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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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hatte höchstens viermal funktioniert, bevor die Trofts eine Möglichkeit gefunden hatten, den Sender zu lokalisieren. Für Notfälle hatte der Untergrund noch eine Methode in der Hinterhand; die Landung der Cobras allerdings hatte man nicht als einen solchen betrachtet.
    »Kannst du was sehen?«, fragte Danice vom Tisch aus.
    Jonny schüttelte den Kopf. »Blauer Himmel, Wolkenkratzer – und ein kleines Mädchen, das seine Hausaufgaben nicht macht«, fügte er hinzu, drehte sich um und sah sie mit gespieltem Zorn an.
    Danice schmunzelte, ohne dass der sehr kindliche Ausdruck in ihrem Gesicht auf den eher erwachsenen Ernst in ihren Augen übergesprungen wäre. Jonny fragte sich oft, wie viel sie über die Aktivitäten ihrer Eltern auf den sich ständig verändernden und improvisierten Schlachtfeldern Adirondacks wusste. Wusste sie zum Beispiel, dass sie sich im Augenblick in einem in aller Eile ausgeführten Ablenkungsmanöver befanden?
    Er hatte keine Ahnung. Aber wenn sie keine Ablenkung von den Geschehnissen draußen brauchte, er hatte sie ganz bestimmt nötig. Er setzte sich wieder neben sie und konzentrierte sich, so gut es ging, auf die mathematischen Rätsel der fünften Klasse.
    Fast drei Stunden später hörte man das Klicken eines Schlüssels im Schloss der Wohnungstür. Jonny krümmte automatisch die Hände, so dass die Fingerspitzenlaser in Feuerstellung standen, und verfolgte in stummer Besorgnis, wie sechs Personen
nacheinander schweigend die Wohnung betraten. Dabei suchte er Gesichter und Körper der Ankömmlinge nach Anzeichen von Verletzungen ab. Das Ergebnis war wie üblich besser als seine Befürchtungen und schlimmer als seine Hoffnungen. Auf der Habenseite stand, dass alle, die die Wohnung in der Morgendämmerung verlassen hatten – zwei Cobras, vier Zivilisten -, aus eigener Kraft zurückgekehrt waren. Auf der Sollseite stand …
    Danices Mutter hatte noch keine zwei Schritte ins Zimmer gemacht, als Jonny bereits bei ihr war und ihren nicht bandagierten Arm aus dem Griff ihres müde aussehenden Vaters löste. »Was hat dich erwischt?«, fragte er ruhig und führte sie hinüber zur Couch.
    »Ein Hornet«, sagte Marja Tolan mit von Schmerzmitteln schwerer Zunge. Zwei der Zivilisten schoben Jonny zur Seite und holten Verbandszeug aus dem sperrigen Erste-Hilfe-Kasten der Wohnung.
    »Wir nehmen an, dass es sich auf das Klicken des Feuermechanismus ihrer Popcornkanone eingeloggt hat«, fügte Marjas Ehemann Kem müde von dem Stuhl aus hinzu, auf dem Jonny eben noch gesessen hatte. Erschöpft oder nicht, Jonny fiel auf, dass er sofort zu seiner Tochter hinübergegangen war, um sie zu beruhigen.
    Jonny nickte erbittert. Popcornkanonen waren bislang bemerkenswert sichere Waffen gewesen – bis zu einem gewissen Grad jedenfalls. Ihre winzigen, trägheitsgelenkten Geschosse gaben keinerlei Radar-, Sonar- oder Infrarotstrahlung ab, die die unzähligen Detektoren und Reaktionswaffen der Trofts hätten auffangen können. Darüber hinaus hatten die Geschosse keinen eigenen Antrieb, sondern wurden durch einen massiven Stoß komprimierter Luft aus dem Lauf der Waffe abgefeuert, wobei ihre Raketen erst zündeten, wenn sie sich fünfzehn Meter vom Schützen entfernt hatten. Die Projektile selbst waren in großer Menge von den Trofts im Flug mittels Hornets und Laserzielerfassungsgeräten abgeschossen worden, doch bislang hatten die Aliens keine Möglichkeit, die Spur zum Schützen zurückzuverfolgen. Es sei denn, Marja war nur zufällig getroffen worden …

    Jonny sah Cally Halloran an und zog die Brauen hoch. Die Frage, die auf seinem Gesicht stand, brauchte er nicht laut auszusprechen. Und Halloran verstand. »Das werden wir erst genau wissen, wenn die Popcornschützen reihenweise fallen«, meinte der Cobra matt. »Aber eigentlich war der Treffer zu präzise, um reiner Zufall zu sein. Ich denke, wir können mit Sicherheit davon ausgehen, dass wir die Popcornwaffen für die Dauer dieses Krieges ausrangieren müssen.«
    »Als hätten die verdammten Dinger bislang viel gebracht«, brummte Imel Deutsch. Er schritt steifbeinig ans Fenster, blieb dort stehen und starrte hinaus, die Hände in steifer Rührt-euch-Haltung hinter dem Rücken verschränkt.
    Plötzlich war es still im Zimmer. In Jonnys Magen begann es zu rumoren, als er wieder zu Halloran blickte. »Was ist passiert?«
    »Ein Cobra ist gefallen.« Halloran seufzte. »Wir vermuten, einer aus MacDonalds Trupp, obwohl die Sicht ziemlich schlecht war. Die

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