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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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gleichzeitig Gelegenheit, einige Angelegenheiten mit einem unserer Einkäufer dort zu besprechen.«
    »Natürlich«, nickte Kruin, und Daulo glaubte Anerkennung im Gesicht des älteren Sammon entdeckt zu haben. »Ich werde dich also jetzt schlafen lassen. Gute Nacht, mein Sohn.«
    »Gute Nacht, mein Vater.«
    Das war’s dann also, dachte Daulo, als er wieder alleine war. Morgen wird sie fort sein, und das wär’s dann. Sie wird in die geheimnisvolle Stadt zurückkehren, aus der sie stammt, und ich werde sie nie wiedersehen. Irgendwie kränkte ihn das, ließ sogar ein wenig Wut in ihm aufkeimen. Doch eins musste er zugeben: In erster Linie war er erleichtert.
    Wenn ein gordischer Knoten sich nicht entwirren ließ, war es die zweitbeste Lösung, ihn aus seinem Blickfeld zu verbannen.

58
    Eine Stunde, hatte Daulo gedacht, als er und Jasmine auf die kurvenreiche Waldstraße nach Azras einbogen. Eine Stunde bleibt uns noch zusammen, dann werde ich sie nie mehr wiedersehen.
    Doch er hatte sich geirrt. Sie blieb beträchtlich weniger als eine Stunde.
    »Das ist verrückt«, schäumte er, als die Torposten das schwere Nordtor der Siedlung Shaga hinter ihnen schlossen und er den Wagen am Straßenrand ausrollen ließ. »Hier gibt es nichts, was Sie wollen könnten.«
    »Woher wissen Sie das?«, konterte sie und hatte einen Augenblick lang Schwierigkeiten mit der Tür, bevor sie sie aufbekam. »Vielen Dank, dass Sie mich mitgenommen haben, Daulo Sammon.«
    »Würden Sie mir mal einen Moment zuhören?«, fauchte er, stieg auf seiner Seite aus und sah sie wütend über das Wagendach hinweg an. »Sie sind eine Fremde in diesem Teil Qasamas, Jasmine Alventin – das haben Sie selbst zugegeben. Ich versichere Ihnen, Shaga ist Ihrem Zuhause nicht näher, als Milika es war.«
    »Aber sicher ist es das – zehn Kilometer«, erwiderte sie scharf.
    Es war lange her, dass irgendjemand so mit Daulo gesprochen hatte, und einen Augenblick lang war er um eine Antwort verlegen. Jasmine ergriff die Gelegenheit, um die kleine Umhängetasche, die Daulos Mutter ihr geschenkt hatte, vom Rücksitz zu nehmen. »Na schön, also gut«, brachte Daulo schließlich hervor, als sie die Tür schloss und sich den Riemen der Tasche auf die Schulter hängte. »Sie sind also zehn Kilometer näher an Azras. Was bringt Ihnen das? – besonders da Ihnen hier aller Wahrscheinlichkeit nach niemand anbieten wird, Sie auch nur bis nach Azras mitzunehmen. Also Schluss mit dem Unsinn. Steigen Sie wieder ein.«

    Sie starrte ihn über das Wagendach hinweg an … und wieder war dies ein Blick, wie er ihn von einer Frau nicht gewöhnt war. »Hören Sie, Daulo Sammon«, sagte sie mit ruhiger Stimme. »Ich muss etwas erledigen – allein -, und zwar hier . Bitte stellen Sie mir keine weiteren Fragen mehr. Glauben Sie mir einfach, wenn ich Ihnen sage, je weniger Sie mit mir zu tun haben, desto besser für Sie.«
    Daulo biss die Zähne aufeinander. »Also gut, na schön«, presste er hervor. »Wenn Sie es nicht anders wollen. Auf Wiedersehen.« Er spürte, wie sein Gesicht glühte, stieg wieder in den Wagen und fuhr los, weiter in Richtung Mitte der Siedlung.
    Aber nur ein kurzes Stück. Im Gegensatz zu Milika war Shaga ohne Plan angelegt, die Straßen wanden sich kreuz und quer durch den Ort, und Daulo war kaum hundert Meter gefahren, als das Bild der Frau in seinem Rückspiegel hinter einer Biegung der Straße verschwand. Hundert Meter weiter stieß er auf eine Querstraße, in die er einbog, und weniger als zwei Minuten später hatte er einen Bogen geschlagen und wieder die Stelle erreicht, wo er sie abgesetzt hatte.
    Es gab keinen Grund, weshalb sie so plötzlich beschließen sollte, in Shaga zu bleiben – es konnte nur bedeuten, dass sie es bereits die ganze Zeit vorgehabt hatte. Entweder wollte sie unerkannt nach Milika zurückkehren – oder sie wollte sich hier mit jemandem treffen. Was immer es war, er hatte entschieden die Absicht, ihr dabei auf den Fersen zu bleiben.
    Jedenfalls schien sie nicht in die Mitte der Siedlung zu wollen. Während er langsam in Sichtweite des Nordtores dahinfuhr, sah er, wie sie sich parallel zur Mauer forschen Schritts entfernte.
    Er ließ den Wagen vorsichtig ein Stückchen vorwärtsrollen, darauf bedacht, großzügig Abstand zu ihr zu halten. In diesem Teil von Shaga standen nur wenige Gebäude. So konnte er sie einerseits zwar aus einer angemessen großen Entfernung beobachten, andererseits war aber auch er für sie leichter zu

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