Cobra
Schlangengift im Analysegerät für die Nukleinsäuren absieht …«
»Ist längst repariert«, hielt sie dagegen. »Wir haben es vor zehn Minuten wieder in Betrieb genommen. Das war auch der Grund,
warum ich von meinem Schreibtisch aufstehen und rauskommen durfte, um dich zeternd und um dich schlagend zurückzubringen.«
Er schüttelte in gespielter Empörung den Kopf. »Eins schwöre ich dir, Chrys, deine Vorstellung von einem reinen Passagier hätte ich mir hier nicht erlauben dürfen.«
»Und trotzdem amüsierst du dich köstlich. Komm schon, gib’s zu.«
»Warum? Du schickst mich doch sowieso auf mein Zimmer, oder etwa nicht?«, sagte er und imitierte das nur zu vertraute Gejammer eines Fünfjährigen. »Du willst doch sonst immer, dass ich draußen spiele, wenn es schön ist.«
Sie verpasste ihm einen Stoß in die Rippen. »Lass das – von Wutanfällen hatte ich schon vor Jahren genug.«
Er bekam die Hand zu fassen, mit der sie ihn attackierte, und legte sich ihren Arm um die Hüfte, und so gingen sie eine Weile schweigend weiter. »Es wäre wirklich ein idealer Planet für eine Besiedlung, nicht?«, sagte sie leise. »Und das wird es umso schwerer machen, nein zu sagen.«
»Den Trofts gegenüber?«
Sie nickte. »Der Rat wird diese Welt haben wollen, und nicht nur diese. Und um sie zu bekommen, werden sie sich mit den Qasamanern herumschlagen müssen … ob das klug ist oder nicht.«
Jonny verzog das Gesicht. Derselbe Gedanke ging ihm auch schon seit mindestens zwei Planeten durch den Kopf. »Der Bericht der Dewdrop muss ebenso handfest sein, dass unserer, soweit es diese Entscheidung betrifft, nur eine Fußnote darstellt.«
»Solange Lizabet Telek dafür verantwortlich zeichnet?«, schnaubte Chrys. »Die ist so versessen auf diese Welten, dass ihr schon das Wasser im Mund zusammenläuft. Sie wird sich alle Mühe geben, die Qasamaner, was ihre Kampfkraft anbetrifft, wie verkrüppelte Porongs aussehen zu lassen.«
»Ich weiß nicht, ob sie so hinterhältig ist«, wandte Jonny vorsichtig ein. »Und mit Almo, Justin und Joshua an Bord wird sie
es schwer haben, allzu großen Einfluss auf die Dinge zu nehmen.«
Trotzdem, dachte er, als sie den Cobra-Posten an der Luftschleuse der Menssana passierten und das kalte, klimatisierte Innere des Schiffes betraten, es könnte vielleicht nicht schaden, unseren Bericht ein oder zwei Stufen dezenter zu gestalten. Vielleicht sollten wir die Plattfüßler auf Chata hervorheben und die spuckenden Schlangentiere auf Fuson. Jede Welt hat ihre Nachteile – wir brauchen nichts weiter zu tun, als sie zu finden und sie kenntlich zu machen.
Und darauf zu hoffen, dass man sie im Rat nicht zu ernst nimmt. Bereits jetzt machte die kühlere Bordluft seinen arthritischen Gelenken zu schaffen, die ihn mit jedem Ziehen daran erinnerten, dass er mit der regelmäßigen Einnahme seiner Medikamente ein wenig lax verfahren war. Er sähe es gar nicht gerne, wenn sich die Menschheit eine Welt wie Kubha ohne Grund entgehen ließe.
Ob das allerdings einen Krieg lohnte … nun, diese Entscheidung stand vorläufig noch nicht an.
18
Die komplette Besichtigungstour durch Sollas und Umgebung dauerte sechs Tage, und für Cerenkov war das Erstaunlichste daran, dass es den Qasamanern gelang, sie ständig auf Trab zu halten und ihnen doch nur wenig zu zeigen.
Wenig wirklich Bedeutsames jedenfalls. Viele lange Stunden verbrachten sie damit, Kunstgalerien, Kulturmuseen und Parks abzuklappern, während die Abende gewöhnlich mit Tanz- und Musikveranstaltungen in ihrem Gästehaus und mit Diskussionen mit Bürgermeister Kimmeron oder anderen hochrangigen Amtsinhabern ausgefüllt waren. Zu keiner Zeit – trotz Cerenkovs behutsam formulierter Anfragen – wurde das Kontaktteam zu etwas geführt, das einem Kommunikations- oder Rechenzentrum ähnelte, auch zeigte man ihnen keine der industriellen Produktionsstätten der Stadt.
Und doch existierten solche Betriebe ganz offensichtlich. Die flüchtigen Eindrücke, die sie von städteverbindenden Straßen und dem spärlichen Verkehr darauf bekamen, zeigte, dass Sollas’ Güter nicht einfach von irgendwo außerhalb herangeschafft wurden.
»Sie müssen unterirdisch sein«, vermutete Rynstadt an jenem Abend, als die vier Männer sich in dem Salon entspannten, der ihre Schlafzimmer verband. »Und zwar alles: die Raffinerien, die Produktion, die Abfallverwertung – vielleicht gibt es sogar ein Tunnelnetz für die Verteilung der Waren.«
»Außer für
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