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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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ein wenig leichter ums Herz. Gewiss hätte ihre Dienststelle sie nicht fortgelassen, wenn irgendwelche Klagen über ein Fehlverhalten von Cobras in der Stadt vorgelegen hätten. Offenbar hatte Viljos Gegner tatsächlich beschlossen, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen.

    Eine Stunde später erreichten sie das einhunderttausend Hektar große Testgelände, und nachdem Bai ihnen neue Computermodule, zusätzliches Material und letzte Anweisungen gegeben hatte, ließ er sie auf ihre individuellen Angriffsziele los. Jonny verbannte die vergangene Nacht aus seinen Gedanken und bereitete sich darauf vor, seine Prüfung zu überleben.
    Daher war es keine geringe Überraschung, als er bei seiner Rückkehr ins Feldhauptquartier einen wartenden MP-Transporter vorfand. Noch größer war der Schock, als er feststellte, dass er auf ihn wartete.
     
    Der junge Mann, der neben Mendros Schreibtisch unruhig in seinem Sessel hin und her rutschte, war zweifellos in eine Schlägerei geraten. Schnellheilverbände bedeckten eine Wange und seinen Kiefer, und sein linker Arm war mitsamt Schulter in jene Sorte Gussverband aus geriffeltem Plastik gehüllt, den man benutzte, um die Heilung gebrochener Knochen zu beschleunigen. Was von seinem Gesicht zu erkennen war, wirkte nervös, aber entschlossen.
    Mendros Miene war lediglich entschlossen. »Ist das der Mann?«, fragte er ihn, als Jonny sich in den Sessel setzte, den ihm sein Bewacher von der Militärpolizei zugewiesen hatte.
    Der Blick des Zivilisten huschte kurz über Jonnys Gesicht und kam auf seiner Uniformjacke zur Ruhe. »Es war zu dunkel, um sein Gesicht genau zu erkennen, Commander«, meinte er. »Aber der Name stimmt, das ist sicher.«
    »Verstehe.« Mendros Blick bohrte sich in Jonnys Augen. »Moreau, Mr. P’alit hier behauptet, Sie hätten ihn gestern Abend hinter der Thasser-Eya-Bar in Fernesee tätlich angegriffen. Ja oder nein?«
    »Nein«, brachte Jonny zwischen trockenen Lippen hervor. Im Nebel aus Unwirklichkeit, der den Raum füllte, nahm plötzlich ein schrecklicher Verdacht Gestalt an.
    »Aber Sie waren gestern Abend in Fernesee?«, hakte Mendro nach.

    »Ja, Sir, war ich. Ich … habe mich rausgeschlichen und wollte versuchen, ein wenig auszuspannen, bevor heute die Abschlussprüfung beginnt. Ich war nur knapp zwei Stunden dort …«, er sah kurz zu P’alit hinüber, »… und ganz bestimmt habe ich mich mit niemandem geprügelt.«
    »Er lügt«, sagte P’alit laut und deutlich. »Er war …«
    Mendros Geste brachte ihn zum Schweigen. »Waren Sie allein unterwegs?«
    Jonny zögerte. »Nein, Sir. Alle aus meinem Zimmer sind mitgegangen. In der Stadt haben wir uns allerdings getrennt, ich habe also kein Alibi. Aber …«
    »Aber was?«
    Jonny holte tief Luft. »Ungefähr eine halbe Stunde nach meiner Rückkehr kam einer der anderen herein und erzählte mir – also, er sagte, er hätte sich hinter einer der Bars in Fernesee geprügelt.«
    Mendros Blick wurde hart, ungläubig. »Und das haben Sie nicht gemeldet?«
    »Er deutete an, es sei nur eine kleine Auseinandersetzung gewesen. Gewiss nichts so … Ernstes.« Er sah wieder zu P’alit hinüber, und erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, wie raffiniert das abgekartete Spiel war. Deswegen hatte Viljo nicht gewollt, dass Jonny sich umzog, bevor sie alle zusammen aufgebrochen waren. »Vermutlich hat er zu der Zeit meine Reservejacke getragen.«
    »Aha. Und wer hat Ihnen das alles erzählt?«
    »Rolon Viljo, Sir.«
    »Viljo. Den Sie vor einiger Zeit im Speisesaal angefallen haben?«
    Jonny biss die Zähne aufeinander. »Ja, Sir.«
    »Offensichtlich will er die Schuld einem anderen in die Schuhe schieben«, warf P’alit voller Verachtung ein.
    »Vielleicht. Wie ist es zu der Schlägerei gekommen, Mr. P’alit?«
    Der Mann zuckte mit seiner freien Schulter. »Oh, ich habe irgendeine abfällige Bemerkung über die äußeren Provinzen gemacht –
ich weiß nicht mal mehr, wie wir überhaupt auf das Thema gekommen sind. Er hat das sehr persönlich genommen und mich zur Hintertür hinausgestoßen, wo eine Gruppe von uns stand.«
    »Haben Sie nicht aus dem gleichen Grund Viljo aufs Korn genommen, Moreau?«, fragte Mendro.
    »Ja, Sir.« Jonny widerstand dem fast überwältigenden Drang, diesen Vorfall nochmals zu erklären. »Vermutlich hat keiner Ihrer vier Gefährten einen genauen Blick auf Ihren Angreifer werfen können, oder, Mr. P’alit?«
    »Nein, niemand hat ihn genau gesehen – aber ich glaube auch nicht,

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