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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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fragte Jonny und blickte an dem achtstöckigen Gebäude entlang, das sich zu beiden Seiten eine halbe Unendlichkeit weit erstreckte.
    »Ich meine: drüber weg«, verbesserte ihn Halloran. Er stellte sich mit dem Gesicht zur Wand und ging in die Knie. »Der Letzte oben ist eine lahme Ente – und die Fenster, die du zerbrichst, werden dir vom Sold abgezogen.«
     
    Die zweite Woche verstrich wie die erste – mit langen Tagen der Ausbildung und ebenso langen – so schien es zumindest – Abenden theoretisch-militärischen Unterrichts. Alle ein, zwei Tage bekamen sie neue Computermodule, von denen jedes ihnen ermöglichte, eine neue Waffe aus ihrem Arsenal einzusetzen. Jonny lernte, seine Schallwaffen einzusetzen und wie man sie auf andere Frequenzen einstellen konnte, für die die Trofts besonders anfällig waren. Er lernte, seinen Bogenwerfer auszulösen, einen Stromstoß mit hoher Spannung, der längs der von seinem rechten
Fingerspitzenlaser ausgebrannten Ionisationsspur verlief, lernte, wie man damit erfolgreich elektronische Geräte verschmorte, lernte schließlich, wie man den Antipanzerlaser in seiner linken Wade bediente, gleichzeitig die stärkste und unhandlichste seiner Waffen. Er war am Schienbein entlang nach unten gerichtet, sein Strahl wurde mit Hilfe von Glasfaserkabeln durch den Knöchel geleitet, um schließlich durch eine bewegliche Bündellinse unter seiner Ferse auszutreten. An jenem Tag wurden zusammen mit dem Computermodul spezielle Stiefel ausgegeben, und als er lernen wollte, wie man auf einem Bein stehend feuert, verfluchte Jonny mit den übrigen Rekruten zusammen den Idioten, der für diese Konstruktion verantwortlich war. Bai behauptete zwar, sobald sie ihre programmierten Reflexe besäßen, würden sie dahinterkommen, wie vielseitig der Laser war, doch ernstlich glaubte ihm das niemand.
    Trotz all der Arbeit, dem Üben und Auswendiglernen – trotz seiner körperlichen und geistigen Erschöpfung – entgingen Jonny zwei Dinge nicht: Zum einen hörte nach dem Zwischenfall im Speisesaal Viljos Spott fast vollständig auf, obwohl dieser sich ihm gegenüber weiterhin äußerst reserviert verhielt, zum anderen neigte Bai in der Tat dazu, ein besonderes Auge auf Jonny zu haben.
    Letzteres setzte ihm viel mehr zu, als er zugeben wollte. Viljos Andeutung, die Familie Moreau habe den Ausbilder bestochen, war natürlich absurd … aber zumindest ein Teil der anderen Rekruten musste die Beschuldigung mitbekommen haben, und wenn Jonny Bais Verhalten auffiel, dann auch ihnen. Wie dachten sie darüber? Nahmen sie an, dass ihm außerhalb des Trainingsgeländes besondere Privilegien zuteilwurden?
    Was entscheidender war: Weshalb tat Bai es überhaupt?
    Er war gewiss nicht der Vorzeigerekrut – Deutsch war der beste Beweis dafür. Aber er war auch nicht der schlechteste. Weil er der Jüngste war? Der Älteste? Kam er äußerlich einem alten Freund/Feind am nächsten? Oder – ein erschreckender Gedanke – teilte Bai insgeheim einige von Viljos Vorurteilen?

    Doch was immer der Grund war, ihm fiel keine andere Reaktion ein als die, die er bereits erprobte: es nach außen hin mit so viel Gleichmut und innerer Ruhe zu ertragen, wie er aufbringen konnte. Wie sich herausstellte, war dies erfolgreicher als erwartet, und als die zweite Woche sich ihrem Ende näherte, konnte er sich ohne die geringste Nervosität Bais Bemerkungen stellen oder Seite an Seite mit Viljo arbeiten. Ob die anderen Rekruten seine neue Einstellung bemerkten, wusste er nicht, aber zumindest Halloran ließ diesbezüglich eine Bemerkung fallen.
    Und dann begann die dritte Woche, und alles, was bis dahin geschehen war, erschien ihnen im Vergleich dazu wie ein gemütlicher Sommerspaziergang … denn am ersten Tag dieser Woche begannen sie, mit den von ihren Computern errechneten Reflexen zu arbeiten.
    »Es ist kinderleicht«, erklärte Bai und deutete auf die Decke kaum zwei Meter über ihren Köpfen. »Zuerst programmieren Sie Ihre Zielerfassung auf die Stelle, die Sie zu treffen beabsichtigen, dann springen Sie und versetzen Ihren Körper dabei in eine rückwärtige Drehung.« Er beugte seine Knie, streckte sie und drückte gleichzeitig dabei seinen Rücken durch. »Anschließend lassen Sie locker und überlassen Ihrem Computer die Steuerung der Servos. Versuchen Sie nicht, dagegen anzukämpfen, Sie zerren sich nur die Muskeln und erschweren es Ihrem Unterbewusstsein, sich daran zu gewöhnen, dass etwas anderes Ihren Körper steuert. Noch

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