüberliegenden Seite des Gebäudes, oder sie befanden sich alle drinnen und beobachteten ihn durch die dunklen Fenster. In beiden Fällen blieb ihm nicht viel mehr übrig, als die Gelegenheit beim Schopf zu packen. Er brachte Beine und Oberkörper auf die Mauer und schob sich auf der anderen Seite über die Kante, wobei er die Arme an die Brust legte, um den Lichtbalken zu meiden. Dann sah er zum ersten Mal unter sich die Stelle, wo er landen würde …
    … und das matte metallische Glänzen eines Fernlenkroboters, der

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