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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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er, zog ein Polster zu seinem Sohn hinüber und ließ sich mit verschränkten Beinen darauf nieder. »Ich wollte sehen, ob es irgendwelche Schwierigkeiten gibt.« Er schnupperte. »Ein Hypnotikum, mein Sohn? Ich hätte gedacht, nach einem anstrengenden Tag wäre ein Schlafmittel angebrachter.«
    Daulo sah seinen Vater durchdringend an, und die Wirkung des Hypnotikums verflog. Er hatte gehofft, sich über Jasmine Alventin Klarheit verschaffen zu können, bevor jemand etwas auffiel. »Ich war heute … ziemlich in Gedanken«, sagte er vorsichtig. »Ich habe mich dem gemeinsamen Mahl mit dem Rest der Familie nicht gewachsen gefühlt.«
    »Morgen fühlst du dich womöglich noch schlimmer«, warnte Kruin, wedelte mit dem Finger durch das letzte Rauchwölkchen und beobachtete, wie es sich in dem dadurch hervorgerufenen Wirbel kräuselte. »Selbst diese milden Drogen haben gewöhnlich unangenehme Nebenwirkungen.« Sein Blick löste sich vom Rauch und ging zurück zu Daulos Gesicht. »Jasmine Alventin hat nach dir gefragt.«

    Daulo verzog das Gesicht kurz. »Ich nehme an, sie erholt sich rasch?«
    »Es sieht so aus. Sie ist eine sehr außergewöhnliche Frau, meinst du nicht auch?«
    Daulo seufzte und gab sich innerlich geschlagen. »Ich weiß nicht, was ich von ihr halten soll, mein Vater«, gestand er. »Ich weiß nur, dass ich … Gefahr laufe, meine Objektivität zu verlieren, was sie betrifft.« Er deutete mit einer Handbewegung auf den Räucherbehälter. »Ich habe versucht, Ordnung in meine Gedanken zu bringen.«
    »Und, hat es funktioniert?«
    »Ich bin … nicht sicher.«
    Eine ganze Weile schwieg Kruin. »Weißt du, warum du in diesem Haus lebst, mein Sohn? Umgeben von all diesem Luxus und dem Ansehen?«
    Jetzt kommt’s, dachte Daulo, und ihm wurde flau im Magen. Eine Erinnerung daran, woher der Reichtum der Familie stammt – und die Ermahnung, dass es meine Pflicht ist, ihn zu wahren. »Deshalb, weil du, dein Vater und dessen Vater vor ihm in der Mine schwer gearbeitet und geschwitzt haben«, antwortete er.
    Zu seiner Überraschung schüttelte der ältere Sammon den Kopf. »Nein. Die Mine hat sicher alles einfacher gemacht, aber dort liegt nicht unsere wahre Stärke. Sie liegt hier …«, er deutete auf seine Augen, »… und hier …« Er berührte seine Stirn. »Materieller Reichtum ist gut und schön, aber kein Mann bewahrt sich einen solchen Reichtum, wenn er es nicht lernt, die Menschen in seiner Umgebung einzuschätzen. Zu wissen, wer seine Freunde und wer seine Feinde sind … und den Augenblick zu spüren, in dem sich diese Loyalitäten ändern. Verstehst du das?«
    Daulo musste schlucken. »Ich denke schon.«
    »Gut. Also dann verrate mir, welche Gestalt dieser Mangel an Objektivität annimmt.«
    Daulo fuchtelte hilflos mit seinen Händen. »Ich weiß es nicht. Sie ist einfach so … anders. Irgendwie. Sie hat … vielleicht besitzt
sie so eine Intelligenz, wie ich sie noch nie bei einer Frau gesehen habe.«
    Kruin nickte nachdenklich. »Fast, als wäre sie ein Mann und keine Frau?«
    »Ja. Das ist …« Daulo brach plötzlich ab, als ihm ein entsetzlicher Gedanke kam. »Du meinst doch nicht etwa …?«
    »Nein, nein, natürlich nicht«, beeilte Kruin sich, ihn zu beruhigen. »Der Arzt hat sie untersucht, als sie hergebracht wurde, hast du das bereits vergessen? Nein, sie ist eine Frau, ganz sicher. Aber vielleicht eine Frau, die nicht aus einer normalen qasamanischen Kultur stammt.«
    Daulo dachte nach. Das würde allerdings einiges erklären. »Aber ich dachte, alle Menschen auf Qasama lebten im Großen Bogen. Außerdem hat sie behauptet, sie stammt aus Sollas.«
    »Streng genommen leben nicht einmal wir im Großen Bogen.« Kruin zuckte mit den Achseln. »Zwar nur ein kleines Stück außerhalb, aber trotzdem außerhalb. Wieso sollen nicht andere noch weiter außerhalb leben? Was ihre angebliche Heimatstadt anbetrifft, so ist es durchaus möglich, dass sie Angst hatte, uns ihre wahre Herkunft zu verraten. Aus Gründen, die ich nicht mal erraten kann«, fügte er hinzu, als Daulo den Mund zu einer Frage öffnete.
    »Eine interessante Theorie«, gab Daulo zu. »Ich weiß allerdings nicht, wie sie vor Occams Messer standhalten würde.«
    »Vielleicht würden sie ein paar zusätzliche Informationen vor dieser Klinge bewahren«, sagte Kruin. »Ich habe über diesen angeblichen Unfall nachgedacht. Falls er in der Nähe von Tabris passiert wäre, könnte ihn vielleicht jemand dort gehört oder einen ihrer

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