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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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Gesetze und Erlasse, die letzten Endes das Leben jedes Bürgers betrafen. Hier konnten die Entscheidungen von Bürgermeistern, Abgeordneten und sogar Generalgouverneuren der Planeten revidiert werden, und da vor dem Gesetz alle gleich waren, konnte theoretisch jede Beschwerde oder Eingabe eines Bürgers dem Komitee vorgelegt werden.
    Praktisch war dies allerdings reine Legende, und jeder, der im Schatten des Kuppeldomes arbeitete, wusste das. Unbedeutendere lokale Angelegenheiten fielen in den Aufgabenbereich der unteren Regierungsebenen. Angelegenheiten, die nicht Milliarden von Menschen unmittelbar betrafen, wurden selten auch nur einem einzigen Mitglied des Komitees zur Kenntnis gebracht.
    Dennoch kam dies vor.
    Das Büro des Komitee-Mitglieds Sarkiis H’orme entsprach ungefähr dem Durchschnitt für einen der dreißig mächtigsten Männer des Imperiums: nobler Teppich, Wandtäfelung aus seltenem Holz, ein großer Schreibtisch mit Intarsienarbeiten aus einem Dutzend Welten – in gewissem Sinne eine stille Art des Luxus. Hinter den Seitentüren lagen sein privates Acht-Zimmer-Apartment und der Miniatur-Haikugarten, wo H’orme häufig seinen Gedanken nachhing. Manche Komitee-Mitglieder benutzten ihre Apartments im Kuppeldom nur selten, sie zogen es vor, abends nach der Arbeit hinaus auf ihre Landsitze zu fliegen. Zu diesen gehörte H’orme nicht. Von Natur aus ein gewissenhafter, harter Arbeiter, saß er oft bis spät in der Nacht am Schreibtisch … und für sein Alter war ihm der Stress oft nur zu deutlich anzusehen.
    So wie auch jetzt, dachte Vanis D’arl, der H’orme mit kritischen Augen musterte, während das Komitee-Mitglied den Bericht überflog,
den er vorbereitet hatte. Schon bald – wahrscheinlich schneller, als einer der beiden erwartete – würde H’orme sich in einen frühen Tod oder die vorzeitige Pensionierung hetzen, und D’arl würde seinen Platz im Komitee einnehmen. Die höchste Stufe des Erfolgs, den das Imperium zu bieten hatte, ein Erfolg, der jedoch ein gewisses Maß an Unbehagen in sich barg. D’arl hatte H’orme neunzehn Jahre lang begleitet – die letzten acht als dessen rechte Hand und designierter Nachfolger -, und wenn er eins in dieser Zeit gelernt hatte, dann, dass man ein unendliches Maß an Wissen und Weisheit brauchte, um das Imperium zu regieren. Die Tatsache, dass auch sonst niemand über diese Eigenschaften verfügte, war nicht von Bedeutung. Die Vorstellung von Vortrefflichkeit, mit der man ihn großgezogen hatte, verlangte, dass er die größtmögliche Annäherung an das Ideal anstrebte. H’orme, der ebenfalls auf Asgard geboren und aufgewachsen war, teilte diesen Werdegang mit ihm … daher wusste D’arl, wie viel Arbeit das Erreichen dieser Ziele erforderte.
    H’orme drückte ein letztes Mal auf die Taste »Umblättern«, legte sein ComBoard zur Seite, hob den Kopf und blickte D’arl in die Augen. »Dreißig Prozent. Nach all den Vorabtests werden immer noch dreißig Prozent der Cobra-Rekruten als ungeeignet eingestuft. Vermutlich haben Sie gesehen, was als Hauptgrund angeführt wird?«
    D’arl nickte. »Mangelnde Eignung für die unmittelbare Zusammenarbeit mit der Zivilbevölkerung. Ein Begriff, der alles Mögliche umfasst, fürchte ich, aber das Zahlenmaterial ließ sich nicht weiter aufschlüsseln. Ich arbeite noch daran.«
    »Sie sehen dennoch, was das bedeutet, oder? Wenn die Tests derart danebenliegen, muss sich zwischen den Vorabtests und der Endauswahl irgendetwas verändert haben, und das bedeutet wiederum, dass wir voll aktivierte Cobra-Krieger nach Silvern und Adirondack entsenden, ohne ihren psychologischen Status ganz begriffen zu haben. Schon aus ganz allgemeinen Erwägungen kann man ein solches Vorgehen nicht gutheißen.«
    D’arl schürzte die Lippen. »Nun ja … es könnte sich um ein zeitlich begrenztes Allmachtgefühl handeln, verursacht durch
ihre neuen Fähigkeiten«, schlug er vor. »Wenn sie erst mal eine Vorstellung vom Krieg bekommen, erkennen sie vielleicht, dass sie genauso fehlbar sind wie jeder andere Sterbliche auch. Und ihre Eitelkeit reduziert sich wieder auf ein normales Maß.«
    »Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.« H’orme blätterte zum Inhaltsverzeichnis des Berichtes zurück und nahm sich einen weiteren Unterpunkt vor. »Dreihundert von ihnen wurden mit der ersten Landungswelle rausgeschickt, sechshundert weitere befinden sich in der Ausbildung. Hmmm. Möglicherweise ist es wirklich nur auf das schlechte

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