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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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mit einem dieser Phrijfresser. Ich musste ihm ein wenig Benimm beibringen.« Plötzlich stemmte sich Viljo von der Koje hoch und stürzte ins Bad. »Geh wieder ins Bett«, rief er Jonny über die Schulter zu. »Sollte der Kerl Ärger machen, liegen wir beide besser unschuldig schlafend im Bett, wenn die Ermittlungen losgehen.«
    »Wird er dich wiedererkennen? Ich meine …«
    »Ich glaube nicht, dass er blind war oder des Lesens unkundig, nein.«
    »Ich meine, war es hell genug, dass er deinen Namen von deiner Uniform ablesen konnte?«
    »Ja, hell genug war es … vorausgesetzt, er hatte genug Zeit, darauf zu achten. Geh wieder ins Bett, ja?«
    Klopfenden Herzens kroch Jonny zurück unter seine Decke. Musste ihm ein wenig Benimm beibringen. Was bedeutete das?
Hatte Viljo diesen Mann verletzt – vielleicht sogar schwer? Er öffnete den Mund, um nachzufragen … und schloss ihn wieder. Wollte er wirklich alle Einzelheiten wissen? »Was hast du vor?«, fragte er stattdessen.
    »Mich ausziehen und ins Bett gehen – was dachtest du?«
    »Nein, ich meinte, wirst du es melden?«
    Das Rauschen des Wassers hörte auf, und Viljo kam wieder aus dem Bad heraus. »Ich werde den Teufel tun und jemandem davon erzählen. Glaubst du, ich bin verrückt?«
    »Aber der Typ könnte schwer verletzt sein.«
    »Kaum, schließlich konnte er noch weglaufen. Außerdem war es nicht die Sorte Phrijfresser, für die es sich lohnt, die Karriere aufs Spiel zu setzen. Und das gilt auch für deine Karriere.«
    »Ich – was meinst du?«
    »Du weißt genau, was ich meine. Wenn du zu Mendro rennst und alles ausposaunst, musst du auch zugeben, dass du selber heute Abend ausgerückt bist.« Er hielt inne und musterte Jonnys Gesicht. »Abgesehen davon wäre es eine lausige Demonstration von Teamgeist, wenn du mich wegen so einer Kleinigkeit verpfeifen würdest.«
    » Kleinigkeit? Womit war er bewaffnet, mit einer Laserkanone? Du hättest dich auch ohne Kampf aus der Affäre ziehen können. Wieso bist du nicht abgehauen?«
    »Das verstehst du nicht.« Viljo kletterte in seine Koje. »Hör zu, ich habe ihn nicht wirklich verletzt, und wenn ich überreagiert haben sollte, dann ist es zu spät, jetzt noch was daran zu ändern. Also vergessen wir’s einfach, einverstanden? Wahrscheinlich meldet er es nicht mal.«
    »Und wenn doch? Wenn du es nicht zuerst meldest, sieht es so aus, als wolltest du es vertuschen.«
    »Ja gut, das Risiko gehe ich ein – und da es mein Risiko ist, wäre es mir sehr lieb, wenn du dich raushalten würdest.«
    Jonny antwortete nicht. Es wurde wieder still im Zimmer, und nach ein paar Minuten ging Viljos Atem ruhig und langsam, als würde der Kerl schlafen. Der Beweis eines reinen Gewissens,
hätte Jonnys Vater gesagt, doch in diesem Fall schien das kaum wahrscheinlich. Für Jonny war das unmittelbare Problem allerdings nicht Viljos Gewissen, sondern sein eigenes.
    Wie sollte er sich in diesem Fall verhalten? Hielt er den Mund, war das rein formal Begünstigung, und wenn der Zivilist tatsächlich schwere Verletzungen davongetragen hatte, konnte das richtigen Ärger bedeuten. Andererseits war Viljos Anspielung auf den Teamgeist ein gutes Argument. Jonny erinnerte sich, dass Bai beim Orientierungstreffen von solchen Dingen gesprochen hatte, und wenn Viljo nur einen Schläger in die Schranken gewiesen hatte, schien es wirklich am besten zu sein, den Vorfall zu vergessen.
    Argument, Gegenargument. Und angesichts der mageren Informationen, die er hatte, konnten sich die beiden Argumente in seinem Kopf die ganze Nacht gegenseitig im Kreis jagen.
    Sie gaben sich alle Mühe, genau das zu tun, und hielten ihn die nächsten anderthalb Stunden sinnlos wach. Einer nach dem anderen kamen seine vier Zimmergenossen durch das offene Fenster herein, zogen sich aus und gingen schlafen. Wenigstens war keiner von ihnen geschnappt worden, und endlich gelang es Jonny, seine Sorgen zu verdrängen und einzuschlafen. Seine Träume jedoch waren wild und spannungsgeladen, und als das Wecken ihnen ein Ende bereitete, fühlte er sich schlimmer, als hätte er die ganze Nacht wachgelegen.
    Irgendwie schaffte er es, sich anzuziehen und zusammen mit den anderen in den Speisesaal zu gehen, ohne dass irgendjemand eine Bemerkung über seine müden Augen gemacht hätte. Und weder trafen MPs ein, während sie beim Essen saßen, noch wartete jemand beim Transporter, als sie sich mit den übrigen Rekruten hineinzwängten. Und mit jedem geflogenen Kilometer wurde Jonny

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