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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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verblutet.
    Die Menschen erwarten große Dinge von uns. Er kam sich vor wie ein kleiner Junge. Ein feiger kleiner Junge.
    »Wir müssen ihn zum Schiff zurückbringen«, murmelte Cerenkov und wischte sich mit seinem blutverschmierten Arm über die Wange. »Er wird Bluttransfusionen und weiß Gott was sonst noch alles brauchen.«
    Rynstadt murmelte eine Antwort, die zu leise war, als dass Joshua sie hören konnte. Schließlich löste Joshua die Augen von dem Blutbad, blickte in den vorderen Teil des Wagens. Moff beobachtete sie. Seine Waffe lag entsichert und bereit auf dem nächsten Sitz hinter ihm. Der Transporter hatte beschleunigt, wie Joshua mechanisch registrierte, und vor ihnen im Dämmerlicht konnte er eine Gruppe verschwommener Lichter erkennen. Eine nicht ummauerte Siedlung oder ein Kontrollpunkt an einer Straßenkreuzung? Joshua tippte auf Letzteres. Ein halbes Dutzend Fahrzeuge sowie ein kleines, schuppenähnliches Gebäude waren zu sehen.
    Und um sie herum wimmelte es von Qasamanern.

    Der Wagen kam inmitten der Ansammlung von Fahrzeugen zum Stehen. Er hatte kaum angehalten, als ein stämmiger Qasamaner die Tür aufriss und ins Wageninnere sprang. Er wechselte ein halbes Dutzend kurzer Sätze mit Moff, dann musterte er die Aventinier. »Bachuts!«, fauchte er und stieß die Hand zur Betonung Richtung Tür.
    »Yuri?«, flüsterte Rynstadt.
    »Natürlich«, meinte Cerenkov bitter. »Was bleibt uns anderes übrig?«
    Sie ließen York zurück und stapften an dem neuen Qasamaner vorbei zur Tür hinaus. Joshua folgte als Letzter. Sein Magen war ein brodelnder Kessel quälender Gefühle.
    Vier weitere schwer bewaffnete Männer warteten in einem Halbkreis vor der Wagentür. Bei ihnen stand ein alter Mann mit faltigem Gesicht, hängenden Schultern und einem letzten Rest an weißen Haaren, die an seinem nahezu kahlen Schädel klebten. Seine Augen hingegen strahlten – strahlten beunruhigend hell -, und er war es auch, der das Wort an die drei Gefangenen richtete. »Sie werden beschuldigt, gegen die Welt Qasama spioniert zu haben«, sagte er mit starkem Akzent, aber durchaus verständlich. »Ihr Komplize York wird darüber hinaus beschuldigt, einen Qasamaner und einen Mojo getötet zu haben. Jeder weitere Versuch von Gewaltanwendung wird mit dem sofortigen Tod bestraft. Sie werden jetzt mit ihrer Begleitung an einen Ort gebracht, wo man Ihnen Fragen stellen wird.«
    »Was wird aus unserem Freund?« Cerenkov deutete mit einem Nicken auf den Transporter. »Er muss sofort medizinisch versorgt werden, wenn er überleben soll.«
    Der Alte richtete das Wort an den Mann, der erkennbar der Anführer der neuen Eskorte war, und erhielt eine Antwort in beißendem Tonfall. »Er wird hier behandelt werden«, meinte der Alte zu Cerenkov. »Wenn er stirbt, so ist das lediglich eine gerechte Strafe für sein Verbrechen. Sie werden jetzt mitkommen.«
    Joshua holte tief Luft. »Nein«, sagte er entschieden. »Unser Freund wird zum Schiff zurückgebracht. Sofort. Wenn nicht, werden
wir alle hier sterben, ohne auch nur eine einzige Frage zu beantworten.«
    Der Alte übersetzte, und die Miene des Anführers der Eskorte verfinsterte sich, als er seine Antwort ausspie. »Sie sind nicht in der Position, irgendwelche Forderungen zu stellen«, sagte der Alte.
    »Sie täuschen sich«, sagte Joshua so ruhig, wie seine Zunge es ihm gestattete, während ihn das Bild von Yorks Verstümmelung nicht losließ. Wenn man ihn zwang, seine Drohung wahrzumachen … Und noch während er seine linke Faust hob, wusste er, dass er wirklich ein Feigling war. Plötzlich wurde ihm fürchterlich übel bei dem Gedanken an ein solches Schicksal … aber jemand musste es versuchen. »Dieses Gerät an meinem Handgelenk ist eine Ein-Mann-Bombe«, erklärte er dem Alten. »Wenn ich meine Fäuste öffne, ohne sie vorher auszuschalten, werde ich zu Staub zersprengt werden. Zusammen mit Ihnen allen. Ich werde Ihnen das Gerät erst übergeben, wenn ich Decker persönlich ins Schiff begleitet habe.«
    Der Übersetzung folgte langes, angespanntes Schweigen. »Sie halten uns wohl noch immer für Narren«, ließ der Anführer schließlich durch den Alten mitteilen. »Wenn Sie das Schiff betreten, werden Sie nicht zurückkommen.«
    Joshua schüttelte kaum merklich den Kopf. »Doch. Ich werde zurückkommen.«
    Der Anführer spuckte aus, aber bevor er wieder das Wort ergreifen konnte, trat Moff neben ihn und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Anführer sah ihn einen Augenblick

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