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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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denen sie Gelegenheit erhielten, die Techniken, die sie bislang nur im Tageslicht eingesetzt hatten, mit ihrem verbesserten Nachtsehvermögen bei Dämmerung
und Dunkelheit zu üben. Alles schien einem Höhepunkt entgegenzusteuern und dann, fast unerwartet – obwohl sie alle den Zeitplan kannten -, war es vorbei.
    Fast.
    »Irgendwann, Cobras, kommt der Zeitpunkt«, erklärte ihnen Bai an jenem letzten Nachmittag, »wenn die Ausbildung einen Sättigungspunkt erreicht, wo man mit Drill und Training nicht mehr erreicht als mit einem letzten Schliff. Das ist für einen Edelstein oder einen Athleten in Ordnung, Sie jedoch sind keines von beiden, sie sind Krieger. Und für Krieger gibt es keinen Ersatz für echte Kampferfahrung.
    Von morgen früh an werden Sie also Kampferfahrung bekommen. Und zwar vier Tage lang: zwei allein, und zwei innerhalb einer Einheit. Sie werden gegen die gleichen Fernlenkroboter kämpfen, an denen Sie ausgebildet wurden, Ihre eigenen Waffen und Fähigkeiten werden identisch sein mit denen, die Sie besitzen werden, wenn man Ihnen in fünf Tagen, von jetzt an gerechnet, Ihre Kampf-Nanocomputer einsetzt. Also. Jetzt ist es 16.00 Uhr, und Sie haben bis morgen früh um 8.00 Uhr, wenn man Sie mit einem Fahrzeug auf das Testgelände bringt, ganz offiziell dienstfrei. Ich rate Ihnen, heute Abend zu essen, als würden Sie für vier Tage auf Feldrationen gesetzt – denn genauso wird es sein -, und sich ordentlich auszuschlafen. Noch Fragen? Einheit weggetreten.«
    Als sich die Gruppe an diesem Abend nach dem Essen in Jonnys Zimmer versammelte, waren alle sehr ernst. »Ich bin gespannt, wie das wird«, meinte Noffke, der am Tisch saß und nervös die Karten mischte.
    »Leicht wird es jedenfalls nicht.« Singh seufzte. »Wir hatten schon leichte Verletzungen, als noch jeder wusste, was er selber und sein Gegner tut. Gut möglich, dass wir da draußen jemanden verlieren.«
    »Oder mehrere«, gab Halloran ihm Recht. Er stand am Fenster und starrte hinaus. Über seine Schultern hinweg konnte Jonny die Lichter eines anderen Teils des Freyr Complex funkeln sehen,
und, weiter entfernt, die Lichter von Fernesee, der nächsten Stadt. Irgendwie erinnerte ihn das an sein Zuhause und seine Familie, ein Gedanke, der seine Trübsal noch verschlimmerte.
    »Die machen das ja wohl kaum so gefährlich, dass einer von uns tatsächlich dabei draufgehen kann, oder?«, fragte Noffke, obwohl sein angespannter Gesichtsausdruck vermuten ließ, welche Antwort er erwartete.
    »Wieso nicht?« gab Halloran zurück. »Klar, sie haben eine Menge in uns investiert – aber es ergibt keinen Sinn, Truppen landen zu lassen, die gerade so eben den Anforderungen entsprechen, nur damit sie im selben Augenblick, wenn sie den Boden Adirondacks betreten, abgeschossen werden. Wieso, glaubst du, haben sie das Einsetzen unserer Computer bis nach dem Test verschoben?«
    »Um überall dort, wo es möglich ist, Geld zu sparen«, knurrte Jonny. »Parr, hör auf, die Karten zu mischen – gib aus oder leg sie weg.«
    »Weißt du, was wir brauchen?«, meldete sich Viljo unvermittelt zu Wort. »Wir müssen hier mal raus. Ein paar Drinks, gute Musik, ein wenig Unterhaltung mit richtigen Menschen – besonders der weiblichen Art …«
    »Und wie willst du Mendro überreden, dass er uns für diesen kleinen Ausfall rauslässt?«, meinte Deutsch mit verächtlichem Schnauben.
    »Ehrlich gesagt, ich hatte nicht vor, ihn zu fragen«, sagte Viljo ruhig.
    »Schätze, das gilt als unerlaubtes Entfernen von der Truppe«, gab Halloran zu bedenken. »Es gibt eine Menge einfacherer Möglichkeiten, rausgeworfen zu werden.«
    »Unsinn. Bai hat gesagt, wir hätten dienstfrei, oder? Überhaupt, hat uns irgendjemand jemals ausdrücklich gesagt, wir dürften den Freyr Complex nicht verlassen?«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Na ja, jetzt wo du es sagst«, gab Halloran zu. »Aber …«
    »Kein Aber. Wir können uns hier mit Leichtigkeit rausschleichen – der Laden hier ist nicht einmal so streng bewacht wie eine
gewöhnliche Militärbasis. Kommt schon – heute Nacht wird sowieso keiner von uns gut schlafen. Dann können wir uns auch ein wenig Spaß gönnen.«
    Weil wir morgen vielleicht sterben werden. Niemand sprach es laut aus, dem Scharren der Füße nach war jedoch klar, dass jedem ähnliche Gedanken durch den Kopf gingen … und nach einer weiteren kurzen Stille erhob sich Halloran. »Klar. Wieso eigentlich nicht?«
    »Ich bin dabei«, meinte Noffke sofort

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