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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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die Stellung hier, in Ordnung?«
    Er nahm Corwin kurz, fast flüchtig in die Arme, und war einen Augenblick später die Rampe hinauf und im Eingang der Dewdrop verschwunden.
    Sie werden nie erfahren, was über sie hereingebrochen ist. Justins Bemerkung ging ihm immer wieder durch den Kopf … und Corwin schauderte angesichts der Lüge in diesen Worten. Justin würde alles daransetzen, dass die Qasamaner erfuhren, was über sie hereingebrochen war. Was – und warum.
    Und er fragte sich, ob er seinen Bruder jetzt nach Qasama in den Tod geschickt hatte. Genau wie zuvor seine Nichte.

63
    Es war nie Jins Art gewesen, vorschnelle Urteile über Menschen abzugeben. Doch im Falle Radig Nardins war sie ernsthaft versucht, eine Ausnahme zu machen.
    »Ziemlich arroganter Bursche, was?«, raunte sie Daulo zu, während sie ein kurzes Stück von Nardin entfernt standen, der lautstark die Verladung seiner Metalle überwachte.
    »Ja«, meinte Daulo knapp. Sein Blick und seine Aufmerksamkeit galten ebenfalls Nardin, wie sie sah. Die Arme hingen steif an seiner Seite.
    Jin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Die Spannung war fast so greifbar, dass sie einen Schatten warf, und ihr in Mitleidenschaft gezogener Magen begann zu protestieren. Was immer hier geschah, irgendetwas schien sich rasch zusammenzubrauen, und sie ertappte sich dabei, wie sie ein wenig von Daulo abrückte – nur für den Fall, dass sie Bewegungsfreiheit brauchte. Die beiden Fahrer und Helfer von Nardin standen ein Stück seitlich … dort. Weit entfernt von jeder Deckung, sollte Nardin auf die Idee kommen, einen Streit vom Zaun zu brech…
    »Halt!«, fauchte Daulo.
    Mit einem Ruck richtete Jin ihre Augen wieder auf Nardin. Fast gemütlich drehte er sich zu ihnen um, die Hand über einem der schwitzenden Arbeiter der Sammons zum Schlag erhoben. Kurz und abschätzend musterte er Daulos Kleidung und dann sein Gesicht. »Lassen Sie Ihren Arbeitern etwa aufsässiges Verhalten durchgehen, Meister Sammon?«, rief er herüber.
    »Wenn eine solche Aufsässigkeit beobachtet wird«, erwiderte Daulo gelassen, »dann wird sie auch bestraft. Und diese Bestrafung führe ich durch.«
    Einen Moment lang sahen die beiden jungen Männer sich in die Augen. Dann murmelte Nardin etwas Unverständliches und ließ den Arm sinken. Er kehrte Daulo den Rücken zu und
entfernte sich forschen Schritts ein paar Meter von der Ladezone.
    Ein Kompetenzstreit?, wunderte sich Jin. Offenbar. Oder Nardin legte es geradezu darauf an, andere Menschen zu reizen. »Alles in Ordnung?«, fragte Jin Daulo leise.
    Der atmete tief durch und schien sich ein wenig zu entspannen. »Ja«, meinte er und seufzte. »Manche Menschen sind einfach zu jung, um mit ihrer Macht richtig umzugehen.«
    Jin blickte ihn kurz an und fragte sich, ob er die Ironie dieser Worte bemerkte, die aus dem Mund des neunzehnjährigen Familienerben kamen. »Radig Nardin bekleidet einen hohen Rang in der Mangus-Hierarchie?«, fragte sie.
    »Sein Vater, Obolo Nardin, leitet den Laden.«
    »Aha. Dann ist Mangus ein Familienbetrieb wie der Ihre?«
    »Natürlich.« Daulo war offensichtlich verwirrt, weil sie nach etwas so Selbstverständlichem fragte.
    Auf der anderen Seite der Straße wurden die letzten Kisten auf den Lastwagen geladen. »Wie oft braucht Mangus Nachschub?«, erkundigte sich Jin.
    Er dachte nach. »Etwa alle drei Wochen. Warum?«
    Sie deutete mit einem Nicken auf den Laster. »Und wenn ich mich in einer dieser Kisten mitnehmen ließe?«
    Daulo pfiff nachdenklich zwischen den Zähnen hindurch. »Nur falls Sie Zeit genug haben, wieder herauszukommen, bevor sie die Kisten irgendwo wegschließen.«
    »Tun sie das?«
    »Das weiß ich nicht – ich war noch nie dort. Mangus holt sie immer selbst ab.«
    »Ist das üblich?«
    »Bei Mangus ja. Wenn Ihre Annahme allerdings stimmt, dann ergibt es Sinn, niemanden aus den Siedlungen hineinzulassen.«
    Die Einschränkung weckte Jins Interesse. »Nur Leute aus den Siedlungen? Städter können hinein?«
    »Sogar regelmäßig«, sagte Daulo mit einem Nicken. »Alle zwei oder drei Wochen schafft Mangus Arbeiter aus Azras für eine einwöchige
Schicht heran. Ich nehme an, für einfache Montagearbeiten.«
    »Das verstehe ich nicht.« Jin runzelte die Stirn. »Soll das heißen, dass sie sämtliche Arbeitskräfte von außen holen?«
    »Nicht die gesamte Mannschaft. Manche Mitarbeiter sind festangestellt, die meisten wahrscheinlich Mitglieder der Familie Nardin. Vermutlich fallen nicht

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