Cobra
der zentralen Regierung einzutauschen. Oder …
Oder er konnte einfach hier im Gras liegen bleiben, bis er starb. Darauf lief letztendlich alles hinaus.
Erst in diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass sich die Dewdrop zu langsam bewegte.
Viel zu langsam. Sie haben sie funktionsunfähig gemacht, war sein erster, entsetzter Gedanke … aber wenn die Schwerkraftlifts zerstört worden wären, hätte F’ahl mittlerweile zusätzlich das Haupttriebwerk einschalten müssen. Nein, dort ging etwas anderes vor sich … und plötzlich begriff er.
Sie flogen absichtlich so tief und langsam. Sie suchten ihn .
Im Nu wälzte er sich auf den Rücken und warf, während er sein linkes Bein anhob, einen kurzen Blick Richtung Stadt, wobei es ihn eigentlich kaum scherte, ob jemand dort sein Signal sah. In ein paar Minuten würde die Dewdrop hier sein … und nach den Augenblicken der Verzweiflung überflutete die Aussicht auf Rettung seinen Verstand und Körper mit adrenalingetränkter Entschlossenheit. Sollten die Qasamaner ihn doch holen kommen – sollte sich die ganze Stadt ihm doch in den Weg stellen, wenn sie wollte.
Er nahm die Dewdrop in die Zielerfassung und feuerte seinen Antipanzerlaser dreimal ab.
Der dreißig Kilometer entfernte Schiffsrumpf würde die durch diese Schüsse hervorgerufene Hitze kaum registrieren, für die Menschen an Bord jedoch dürften die Lichtblitze kaum zu übersehen sein. Vorausgesetzt, jemand bemerkte sie.
Offenbar war das der Fall. An der vorderen Innenseite des rötlichen Ovals blinkten die Landelichter der Dewdrop zweimal als Antwort auf. Justin ging in die Hocke, machte sich bereit loszulaufen, und achtete auch weiterhin darauf, ob es von der Stadt her Ärger gab.
Die Dewdrop benötigte zehn Minuten, um zu landen – und dies tat sie unerklärlicherweise gut einen Kilometer weit nördlich. Justin überlegte kurz, ob er erneut ein Signal aussenden sollte,
hielt es aber für sicherer, einfach hinzulaufen, und machte sich in geducktem Trab auf den Weg.
Niemand eröffnete das Feuer auf ihn, während er auf das Schiff zulief; Link wartete neben der offenen Schleuse, als er näher kam, und begrüßte den jungen Mann mit einem gepressten Lächeln. »Willkommen daheim«, sagte er und ergriff kurz Justins Hand. Er musterte ihn von Kopf bis Fuß, bevor er seinen Blick wieder auf die Stadt richtete. »Du hast noch nie so glückliche Leute gesehen wie uns, als wir dein Zeichen gesehen haben.«
»Ich war so glücklich wie ihr alle zusammengenommen«, meinte Justin und folgte Links Blick. Ein halbes Dutzend kleinere Wagen und Busse, die sich vom Stadtrand her näherten, war zu sehen. »Sieht aus, als wäre es Zeit, von hier zu verschwinden.«
Link schüttelte den Kopf. »Sie bringen Yuri und Marck her – Almo hat eine Vereinbarung für ihre Freilassung ausgehandelt.«
»Was für eine Vereinbarung?« Justin runzelte die Stirn.
»Eine Art Versprechen, ihre industrielle Basis nicht in die Luft zu jagen, bevor wir abfliegen.« Link warf seinem Gegenüber einen knappen Blick zu. »Wieso gehst du nicht rein und lässt deine Wunden verarzten? Ich komme hier schon zurecht.«
»Nun gut.« Irgendwas schien seltsam an der Sache, aber im Augenblick war Justin nicht klar, was. Er machte kehrt, trat in die Luke, löste die Verriegelung der Innentür – und lief seinem Bruder direkt in die Arme.
Einen Moment lang umarmten sie sich bloß – der Mann, der seinen Job gemacht hatte, und der, dem dies nicht gelungen war.
Im Augenblick jedoch wurde seine Scham von der Erleichterung darüber übertroffen, wieder in Sicherheit zu sein.
Joshua ließ ihn los und trat zurück, seinen Bruder noch immer bei den Schultern haltend. »Du siehst nicht gerade blendend aus. Hast du irgendwo Schmerzen?«
»Mir geht’s gut«, sagte Justin und schüttelte den Kopf. »Was ist passiert, seit ich fort bin?«
Joshua sah zur Luke hinüber. »Gehen wir in den Salon, von dort aus können wir den Konvoi beobachten«, schlug er vor. »Auf dem Weg dorthin kann ich dir alles kurz berichten.«
Eine Minute später waren sie im Salon und sahen, dass Nnamdi und Christopher auf die Außenmonitore starrten. Die Wissenschaftler begrüßten ihn stumm, da sie mit ihrer Aufmerksamkeit woanders waren. Das war Justin nur recht, er hatte bereits einen Heldenempfang hinter sich, den er nicht verdient hatte. »Wo ist Gouverneurin Telek?«, fragte er Joshua, als sie vor einem anderen Monitor Platz nahmen.
»Hinten in der Krankenstation bei
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