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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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dort stand.
    Ein einziger Gedanke – das ist nicht fair! -, für mehr blieb ihm keine Zeit. Er schaltete seine Zielerfassung ein, brachte seine Hände mit einem Ruck in Feuerstellung und verpasste dem Roboter einen doppelten Laserstoß. Da er sich ganz auf das Feuern konzentrierte, geriet seine Landung kurz darauf unbeholfen bis zur Peinlichkeit. Wenigstens blieb ihm die Genugtuung, dass der Posten im selben Augenblick zu Boden ging wie er selbst.
    Doch noch bestand kein Grund, sich auf die Schulter zu klopfen, und noch bevor er sein Gleichgewicht richtig wiedergefunden hatte, rannte Jonny auf das Gebäude zu. Wo immer sich die übrigen Fernlenkroboter befanden, bestimmt entdeckten sie ihren niedergeschossenen Kollegen sehr bald, und bis dahin musste er verschwunden sein. Er erreichte das Gebäude, stahl sich zur
Ecke und warf rasch einen Blick um dieselbe. Niemand zu sehen, allerdings war da die Treppe, die zur Eingangstür führte. Er rannte wieder los und steuerte darauf zu.
    Auch ohne seine akustischen Verstärker war der Summer, der neben ihm losging, ohrenbetäubend laut. Jonny stieß einen leisen Fluch aus. Offenbar war er auf einen der automatischen Posten gestoßen, vor denen Bai sie gewarnt hatte. In Eile oder nicht, er hätte sich die Zeit für eine sorgfältige Prüfung nehmen sollen. Jetzt war es zu spät, und es blieb ihm nichts weiter übrig, als sich für den Nahkampf bereitzumachen. Wenn es ihm gelang, ins Haus hineinzukommen, bevor die Roboter auf den Alarm reagierten, hatte er vielleicht noch eine Chance … er war an der Tür und richtete gerade seinen Laser auf das Schloss aus Weichmetall, als ein Fernlenkroboter um die Ecke bog.
    Jonny warf sich im Hechtsprung von dem Gebäude fort, schwenkte den Arm herum und nahm den Posten in die Zielerfassung. Doch noch während er abdrückte, flog die Tür neben ihm krachend auf, und bevor er den Kopf drehen und hinsehen konnte, spürte er den dumpfen Aufprall einer Farbpatrone auf den Rippen.
    Und dann gab das Tröten des Alarmhorns auf der Mauer der ganzen Welt sein Versagen bekannt. Jonny kam sich wie ein Idiot vor, rappelte sich auf und suchte nach dem Ausgang.
    »Lassen Sie sich das eine Lehre sein«, rief jemand aus dem Gebäude. Jonny drehte sich um und sah einen Mann mit einem Cobra Operations -Aufnäher auf dem Overall hinter dem Fernlenkroboter stehen, der ihn abgeschossen hatte. »Wenn Sie zwei oder mehr Ziele haben, kann es tatsächlich schneller gehen, wenn Sie das erste mit den Augen erfassen und ohne die Zielerfassung feuern.«
    »Vielen Dank, Sir.« Jonny seufzte. »Wie komme ich hier raus?«
    »Gleich dort drüben – gehen Sie zurück und waschen Sie sich. Und wenn es Ihnen hilft, von den anderen haben viele schlechter abgeschnitten.«

    Jonny schluckte, nickte und machte sich auf den Weg in die angegebene Richtung. Es war kein großer Trost, dass die anderen früher gestorben waren. Tot war immer noch tot.
     
    »Sieh an, die große Hoffnung von Horizon hat endlich auch einmal ins Fettnäpfchen getreten«, meinte Viljo, setzte sein Tablett am anderen Ende des Tisches ab und beehrte Jonny mit einem alles andere als herzlichen Lächeln.
    Jonny senkte den Blick auf sein Mittagessen, sagte nichts und konzentrierte sich stattdessen auf die letzten Bissen seiner Mahlzeit, während ihm das Blut ins Gesicht schoss. In den letzten Tagen waren Viljos höhnische Kommentare immer häufiger geworden, und obwohl Jonny sich alle Mühe gab, den anderen nicht an sich herankommen zu lassen, wuchs die Spannung zwischen den beiden. Er hatte Angst, irgendetwas zu tun, das ihn als übermäßig empfindlich brandmarkte oder – schlimmer noch – das seine Herkunft aus dem Siedlungsgrenzgebiet unterstrich, und er konnte nichts weiter tun, als seine Wut zurückzuhalten und darauf hoffen, dass Viljo seiner verbalen Zielübungen müde wurde.
    Wenn nicht er, dann vielleicht wenigstens andere. Jonny gegenüber beugte sich Halloran über den Tisch und sah Viljo scharf an. »Ich habe allerdings auch nicht gesehen, dass du mit großen Ehren herausspaziert gekommen wärst«, meinte er. »Tatsächlich haben sie uns allen, von Imel abgesehen, das Ego auf recht eindrucksvolle Weise zurechtgestutzt.«
    »Stimmt – aber Jonny ist es doch, den Bai ständig behandelt, als sei er der ideale Rekrut. Ist euch das noch nicht aufgefallen? Ich hab mich bloß gefragt, ob es Jonny gefallen hat, zum Sterblichen degradiert zu werden.«
    Neben Viljo rührte sich Singh auf seinem Platz.

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