Cobra
die überschüssige Aufladung abzuleiten.
Noch eine Minute, dann waren sie so weit. Der Mann legte das Messer auf das Tablett zurück und schwenkte das nackte Kabel sachte hin und her, um es über die Brust des Cobras zu werfen. Winward bewegte ganz leicht die rechte Hand und richtete seinen Fingerspitzenlaser auf die Steckdose, in der das Kabel geerdet war. Das Ganze war ein wenig gewagt, aber er hatte keine andere Chance. Er musste es versuchen. Die kupferne Schlange segelte durch die Luft, legte sich um seine Brust, und Winward feuerte seinen Bogenwerfer ab.
Es war wirklich etwas gewagt, und den herzstoppenden Bruchteil einer Sekunde lang beobachtete er, wie das makellose Licht des Lasers seine einsame Bahn in die Luft brannte, ohne dass von Kondensatoren tief in seiner Körperhöhle irgendeine Reaktion erfolgt wäre. Dann war der Sekundenbruchteil vorüber, der ionisierte Pfad erreichte den gewünschten Wirkleitwert, und ein Blitz zerteilte die Luft. Der Donner drohte, Winwards Kopf zu spalten, als der plötzliche Stromstoß die Sicherungen überlastete.
Und der Raum versank in Dunkelheit.
Winward war vom Tisch herunter, bevor der Knall verhallt war, und eine Sekunde später war er durch die Doppeltür.
Wenn die Überwachungskameras nicht zusammen mit dem Licht ausgeschaltet worden waren, dann würden die Nachwirkungen des Blitzes so gut wie sicher das kurze Aufflackern der Gangbeleuchtung bei der Flucht des Cobras überdecken.
Erstaunlicherweise war der Gang menschenleer. Vermutlich befand sich im medizinischen Bereich keine Kommandostation, daher herrschte unter normalen Umständen wenig Betrieb. Er ging den Gang hinunter, um nach einem Treppenhaus zu suchen, und dabei öffnete er vorsichtig die Lider.
Nichts. Der Schuss des Qasamaners hatte ihn geblendet. Möglicherweise sogar so, dass es die medizinischen Möglichkeiten auf Aventine überstieg.
Die kalte Wut, die in seinem Innern brodelte, heizte sich erneut auf. Für seine Augen und Yorks Arm würden die Qasamaner teuer bezahlen.
Zweimal wechselte er den Gang, bevor er jemanden entdeckte, und als es schließlich so weit war, strich er gleich den gesamten Hauptgewinn auf einmal ein. Er bog gerade rechtzeitig um eine Ecke, um zu sehen, dass aus dem Aufzug, nach dem er gesucht hatte, gerade eben ein halbes Dutzend Qasamaner auf den Gang getreten war, kaum zehn Meter von ihm entfernt. Einer von ihnen war der Mann, der auf ihn geschossen hatte.
Die gesamte Gruppe erstarrte vor Schreck, und selbst bei der begrenzten Bildqualität seines Verstärkers war ihm die Genugtuung vergönnt, mit ansehen zu können, wie schieres, ungläubiges Entsetzen in das Gesicht des Mannes trat. Drei Sekunden lang standen sie alle einfach da, vier Sekunden, fünf – dann plötzlich griffen sie alle hastig nach ihren Waffen.
Winward drehte eine Pirouette auf seinem rechten Fuß und jagte mit seinem Antipanzerlaser einen todbringenden Feuerstoß quer über sie hinweg.
Die Mojos entgingen diesem ersten Feuerstoß, doch noch während sie in hilfloser Wut über ihn herfallen wollten, schickte er
sie mit seinem Fingerspitzenlaser zu Boden. Winward verschwendete keinen Blick zurück, als er über die verkohlten Kadaver hinweg zwischen die sich schließenden Aufzugtüren sprang. Die Knopfleiste ließ ihn einen kurzen Augenblick lang stutzen – es gab dort mindestens dreimal so viele Knöpfe, wie es seiner Einschätzung nach für den Turm nötig war. Aber er wusste, wohin er wollte. Er drückte auf den obersten Knopf, lauschte auf das schwache Summen des Aufzugmotors und machte sich für den Nahkampf bereit.
Die Tür ging auf. Er trat hinaus in einen schwach beleuchteten Raum und sah sich einem Dutzend gezogener Pistolen gegenüber.
Sie bellten alle auf einmal los … Winward jedoch befand sich längst nicht mehr in der Schusslinie. Die Beinservos schnellten ihn nach oben und drehten ihn rechtzeitig herum, so dass er mit den Füßen zuerst an der Decke landete, wo er bis zu den Schienbeinen durch die Deckenverkleidung brach, um von der festeren Decke darüber abzuprallen, dann stießen sie ihn Richtung Boden ab, hinter die Reihe der Bewaffneten, wobei sie ihn erneut mitten im Flug drehten. Er landete mit feuernden Fingerspitzenlasern … und es stand zu bezweifeln, dass auch nur einer der Qasamaner vor seinem Tod noch mitbekommen hatte, was los war.
Auch diesmal überlebten die Mojos ihre Herren, und auch diesmal erledigte Winward sie sofort im Anschluss. Doch diesmal kam
Weitere Kostenlose Bücher