Cobra
sie im Wald vorherrschten, so als wollte man sie absichtlich tarnen. Doch im Augenblick war der dekorative Sinn der Qasamaner das Letzte, was ihn interessierte. »Was ist passiert?«, stieß er hervor.
Cerenkov, der hinter F’ahls Kommandosessel stand, zeigte mit zitterndem Finger auf die nächsten, ein paar Hundert Meter entfernten Gebäude. »Die Qasamaner«, sagte er schlicht.
Pyre starrte auf den Bildschirm. Tatsächlich, sechs Gestalten hielten auf die Dewdrop zu, jede mit einer Ausbuchtung wie von einer Handfeuerwaffe an der einen, und etwas, das wie ein kleiner Vogel aussah, auf der Schulter der anderen Seite. Sechs Gestalten …
… so menschlich wie jeder Einzelne an Bord der Dewdrop .
14
Eine volle Minute stand Pyre einfach nur da, während sein Verstand heftig damit rang, die Unfassbarkeit all dessen mit dem in Einklang zu bringen, was seine Augen sahen. Menschen? Hier? – Über einhundertfünfzig Lichtjahre von der nächsten Welt des Imperiums der Menschen entfernt? Und obendrein noch jenseits der Troft-Assemblage?
Hinten im Salon räusperte sich jemand, was im Lautsprecher des InterKom auf der Brücke wie ein Schnarren klang. »Sie behaupten also, wir alle denken zu anthropomorph, Gouverneurin?«, meinte Nnamdi übertrieben beiläufig.
Ausnahmsweise schien Telek einmal um Worte verlegen. Einen Augenblick später fuhr Nnamdi fort: »Wenigstens wissen wir jetzt sicher, dass die Baliu-Domäne nicht viel mit dem Krieg zwischen den Trofts und dem Imperium zu tun hatte. Sie hätten wohl kaum vergessen zu erwähnen, dass die Qasamaner die gleiche Spezies sind wie wir.«
»Das ist unmöglich«, brummte York. »Hier kann es keine Menschen geben. Das ist einfach ausgeschlossen.«
»Also schön, es kann sie hier nicht geben«, meldete sich Christopher zu Wort. »Sollen wir rausgehen und es ihnen sagen?«
»Vielleicht sind sie eine Art Illusion«, schlug Joshua aus der Kabine der Zwillinge vor. »Eine gesteuerte psychische Halluzination oder dergleichen.«
»An solche Dinge glaube ich nicht«, fauchte York.
»Außerdem«, fügte F’ahl hinzu und tippte auf ein paar Bedienungsknöpfe, »wenn sie eine Halluzination sind, dann eine verdammt stoffliche. Der Nahbereichsradar erfasst sie problemlos und bestätigt ihre Gestalt.«
»Vielleicht sind es die Sklaven der eigentlichen Qasamaner«, schlug Cerenkov vor. »Nachkommen von Menschen, die vor Jahrhunderten
auf der Erde gekidnappt wurden. Ungeachtet dessen, Gouverneurin, wir müssen da raus und sie begrüßen.«
Telek zischte nur etwas hinter geschlossenen Zähnen und schien schließlich ihre Stimme wiedergefunden zu haben. »Captain, was zeigt das Analysegerät an?«
»Bis jetzt nichts Schädliches«, berichtete F’ahl und fuhr mit einem Finger über eines der wenigen Displays, die keine Außenansicht zeigten. »Sauerstoff, Stickstoff, Kohlensäure und andere Spurengase in vertretbaren Mengen. Äh … keinerlei Anzeichen für eine Verseuchung durch Radioaktivität oder Schwermetalle. Die Bakterienanalyse hat gerade eben erst begonnen, aber bislang gibt es keine Probleme – der Computer zeigt bei denen, die er analysiert hat, ähnliche DNA- und Proteinstrukturen an, aber keinerlei Gesundheitsrisiken.«
»Hmm. Also, ich würde die Daten später gern selbst überprüfen, aber wenn das Gesamtbild weiter Aventine gleicht, dürften Mikroben kein großes Problem darstellen. Also gut, Yuri, ich denke, Sie können aussteigen. Aber um sicherzugehen, sollten Sie einen Filterhelm tragen. Nummer zwei dürfte angemessen sein, es sei denn, qasamanische Viren sind erheblich kleiner als unsere.«
»Gut.« Cerenkov zögerte. »Gouverneurin, da bereits ein Empfangskomitee für uns unterwegs ist, würde ich gern mein ganzes Team mit rausnehmen.«
Die sechs Qasamaner hatten das Schiff jetzt fast erreicht. Pyre betrachtete das vergrößerte Bild, seine Augen wanderten von den Einzelheiten der Gesichter zu den silberblauen Vögeln, die auf der linken Schulter eines jeden hockten, und weiter zu den Pistolen, die jeder um die Hüfte geschnallt trug. »Gouverneurin, ich empfehle, Yuri zuerst alleine rauszuschicken«, schlug er vor.
»Nein, er hat Recht – wir sollten Vertrauen zeigen«, meinte Telek mit einem Seufzer.
Cerenkov wartete nicht länger. »Marck, Decker, Joshua – wir treffen uns in voller Ausrüstung an der Rampe.« Er erhielt dreimal eine Bestätigung und verließ eilig die Brücke.
»Almo?«, rief Telek, als Pyre sich umdrehte, um ihm zu folgen. »Sie
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