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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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»Freut mich, dass Sie mir zustimmen. Nun. Während der nächsten Tage werden Sie erneut dienstfrei haben. Danach werden wir mit jedem von Ihnen eine genaue Analyse seiner Prüfungsleistung durchsprechen und Ihnen zeigen, wie Sie Ihre Ausrüstung effektiver hätten einsetzen können.« Er hielt inne … und irgendetwas in seinem Gesicht durchdrang die Benommenheit, die sich um Jonnys Verstand gelegt hatte. »Was ich jetzt sage, ist eines der Dinge, die wir vor Ihnen geheim halten mussten, um keine übermäßige Unsicherheit zu erzeugen«, fuhr der Kommandant fort. »Da in den Halsbandcomputern eine vergleichsweise
große Menge Speicherplatz zur Verfügung steht, konnten wir Aufzeichnungen über sämtliche Einsätze Ihrer Ausrüstung machen.« Fast träge wechselte er die Blickrichtung. »In dieser Gasse hinter der Thasser-Eya-Bar war es dunkel, Rekrut Viljo. Sie mussten Ihre optischen Verstärker einsetzen, als Sie mit diesem Zivilisten gekämpft haben.«
    Alle Farbe wich aus Viljos Gesicht. Er öffnete den Mund … doch dann wanderte sein Blick nervös jeden Einzelnen der Gruppe ab, und was immer er an Protest oder Beschwerde vorzubringen beabsichtigt hatte, erstarb ungesagt.
    »Wenn Sie eine Erklärung haben, bin ich bereit, sie mir jetzt anzuhören«, fügte Mendro hinzu.
    »Keine Erklärung«, presste Viljo hervor.
    Mendro nickte. »Halloran, Noffke, Singh, Deutsch: Sie werden Ihren ehemaligen Teamkameraden in den medizinischen Trakt begleiten. Die Leute dort haben bereits Instruktionen erhalten. Wegtreten.«
    Langsam erhob sich Viljo. Er sah Jonny einmal kurz leeren Blicks an, dann ging er zur Tür, die Reste seiner Würde fast sichtbar um den Körper tragend. Die anderen folgten mit gusseisernen Mienen.
    Die spröde Stille hing noch mehrere Sekunden lang im Raum, nachdem sich die Tür hinter ihnen geschlossen hatte. »Sie haben die ganze Zeit gewusst, dass ich es nicht war«, meinte Jonny schließlich.
    Mendro zuckte kaum merklich mit den Achseln. »Nicht endgültig, aber wir waren zu neunzig Prozent sicher. Nicht jedes Mal, wenn die Verstärker eingesetzt werden, zeichnet der Computer einen vollständigen Film auf, wissen Sie. Wir mussten die Servobewegungen vergleichen, um festzustellen, ob Sie es getan hatten oder nicht – und bis sie Viljo als mutmaßlichen Täter identifiziert hatten, wussten wir nicht, wessen Aufzeichnungen wir noch hinzuziehen mussten.«
    »Trotzdem hätten Sie mir sagen können, dass ich nicht wirklich unter Verdacht stand.«

    »Das hätte ich«, räumte Mendro ein. »Doch es schien eine gute Gelegenheit, ein paar zusätzliche Informationen über Ihre emotionale Struktur zu bekommen.«
    »Sie wollten sehen, ob mich das zu sehr beschäftigt, um in einer Kampfsituation zu bestehen? Oder ob ich Viljo einfach niederschießen würde, um es hinter mich zu bringen?«
    »Hätten Sie die Beherrschung verloren, wären Sie sofort in hohem Bogen aus der Einheit geflogen«, sagte Mendro, und seine Stimme wurde eine Spur härter. »Aber bevor Sie sich über unfaire Behandlung beklagen, vergessen Sie bitte nicht, dass wir Sie hier auf einen Krieg vorbereiten und nicht auf irgendein Spiel mit festen Regeln. Wir tun das, was nötig ist. Und wenn manche Leute ein wenig mehr an der Last zu tragen haben als andere, nun, so ist das einfach der Lauf der Dinge. Das ganze Leben ist so, und Sie täten gut daran, sich darauf einzustellen.« Der Commander gab ein Knurren von sich. »Tut mir leid, ich wollte Ihnen keinen Vortrag halten. Entschuldigen Sie, wenn wir Sie auf eine Extrarunde durch den Hamsterkäfig geschickt haben, aber jetzt, nachdem Sie die Tests so hervorragend bestanden haben, werden Sie sich wohl kaum ernsthaft beschweren wollen.«
    »Nein, Sir. Aber es war nicht bloß eine Zusatzrunde im Käfig. Seit Trainingsbeginn hat C-3 Bai mich immer irgendwie herausgestellt – und hätte er das nicht getan, dann hätte sich Viljo vielleicht auch nicht so weit reizen lassen, mein Ansehen so sehr in den Schmutz zu ziehen.«
    »Wodurch wir etwas Wichtiges über ihn gelernt haben, oder nicht?«, konterte Mendro kühl.
    »Schon, Sir. Aber …«
    »Lassen Sie mich es dann wie folgt ausdrücken«, unterbrach ihn Mendro. »Während der gesamten Geschichte der Menschheit haben Menschen aus dem einen Teil einer Region, eines Landes, Planeten oder Systems die Neigung gehabt, auf Menschen aus einem anderen Teil herabzublicken. Das ist einfach die menschliche Natur. Im heutigen Imperium der Menschen äußert sich

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