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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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ausgesprochen, als er abbrach und, wie schon einundvierzig Mal zuvor an diesem Tag, vorgab, mit Verdruss auf ein Geräusch zu lauschen, das aus seinem Ohrhörer kam. »Tut mir leid«, meinte er, an den Qasamaner gerichtet, »aber offenbar stören die Geräusche des Flügelschlags Ihres Mojos die Aufzeichnung. Äh …« Er sah sich im Raum um und zeigte dann auf ein großes Polster in der hinteren Ecke. »Würden Sie ihn bitte dort drüben absetzen?«
    Der andere verzog das Gesicht und sah erneut zu Winward hinüber. Dann gehorchte er, wobei seine Körperhaltung jedoch deutlichen Protest zum Ausdruck brachte. »Gut«, sagte McKinley munter, als der Qasamaner wieder Platz nahm. »Mal sehen – ich denke, ich sollte ein wenig zurückgehen.«
    Er begann mit der Wiederholung einer früheren Frage, und Winward richtete sein Augenmerk auf den in der Ecke hockenden Mojo. Der saß still dort, wenn auch sichtlich unzufrieden über seine Verbannung. Die Kopfbewegungen und das Aufstellen der Federn, das Winward vorher schon aufgefallen war, häuften sich dramatisch und wurden heftiger. Ist er nervös, weil man ihn von seinem Beschützer getrennt hat?, überlegte der Cobra. Oder ist er verstimmt, weil er die Dinge aus dieser Entfernung nicht mehr so gut beeinflussen kann? Der Gedanke, Mojos könnten
eine unterschwellige Kontrolle über die Qasamaner haben, machte Winward entschieden nervös. Als Einziger von all den Leuten, mit denen er gesprochen hatte, hoffte er noch immer, dass Jonny Moreaus Theorie sich als falsch erwies.
    »Verdammt.«
    Winward richtete sein Augenmerk wieder auf die Befragung und sah, wie McKinley mit finsterer Miene ins Leere starrte. »Tut mir leid, aber das Aufzeichnungsgerät nimmt noch immer zu viele Störgeräusche auf. Ich denke, wir werden Ihren Mojo ganz aus dem Raum entfernen müssen. Kreel? Kommen Sie doch bitte einen Augenblick rein. Und bringen Sie einen Krallenschutz mit.«
    »Warten Sie«, sagte der Qasamaner und erhob sich von seinem Platz. »Sie können meinen Mojo nicht von hier fortschaffen.«
    »Wieso nicht?«, fragte McKinley. »Wir tun ihm nichts, und Sie haben ihn in wenigen Minuten zurück.« Die Tür ging auf, und der Cobra, der den Qasamaner zuvor begleitet hatte, kam herein, einen dicken Lappen um die Hand gewickelt.
    »Sie dürfen ihn nicht mitnehmen«, beharrte der Qasamaner, hinter dessen Gleichmut sich die ersten Anzeichen von Zorn zeigten. »Ich war Ihnen bis jetzt bei dieser Sache behilflich – Sie haben kein Recht, mich so zu behandeln.«
    »Noch sieben Fragen – das ist alles«, sagte McKinley beschwichtigend. »Fünf Minuten, vielleicht weniger, dann haben Sie ihn zurück. Hören Sie, auf der anderen Seite des Ganges gibt es ein leerstehendes Büro. Kreel wird sich einfach mit Ihrem Mojo auf dem Arm dort mitten in den Raum stellen, und wenn Sie fertig sind, bekommen Sie ihn zurück. Es wird ihm nichts geschehen – das verspreche ich Ihnen.«
    Vorausgesetzt, er benimmt sich, fügte Winward im Stillen hinzu. Kreel würde einen weiteren Cobra bei sich im Raum haben, dessen Laser den Mojo die ganze Zeit über in der Zielerfassung hatte, trotzdem beneidete Winward ihn nicht um die Aufgabe, mit Mojokrallen weniger als einen halben Meter von seinem Gesicht entfernt herumzustehen.

    Der Qasamaner protestierte noch immer, doch aus seiner Stimme ging klar hervor, dass er wusste, wie sinnlos es war. Kreel hatte sich den Lappen inzwischen um seinen linken Unterarm gewickelt und bückte sich, um ihn dem Mojo hinzuhalten. Sichtlich zögernd kletterte der Vogel auf den Arm. Kreel ging hinaus, schloss die Tür hinter sich, und McKinley setzte seine Befragung fort.
    Wie versprochen war alles in weniger als fünf Minuten vorbei. Doch eine ganze Weile, bevor es zu Ende war, gelangte Winward zu der Überzeugung, dass er gerade beobachtete, wie wütend ein Qasamaner werden konnte, bevor er etwas physisch angriff. Die frühere widerwillige Kooperation des Mannes wandelte sich zu einer fast greifbaren Verbitterung, als er seine Antworten förmlich in das Aufzeichnungsgerät spuckte. Zweimal weigerte er sich, überhaupt zu antworten. Winward spürte, wie seine Muskeln sich in Erwartung des Augenblicks anspannten, in dem die Selbstbeherrschung des Qasamaners endgültig zusammenbrechen und er sich beim Versuch, jemanden zu erwürgen, über den Schreibtisch werfen würde.
    Doch so weit kam es zum Glück nicht. McKinley war mit seiner Liste durch, und dreißig Sekunden später waren Mann und Mojo

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