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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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sprießen, so waren wir doch eine der ersten.« Er musterte sie. »Gehört das alles zu Ihren Ermittlungen über uns?«
    Jin spürte, wie ihre Wangen heiß wurden. »Zum Teil«, gestand sie. »Es hängt aber auch mit dem Mangusproblem zusammen.«
    Eine ganze Weile sagte er kein Wort. Jin löste ihren Blick von der Laderampe und sah sich um. Es war ein wundervoller Tag. Von Südwesten her wehte immer wieder ein sanfter Wind und bildete einen Kontrast zur warmen Sonne. Die Geräusche der Siedlung verschmolzen zu einem angenehmen Summen. Ab und an mischte sich das Scheppern der Gerätschaften vom nahen Mineneingang unter die Stimmen der Arbeiter.
    Fast traf es sie wie ein Schock, als sie ihren Blick nach Westen schweifen ließ und dort die Mauer erblickte. Die Mauer und den Maschendrahtaufsatz, den die Siedlung wegen der Stachelleoparden hatte anbringen müssen … jener Stachelleoparden, die ihr Volk den Menschen hier gebracht hatten.
    Auf Empfehlung ihres eigenen Großvaters.

    Plötzlich lief es ihr kalt den Rücken hinunter, als ihr diese Schuld bewusst wurde. Was würden Daulo und Kruin denken, fragte sie sich düster, wenn sie darüber Bescheid wüssten, welche Rolle ihre Familie beim Einschleppen dieser Plage gespielt hatte? Vielleicht bin ich deswegen überhaupt hier gestrandet, fiel ihr ein. Vielleicht ist das alles Teil einer göttlichen Vergeltung an meiner Familie.
    »Alles in Ordnung mit Ihnen?«, erkundigte sich Daulo.
    Sie schüttelte sich und löste sich aus ihren Gedanken. »Aber ja. Ich … habe nur an zu Hause gedacht.«
    Er nickte. »Mein Vater und ich haben uns gestern Abend überlegt, was Ihre Leute in die Wege leiten könnten, um Sie zurückzuholen.«
    Sie zuckte verlegen mit den Achseln. »Außer einem Gedenkgottesdienst für mich werden sie wahrscheinlich überhaupt nichts in die Wege leiten. Nachdem die Sender des Shuttles beim Absturz vollkommen zerstört wurden, hatte ich keine Möglichkeit, dem Mutterschiff ein Zeichen zu geben, also werden sie davon ausgehen, dass alle tot sind, und umkehren. Alle werden uns eine Zeit lang betrauern, und dann wird das Direktorat Beratungen darüber aufnehmen, was als Nächstes geschehen soll. Vielleicht versuchen sie in ein paar Monaten dasselbe noch einmal. Vielleicht aber auch erst in ein paar Jahren.«
    »Sie klingen verbittert.«
    Jin kämpfte mit den Tränen. »Nein, verbittert nicht. Nur … ich habe einfach Angst, ob mein Vater das verkraften wird. Er hat sich so sehr gewünscht, dass ich eine Cobra werde.«
    »Eine was?«
    »Eine Cobra. So nennen wir die ›Höllenkrieger‹. Mein Vater hat sich so sehr gewünscht, dass ich die Familientradition fortsetze … und jetzt wird er sich vermutlich fragen, ob er mich in etwas hineingedrängt hat, das ich gar nicht wollte.«
    »Und – hat er das?«, fragte Daulo ruhig.
    Seltsamerweise nahm ihm Jin die Frage nicht übel. »Nein. Ich liebe ihn sehr, Daulo, und vielleicht habe ich schon allein aus
dieser Liebe heraus eine Cobra werden wollen. Aber – nein, kein Aber – ich habe es mir ebenso sehr gewünscht wie er.«
    Daulo schnaubte leise. »Eine Frau als Kriegerin. Fast ein Widerspruch in sich.«
    »Nur vor Ihrem geschichtlichen Hintergrund. Außerdem sind in unseren Welten Cobras eher zivile Friedensgaranten als Krieger.«
    »Fast das Gleiche, was die Mojos für uns waren«, gab Daulo zu bedenken.
    Jin überlegte. »Interessanter Vergleich«, stimmte sie zu.
    Er gab ein Geräusch von sich, halb Schnauben, halb Kichern. »Stellen Sie sich nur vor, was für eine Friedenstruppe wir haben könnten, wenn wir die beiden miteinander verbänden.«
    »Cobras und Mojos?« Sie schüttelte den Kopf. »Ausgeschlossen. Genaugenommen habe ich auch schon daran gedacht, dass unsere Führung davor vielleicht die meiste Angst hatte: die Vorstellung, Ihre Mojos könnten sich bis nach Aventine ausbreiten, und am Ende hätten wir Cobras, die von fremden Intelligenzen beherrscht werden.«
    »Aber wenn sie dadurch weniger gefährlich würden …«
    »Die Mojos haben ihre eigenen Ziele«, erinnerte Jin ihn. »Ich möchte gar nicht erst wissen, was einer von ihnen mit einem Cobra anstellen würde.«
    Daulo seufzte. »Wahrscheinlich haben Sie Recht«, räumte er ein, »trotzdem …«
    »Meister Sammon?«, rief eine Stimme von hinten. Sie wandten sich um, und Jin sah, wie Daulos Chauffeur ihnen vom Eingang zum Gebäude der Geschäftsleitung her zuwinkte und sich dann wieder umdrehte, um Nardin zu beobachten. Mangus. Mungos. Schon

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