Cobra
kleinere Betriebe wie die Borfabrik, die wir am ersten Tag gesehen haben?«, meinte Cerenkov achselzuckend. »Möglich. Sogar wahrscheinlich. Scheint allerdings wirklich eine umständliche Methode zu sein.«
»Kommt darauf an, worauf sie es abgesehen haben«, warf Joshua ein. »Dem äußeren Anschein nach ist dies eine saubere, wunderschöne Stadt, ein guter Ort, um seine Freizeit zu
verbringen, selbst wenn man den ganzen Tag unterirdisch arbeiten muss.«
»Oder aber«, meinte York ruhig, »es hat sie einfach gestört, alles draußen unter freiem Himmel zu lassen.«
Cerenkov spürte, wie sich seine Kiefermuskeln verkrampften, und zwang sich, sie zu entspannen. Stillschweigend vermuteten sie alle, dass die Qasamaner ihre Unterhaltungen belauschten, und es machte ihn nervös, wenn sich das Gespräch militärischen Themen auch nur näherte. Andererseits wirkte es womöglich noch verdächtiger, wenn ein so normaler Aspekt menschlicher Gesellschaften ausgeklammert wurde. Solange York sein professionelles Interesse im Zaum hielt. – »Wie meinst du das? Sie haben unterirdisch gebaut, um ihre Produktionsbasen vor Angriffen zu schützen?«
»Oder vor Entdeckung«, erwiderte York. »Vergiss nicht unseren vermeintlichen Ausgangspunkt: dass es sich um Auswanderer – oder Exilanten – auf der Flucht vor Unterdrückung handelt, die weit über ihr beabsichtigtes Ziel hinausgeschossen sind und jetzt auf Qasama mit einem unbrauchbaren interstellaren Antrieb festsitzen.«
»Sind sie deiner Ansicht nach vielleicht auf ihrem Weg hierher irgendwelchen Troftschiffen begegnet?«, fragte Joshua. »Wahrscheinlich war das Imperium zu dem Zeitpunkt, als die Qasamaner aufgebrochen sind, weder auf die Trofts noch auf die Minthisti gestoßen. Hätte ich gerade zum ersten Mal einen Troft gesehen, wäre ich bestimmt auch weitergeflogen, bis meine Tanks leer gewesen wären.«
Mit einem Nicken meinte York: »Vermutlich haben sie genau das getan. Die Entfernung scheint gerade der Reichweite des Trockentreibstofftanks eines Siedlerschiffs zu entsprechen.« Er sah wieder zu Cerenkov hinüber. »Ich nehme an, anfangs haben sie ihre gesamte Stadt unterirdisch angelegt und sind erst nach oben gekommen, als es ihnen dort zu eng wurde und sie feststellten, dass niemand mehr kam, um sie zu vernichten.«
»Und sind genau im Wanderungsgebiet der Bololins aufgetaucht.« Cerenkov seufzte und schüttelte den Kopf. »Ganz offenbar hat da irgendjemand bei der Planung geschludert.«
»Das erklärt aber nicht, woher die Siedlungen stammen«, warf Rynstadt nachdenklich ein. »Wenn wir morgen vielleicht auch einen Teil ihrer Geschichte erfahren werden. Immer unter der Annahme, dass der Ausflug noch auf dem Programm steht.«
Cerenkov zuckte mit den Achseln. »Soweit ich weiß, fahren uns Moff und Co. morgen früh gleich als Erstes dorthin.« Er unterbrach sich, als in der Ferne ein vertrautes Hupsignal ertönte.
York schnitt eine Grimasse. »Noch mehr Bololins. Ich glaube, ich wäre unter der Erde geblieben, bis ich einen Weg gefunden hätte, diese verdammten Biester auszusperren.«
Immerhin, überlegte Cerenkov, dürften die Straßen mittlerweile ziemlich menschenleer sein. Ich frage mich, wie viele Menschen diesen Tieren jedes Jahr zum Opfer fallen. »Sicherlich hatten sie ihre Gründe. Vielleicht taut Moff eines schönen Tages etwas auf und spricht darüber.«
Zum ersten Mal seit einer Woche bin ich nah genug dran, um zuzugreifen, nörgelte Pyre im Stillen vor sich hin, und dann beschließt die verdammte Herde, nachts aktiv zu werden.
Von Pyres Standpunkt aus betrachtet, war es natürlich nicht ganz so schlimm. Seine optischen Verstärker verschafften ihm eine Sicht wie an einem bedeckten Nachmittag, und dank der ebenfalls zugeschalteten Vergrößerung war er in der Lage, jeden in Frage kommenden Tarbin sofort in die Zielerfassung zu nehmen, sobald er zwischen den ihn verdeckenden Gebäuden zum Vorschein kam. Und hatte er die Zielerfassung erst mal aktiviert, konnte er dem Vogel, für den er sich entschieden hatte, in den Wald folgen und ihn abschießen, ohne dass jemand den Laserblitz bemerkte.
Das Problem lag jedoch anders: Da die meisten braven Qasamaner gemütlich in ihren Betten lagen, würden vermutlich nicht viele Bololins dort draußen in den Kugelhagel hineinlaufen, und
entsprechend wenig geschwängerte Tarbine gäbe es, auf die er Jagd machen konnte. Leise vor sich hin murmelnd, drückte er sich die Daumen und wartete auf die
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