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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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vorsichtig sein Bein vor, vergewisserte sich, dass der Antipanzerlaser das Gelände ungehindert bestreichen konnte, und wartete.
    Da er seinen Lichtverstärker auf volle Kraft geschaltet hatte, erschien die Nacht ringsum nicht dunkler als ein trüber Nachmittag, trotzdem erkannte er Deutsch erst, als dieser längst auf dem Rückweg von seinem Platz tief im Schatten war, von wo aus er das Tor hätte angreifen sollen. Offenbar entdeckten ihn die Posten ungefähr zur gleichen Zeit, und einen Augenblick lang verdunkelte sich das Bild, als Laserblitze den Überladeschutz seines Lichtverstärkers auslösten. Antwortfeuer folgte augenblicklich: Deutschs Antipanzerlaser feuerte im Laufen nach hinten. Mit der ruhigen Selbstverständlichkeit profunder Erfahrung zielte Halloran weiter oben auf das Dach und die Fenster der Fabrik, Bereiche, die Deutschs Eigenfeuerschutz nur mit Mühe erreichen konnte.
    Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig. Trotz des knöchelbrecherischen Zickzacks, der seine Bahn verwirrte, überwand Deutsch die Entfernung wie ein sich dem Bodenprofil anpassendes Projektil, und nur Sekunden später war er um die Ecke von Hallorans Lagerhalle verschwunden und damit außer Sicht der Feinde.
    Aber es war klar, dass die Trofts sich nicht einfach damit zufriedengeben würden, die Cobras zu vertreiben. Noch während Halloran über das Dach glitt und sich an der gegenüberliegenden Seite hinunterließ, erwachte die Wolker-Fabrik zum Leben.
    Deutsch wartete am Boden auf ihn. Im schwachen Licht glänzte sein Gesicht angespannt. »Alles in Ordnung?«, flüsterte Halloran.
    »Ja. Aber du solltest besser verschwinden – in einer Minute wimmelt es hier von ihnen wie von Ameisen.«
    »Einverstanden – aber nur, wenn du mitkommst. Los.« Er packte Deutschs Arm, machte kehrt und wollte los.
    Der andere schüttelte seine Hand ab. »Nein, ich bleibe hier, um – ich will ganz sichergehen.«
    Halloran drehte sich wieder um und musterte seinen Freund aufmerksam. Wenn Deutsch jetzt den Verstand verlor … »Er ist tot, Imel«, redete er auf ihn ein wie auf ein kleines Kind. »Du hast gehört, wie es ihn erwischt hat!«
    »Sein Selbstzerstörer ist noch nicht losgegangen«, unterbrach ihn Deutsch schroff. »Selbst hier draußen hätten wir das hören oder zumindest die Vibrationen spüren müssen. Und wenn er noch lebt …«
    Er ließ den Satz unbeendet, aber Halloran hatte verstanden. Einen gefangenen Cobra hatten die Trofts schon bei lebendigem Leib seziert, wie sie wussten. Jonny hatte etwas Besseres verdient, vorausgesetzt, es stand in ihrer Macht.
    »Also schön«, seufzte er und unterdrückte ein Schaudern. »Aber geh kein Risiko ein. Jonny einen anständigen Tod zu verschaffen ist es nicht wert, dass du dein Leben dabei verlierst.«

    »Weiß ich. Keine Sorge, ich mache keine Dummheiten.« Deutsch hielt einen Augenblick lang inne und lauschte. »Du solltest besser verschwinden.«
    »Na gut. Ich tue, was ich kann, um sie abzulenken.«
    »Jetzt geh du aber kein Risiko ein.« Deutsch gab Halloran einen Klaps auf den Arm und sprang, erwischte die Dachkante der Lagerhalle und verschwand über deren Rand.
    Halloran schaltete sämtliche akustischen und optischen Verstärker auf volle Kraft, machte kehrt, fing an zu rennen und hielt sich so weit wie möglich im Schatten. Noch war es längst nicht an der Zeit, Trauergesänge anzustimmen.
     
    Die erste Empfindung, die wieder in sein Bewusstsein drang, als sich der schwarze Nebel lichtete, war ein eigenartiges Brennen in seinen Wangen. Allmählich wurde das Gefühl stärker und verband sich mit dem Bewusstsein von etwas Kaltem auf seinem Rücken und an seinen Beinen. Als Nächstes kam der Durst, augenblicklich gefolgt von einem Druck auf seinen Unterarmen und Schienbeinen. Das Geräusch leise zischender Luft … das Bewusstsein, dass es vor seinen geschlossenen Lidern hell war … das Wissen, dass er in der Waagerechten lag …
    Erst dann erwachte Jonnys Verstand weit genug, um zu erkennen, dass er noch am Leben war.
    Vorsichtig öffnete er die Augen. Ein Meter über ihm befand sich eine nichtssagende Decke aus weißem Stahl. Er ließ den Blick daran entlangwandern und stellte fest, dass sie an vier Wänden aus weißem Stahl endete, die nicht mehr als fünf Meter voneinander entfernt waren. Indirekte Beleuchtung verlieh dem Raum die Atmosphäre eines Krankenzimmers. Der einzige erkennbare Ausgang war eine Stahltür in einem schwer verstärkten Rahmen. Aus der Wand in

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