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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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stiegen bis kurz über Wipfelhöhe auf und flogen langsam Richtung Nordwesten.
    Christopher schaltete das Mikro mit einem verächtlichen Schnauben aus, lehnte sich zurück, starrte wütend auf das Infrarotdisplay und fluchte leise vor sich hin. York beobachtete ihn über sein Display hinweg und musste lachen. »Schwierigkeiten, Bil?«
    »Das ist nicht mal mein Job«, knurrte Christopher, ohne aufzublicken. »Wie soll ich Kriszahn-Wärmepunkte finden, wenn ich nicht weiß, wie die Dinger aussehen?«

    »Wenn du einen großen Wärmepunkt siehst, der sich bewegt …«
    »Ja, das ist mir klar. Elsner soll sich bloß beeilen und machen, dass er zurückkommt, das ist alles, was ich dazu zu sagen habe.«
    »Hockt er immer noch vor dem Hauptdisplay und sucht nach einer Bololinherde für Vortrupp drei?«
    »Ja.« Christopher erschauerte sichtlich. »Die Jungs müssen verrückt sein. Mich würde man jedenfalls nicht dazu bringen, Bololins durch die Gegend zu scheuchen.«
    »Mich würde man gar nicht erst da runterbringen«, murmelte York.
    Christopher sah ihn kurz an. »Ja, ich … äh … vermutlich hat man dich gebeten, bei Lizabet, Yuri, Marck und den anderen an Bord der Menssana zu bleiben.«
    »Ganz recht«, meinte York gelassen zu ihm. »Ich habe mich geweigert, da runterzugehen.«
    »Oh.« Christopher starrte auf Yorks neuen Arm – seinen neuen mechanischen Arm – und senkte dann schuldbewusst den Blick.
    »Du denkst, es ist deswegen, hab ich Recht?«, fragte York, hob seinen Arm und öffnete seine Hand. Die Finger zuckten dabei einmal kurz, eine stumme Ermahnung daran, dass sein Gehirn sich noch nicht völlig an Schnittstellen zwischen Nerven und Elektronik gewöhnt hatte. »Du denkst, ich habe Angst, nochmal dort runterzugehen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Dann irrst du dich«, erklärte ihm York kategorisch. »Ich habe sehr wohl Angst, und ich habe verdammt gute Gründe dafür.«
    Christophers Gesicht nahm einen zunehmend verlegenen Ausdruck an, und wahrscheinlich, so dachte York, hatte er noch nie jemanden so sprechen gehört. »Willst du wissen, wieso Yuri, Marck und die anderen da unten sind und ich hier oben?«, fragte er.
    »Na ja … also gut. Warum?«
    »Weil sie ihren Mut beweisen wollen«, sagte York. »Teils den anderen, aber hauptsächlich sich selbst. Sie demonstrieren, dass sie, wenn es sein muss, ihren Schädel ein zweites Mal in den Rachen
des Stachelleoparden legen können – und zwar ohne mit der Wimper zu zucken.«
    »Wohingegen du ein solches Bedürfnis nicht verspürst?«
    »Ganz genauso ist es.« York nickte. »Ich habe meinen Mut oft genug bewiesen. Sowohl bevor ich nach Aventine kam, als auch danach. Ich weiß , wie viel Mut ich habe, und ich werde, verdammt nochmal, kein unnötiges Risiko eingehen, um es dem ganzen Universum zu beweisen.« Er deutete auf sein Display. »Wenn und falls die Qasamaner ihren entscheidenden Zug machen, kann ich ihre militärische Stärke ebenso gut von hier oben wie von dort unten auf dem Boden beurteilen. Also bleibe ich hier.«
    »Verstehe«, sagte Christopher und nickte. Doch sein Blick wirkte immer noch besorgt. »Das ergibt ganz sicher Sinn. Ich … also, glücklicherweise haben wir das geklärt.«
    Er wandte sich wieder seinem Display zu, und York unterdrückte einen Seufzer. Christopher hatte überhaupt nichts verstanden, genauso wenig wie die anderen. Sie dachten immer noch, dies sei einfach eine komplizierte Art zu erklären, dass er kein Feigling war.
    Sollten sie sich doch alle zum Teufel scheren.
    Er wandte sich seinem Bildschirm zu und machte sich wieder daran, nach militärischen Aktivitäten Ausschau zu halten. Die mechanische Hand in seinem Schoß ballte sich zur Faust.
     
    Es war kurz nach Mittag, als die Dewdrop endlich eine Bololinherde in entsprechender Entfernung von der Siedlung ausmachte, und es dauerte eine weitere Stunde, bis das Air-Mobil von Vortrupp drei sie erreicht hatte. Die Herde hatte zwischen den Bäumen haltgemacht, um zu grasen, und als das Fahrzeug über den Köpfen vorbeischwebte, stieß Rem Parker einen leisen Pfiff aus. »Übel aussehende Biester«, bemerkte er.
    Einer der drei anderen Cobras pflichtete ihm murmelnd bei. »Ich glaube, ich kann die Tarbine erkennen – die braunen Flecken hinter den Köpfen, zwischen den Stacheln.«

    »Ja. Toller Platz, den Sommer zu verbringen.« Parker sah kurz zu dem Techniker hinüber, der auf dem nächsten Platz über seinen Instrumenten kauerte. »Na, Dan, was meinst du, ist es

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