Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
Vom Netzwerk:
einer der Ecken ragte ein Hahn – Wasser? – über einer zehn Zentimeter breiten Ablaufrinne, die zur Not auch als Toilette dienen konnte. Der Rucksack mit seiner Ausrüstung und sein Waffengürtel waren verschwunden, aber die Kleider hatten ihm seine Häscher gelassen.

    Für eine Todeszelle erschien ihm der Raum ziemlich freundlich. Als Vorraum für einen OP war er erbärmlich unzureichend.
    Er hob den Kopf und musterte die Platten, die seine Arme und Beine auf dem Tisch fixierten. Keine Fesseln, entschied er, sondern eher ein komplizierter Satz biomedizinischer Sensoren, mit deren Hilfe Drogen injiziert werden konnten. Demnach dürften die Trofts mittlerweile wissen, dass er aufgewacht war. Und daraus folgte unmittelbar, dass sie ihm erlaubt hatten, jetzt aufzuwachen.
    Tief im Innern war er sich darüber im Klaren, dass der Nebel sich noch nicht gänzlich gelichtet hatte, trotzdem hielt er dies für einen unglaublich dummen Schachzug von ihnen.
    Sein erster Impuls war, sich mit einem einzigen servoverstärkten Ruck vom Tisch zu befreien, den Antipanzerlaser auf die Türangeln zu richten und von hier zu verschwinden. Doch die schiere Unlogik der Situation ließ ihn innehalten.
    Was glaubten die Trofts eigentlich, was sie taten?
    Was immer es war, es geschah sehr wahrscheinlich unter Verletzung von Befehlen. Vor ein paar Monaten hatte der Untergrund eine Reihe von allgemeinen Befehlen abgefangen, von denen einer besagte, dass ein gefangener Cobra entweder sofort zu töten oder bis zur Sektion am lebendigen Leib unter Betäubungsmittel zu setzen sei. Beim Gedanken an Letzteres drehte sich ihm der Magen um, aber erneut widerstand er dem Drang zu fliehen. So offenkundig unüberlegte Fehler machte der Feind ganz einfach nicht. Was immer hier vor sich ging, ob unter Verletzung von Befehlen oder nicht, es geschah mit Absicht.
    Aber was konnte jemand mit einem lebenden Cobra bei vollem Bewusstsein wollen?
    Ein Verhör kam nicht infrage. Körperliche Folter, die ein bestimmtes Maß überstieg, löste eine elektrische Selbstzerstörung aus, ebenso der Einsatz bestimmter Drogen. Wollten sie ihn festhalten, um ein Lösegeld zu erpressen, oder als Tauschobjekt? Lächerlich. Trofts dachten offensichtlich nicht in diesen Kategorien, und selbst wenn sie dahintergekommen wären, dass Menschen
dies taten, würde es nicht funktionieren. Um seinen Freunden zu beweisen, dass er noch lebte, waren sie auf Jonnys Mitarbeit angewiesen, und eher würde er eigenhändig seine Selbstzerstörung auslösen, als ihnen dieses Druckmittel an die Hand zu geben. Wollten sie ihn entkommen lassen und ihn bis zu seinen Kontakten zum Untergrund verfolgen? Genauso lächerlich. Es gab Dutzende sicherer Fone rings um die Stadt, von denen aus er sich bei Borg Weissmann melden konnte, ohne auch nur einem Untergrundmitglied nahe zu kommen. Die Trofts hatten dies erfolglos mit anderen gefangenen Rebellen versucht – einem ausgebildeten Cobra hinterherzuschleichen wäre ein Musterbeispiel für Sinnlosigkeit. Nein, wenn sie ihm auch nur den Hauch einer Chance zur Flucht gaben, würden sie damit nichts weiter bewirken, als sich einen Pfad der Zerstörung mitten durch ihr Gebäude einzuhandeln.
    Ein Pfad der Zerstörung. Ein Pfad der Zerstörung von einem Cobra …
    Jonnys Herz schlug schneller, während er seine Aufmerksamkeit wieder auf die Wände und die Decke richtete. Weil er diesmal nach ihnen suchte, fand er die Stellen, wo Kameras und andere Sensoren angebracht sein konnten. Es schien jede Menge davon zu geben.
    Vorsichtig ließ er den Kopf auf den Tisch zurücksinken. Er fröstelte am ganzen Körper. Darum ging es also – um einen Versuch, Informationen in Laborqualität über die Cobra-Ausrüstung und Waffensysteme im konkreten Einsatz zu gewinnen. Und das bedeutete: Was immer sich dort draußen hinter dieser Stahltür befand – er hatte eine faire Chance, lebendig durchzukommen.
    Eine ganze Weile rang er mit der Versuchung. Wenn ihm die Flucht tatsächlich gelänge, wäre sie es sicher wert, den Trofts ein paar Daten zu überlassen. Das meiste von dem, was sie bekämen, war ihnen sicherlich längst bekannt, und selbst wenn sie seine Kampfreflexe in Aktion bewundern konnten, wäre das für sie von nur geringem Nutzen. Nur wenige der kompliziertesten Bewegungsmuster waren fest programmiert, den Rest hatte man so allgemein
gehalten, dass sich damit höchst unterschiedliche Situationen bewältigen ließen. Möglicherweise wären die Trofts danach in der

Weitere Kostenlose Bücher