Cobra
Geschichte losging, versuchte er, das Kontaktteam mit Gewalt aus dem Transporter zu befreien. Die Mojos haben ihm den Arm zerfleischt, praktisch bis auf den Knochen.«
Pyre spürte, wie sich seine Nackenmuskeln anspannten. »O Gott. Ist er …?«
»Ist noch zu früh, etwas zu sagen, aber wahrscheinlich wird er durchkommen.« Link fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sag mal … hat Kimmeron irgendetwas von Justin erwähnt? Er hat mit Joshua getauscht, als Decker hereingebracht wurde, und anschließend wurde er nach Purma gefahren.«
Für die sinnlosen Toten in Purma, hatte Kimmeron gesagt und damit das Todesurteil über die Dewdrop gesprochen. Justins Werk? Zweifellos. Aber Kimmeron hatte ihn bei der Verhandlung über die beiden anderen Gefangenen nicht erwähnt. War er dann frei, irgendwo dort draußen in der qasamanischen Nacht?
Oder war er tot?
»Kimmeron hat nichts davon erwähnt«, meinte er langsam zu Link. Jetzt war es passiert, sagte ihm vage sein Verstand, Justin war in Gefahr, so wie er es die ganze Zeit über seit Beginn der Mission befürchtet hatte. »Nun, das Wichtigste zuerst, denke ich.
Wir werden in Purma landen, Yuri und Marck sicher an Bord holen … und dann versuchen wir, ihn zu finden.«
»Ja.« Link musterte sein Gesicht noch einen Augenblick lang, dann nickte er. »In Ordnung. Also, gehen wir zurück in den Salon und sehen nach, was los ist.«
»Klar.« Zurück in den Salon, wo Joshua wartete … Aber Pyre brauchte ihm schließlich nicht zu erzählen, dass sein Bruder vielleicht tot war. Zumindest jetzt noch nicht.
Rynstadt saß fest auf den äußerst unbequemen Verhörstuhl geschnallt, starrte auf die Tür, durch die seine Befrager hinausgegangen waren, und versuchte der Kameras wegen, die, wie er sehen konnte, auf ihn gerichtet waren, eine nichtssagende Miene aufzusetzen.
Keine leichte Aufgabe. Das Verhör war lautstark und brutal geführt worden, und er war erleichtert gewesen, als die vier Qasamaner plötzlich das schmerzhafte Stroboskoplicht abgeschaltet und den Raum verlassen hatten.
Doch während sich die Minuten dahinschleppten und er Zeit hatte, sich zu sammeln, erschien ihm ihre Abwesenheit noch bedenklicher. Was mochten sie für ihn vorbereiten, das eine halbe Stunde dauerte? Schockbehandlung? Schallwaffen? Vielleicht gar etwas so Primitives – und Entsetzliches – wie eine langsame Zerstückelung? Bei dem Gedanken drehte sich ihm der Magen um. Um mit nach Qasama zu kommen, war er bereit gewesen, seinen Tod – einen schnellen Tod – in Kauf zu nehmen. Eine langsame Folter war allerdings etwas völlig anderes … und er wusste weit mehr über aventinische Technologie, als er bereit war, ihnen zu verraten.
Die Tür wurde ohne Vorwarnung aufgestoßen, so dass Rynstadt zusammenfuhr und an seinen Fesseln riss. Zwei der vier Befrager betraten den Raum und kamen auf ihn zu. Einen Augenblick lang starrten sie auf ihn herab, und Rynstadt zwang sich, ihrem Blick standzuhalten. Dann, noch immer wortlos, beugten sie sich vor und lösten seine Fesseln. Jetzt kommt es, dachte Rynstadt
und wappnete sich innerlich. Die Folterkammer stand bereit, und in Kürze würde er erfahren, was sie sich ausgedacht hatten.
Die Qasamaner beendeten ihr Werk, doch noch während Rynstadt versuchte, seine Beinmuskulatur zu lockern, drehten sich die Männer um und gingen. Die Tür schloss sich mit einem Knall, und man ließ ihn stehen. Allein.
Für seinen verwirrten Verstand ergab das keinen Sinn. Sie ließen ihm jedoch keine Zeit, sich darüber zu wundern. »Rynstadt«, tönte es aus einem versteckten Lautsprecher. »Ihre Gefährten haben Ihre Freilassung ausgehandelt. Man wird Ihnen erlauben, etwas zu essen und zu trinken, und Sie dann zum Stadtrand bringen.«
Der Lautsprecher schaltete sich mit einem lauten Klicken aus, gleichzeitig öffnete sich ein Schlitz im unteren Teil der Tür, und ein Tablett mit dampfendem Essen wurde hereingeschoben.
Das alles ergab ebenso wenig Sinn. Was hatte die Dewdrop in der Hand, das die Qasamaner im Austausch als ebenso wertvoll erachteten wie Rynstadts Leben? Beim Anblick des Essens jedoch bahnte sich ein klarer Gedanke seinen Weg durch die Verwirrung in seinem Kopf.
Gift. Der Eintopf und der heiße Beerensaft waren vergiftet … und in Kürze würde er ihnen für das Gegenmittel alles erzählen, was sie wissen wollten. Oder man ließ ihn tatsächlich frei. In diesem Fall wäre er tot, bevor die Dewdrop die Planetenumlaufbahn verließ, gewissermaßen
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