Cobra
Summen des InterKoms brutal weckte. »Ja – York«, murmelte er. »Was gibt’s?«
»Auf Qasama ist etwas im Gange«, sagte die Stimme des diensthabenden Offiziers. »Ich dachte, Sie würden sich das mal ansehen wollen.«
»Bin schon unterwegs.«
Genau zwei Minuten später saß er im Bademantel und barfuß vor einem der großen Displays … und das Bild dort war in der Tat die Störung seines Schlafes wert.
»Kopter«, identifizierte er sie für die beiden diensthabenden Flugmelder. »Möglicherweise mit Hilfstriebwerken – sie legen ein ziemlich hohes Tempo vor. Woher sind sie gekommen?«
»Das erste Mal haben wir sie ein paar Kilometer östlich von Sollas gesichtet«, erklärte ihm der diensthabende Offizier. »Können aber von erheblich weiter weg gekommen sein, wenn sie langsamer geflogen sind – uns ist ihre Bewegung aufgefallen.«
»Aha.« York tippte auf diverse Tasten und betrachtete die Ergebnisse, die am unteren Bildschirmrand eingeblendet wurden. Sechs Einheiten, die knapp unterhalb der Schallgeschwindigkeit flogen – was nichts über ihre mögliche Höchstgeschwindigkeit aussagte -, und zwar in südöstlicher Richtung, auf die Siedlung zu, wo sich die Menssana befand. Geschätzte Ankunftszeit in etwa zwei Stunden. »Verbinden Sie mich mit Gouverneurin Telek«, sagte er über seine Schulter.
Telek hatte ebenfalls geschlafen, und als der diensthabende Offizier der Menssana sie wachgerüttelt und aus dem Bett geholt hatte, hatte York bereits weitere Informationen in der Hand. »Zwei
von ihnen sind recht groß, was möglicherweise auf Truppentransporter hindeutet«, erklärte er ihr. »Die vier anderen sind kleiner, wahrscheinlich Aufklärer oder Jäger. Die Wahrscheinlichkeit ist recht groß, dass es sich um umgerüstete Zivilflugzeuge handelt und nicht um spezielle Militärmaschinen, was ein Vorteil für uns sein sollte.«
»Na ja, wenigstens haben sie keine Schwerkraftlifts«, meinte Telek nachdenklich. »Wenigstens ein technologischer Vorteil, dessen wir uns sicher sein können.«
»Nicht unbedingt.« York schüttelte den Kopf. » Kein Mensch baut Schwerkraftlifts in Angriffskopter ein, ganz gleich, ob man sie hat oder nicht – die Dinger sind bei engen Hochgeschwindigkeitsmanövern äußerst unpraktisch. Außerdem werden sie wegen des Leuchtens des Schwerkraftlifts bei Nachteinsätzen zu einer fliegenden Zielscheibe.«
»Wir müssen uns also tatsächlich Sorgen wegen dieser Dinger machen?«
York schnaubte. »Allerdings. Damals bei den Marines haben wir häufig Kopter eingesetzt, und ich habe mit angesehen, wie sie ein Gebiet von der doppelten Größe dieser Siedlung dem Erdboden gleichgemacht haben.«
Telek presste die Lippen zusammen. »Nur dass sie dreitausend ihrer eigenen Leute umbringen, wenn sie das versuchen.«
»Richtig, und ich glaube, dazu ist ihre Verzweiflung noch nicht groß genug«, gab York ihr Recht. »Außerdem werden sie nicht einfach in der Luft herumkreisen und aus dem Hinterhalt auf Cobras schießen, solange sie keine Vorstellung haben, womit wir das Feuer erwidern können.«
»Das Forschungsteam rührt sich also nicht vom Fleck«, sagte Telek. »Aber die Vortrupps gehen runter?«
»Sie sollen sich unsichtbar machen. Außerdem muss die Menssana von dort verschwinden.«
»Verdammt.« Telek biss sich auf die Lippe. »Ja, Sie haben Recht. Meinen Sie, es wäre sicher genug, hundert Kilometer entfernt von hier auszusteigen?«
»Je weiter entfernt, desto besser. Aber beeilen Sie sich, damit sie nicht schon so nahe sind, dass sie unsere Schwerkraftlifts ausmachen können. Ich will nicht erst im Ernstfall herausfinden, über welche Luftkampfmöglichkeiten sie verfügen.«
»Gutes Argument. Captain Shepherd?«
»Drei Minuten bis zum Start«, war seine Stimme zu vernehmen. »Wir haben uns probeweise ein Versteck dreihundert Kilometer nordwestlich von hier ausgesucht, vorausgesetzt, Sie geben Ihr Einverständnis.«
»Was, mitten in der Flugbahn der Kopter?«, fragte York und runzelte die Stirn.
»Nein, mehrere Kilometer von ihrer Anfluglinie entfernt. Unter dem Überhang einer Felsspalte gibt es dort eine ganz ordentliche Deckung unter Felsgestein – außerdem ist es wohl die letzte Richtung, in der die Qasamaner unsere Flucht erwarten würden.«
»Schön«, warf Telek ungeduldig ein. »Sorgen Sie nur dafür, dass wir von hier verschwinden, ich werde mir die Karten ansehen, wenn ich Zeit finde. Decker, halten Sie ein Auge auf die Kopter und geben Sie uns Bescheid,
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