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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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bis sie sich genau zwischen zwei an der Wand befestigten Scheinwerfern befand. Der Boden direkt unter ihr lag nicht gerade völlig im Dunkeln, eine bessere Stelle würde sie allerdings nicht finden. Sie sah sich ein letztes Mal um, glitt von der Mauer hinunter, hing eine Sekunde lang an ihren Händen und ließ sich fallen.
    Und stöhnte erschrocken auf, als der Aufprall bei der Landung einen stechenden Schmerz durch ihr linkes Knie jagte.
    »Verdammt!«, zischte sie leise, rollte unbeholfen in eine sitzende Stellung herum und umklammerte fest ihr linkes Bein. Eine Schrecksekunde lang befürchtete sie, die hochgelobte Cobra-Ausrüstung hätte versagt und sie hätte es tatsächlich fertiggebracht, sich das Gelenk zu verstauchen oder gar zu brechen. Schließlich begann der Schmerz nachzulassen, und eine Minute später konnte sie sich vorsichtig aufrappeln und Richtung Verwaltungszentrum humpeln.

    Sie hatte sich noch nicht überlegt, wie sie eine so große, lichtüberflutete Strecke ungesehen zurücklegen wollte, zum Glück jedoch erledigte sich das Problem von selbst. Sie hatte erst ein paar Schritte zurückgelegt, als das Licht unvermittelt ausgeschaltet wurde und das Gelände wieder in Finsternis versank. Die Aufregung ist vorbei, Leute, geht wieder ins Bett, dachte sie und beschleunigte ihre Schritte. Wenn die Sicherheitsmaßnahmen durch den gerade geschehenen Vorfall nun noch gelockert wären und sie die Türen des Verwaltungsgebäudes unbehelligt erreichen könnte …
    Überraschenderweise war das der Fall. Noch überraschender war, dass das Gleiche auch für die unteren Stockwerke des Gebäudes galt, wo ihre Zelle lag – allerdings wurde ihr nach einer ersten Überlegung klar, dass das Verhör der neuen Gefangenen oben in Obolos Thronsaal stattfinden würde. Hoffentlich dachte Daulo daran, sie aus allem rauszuhalten, was immer er und Akim denen dort erzählten.
    Die Wachen, die sie betäubt hatte, lagen noch immer bewusstlos im Waschraum, wo sie sie zurückgelassen hatte. Sie holte sie heraus, spendierte ihnen vorsichtshalber einen weiteren Stoß aus ihrer Schallwaffe und schleppte sie zurück auf ihren Posten. Kurz untersuchte sie die Zellentür – dann hob sie ihre Fingerspitzenlaser und brannte einen imposanten, aber oberflächlichen Bogen ein Stück weit um das Schloss. Nicht zu viel, warnte sie sich selbst. Vergiss nicht, dein eingebildeter Retter ist nicht weit gekommen. Wenn Obolo jemanden schickte, um nach ihr zu sehen – was er irgendwann bestimmt tun würde -, musste es eine nachvollziehbare Erklärung geben, weshalb die Wachen bewusstlos geschlagen worden waren, Jin aber noch in der Zelle saß. Zu welcher Schlussfolgerung Obolo auch immer kam, sie sollte sich zu ihrem Zweck umbiegen lassen. Hoffte sie.
    Eine Minute später saß sie wieder in ihrer Zelle, die sie hinter sich mit Hilfe des freigelegten Mechanismus verschloss. Das Anbringen der Metallplatte über der Öffnung war etwas kniffliger, aber indem sie sie vorab mit ihrem Laser ein wenig aufweichte,
ließ sie sich glatt zurückbiegen, ohne dass größere Falten verrieten, dass sie einmal gelockert worden war.
    Danach gab es nichts zu tun als zu warten. Wir werden dafür sorgen, dass die Spionin sie für uns tötet, hatte Obolo zu seinem Sohn gesagt. Jin hatte keine Ahnung, welchen Plan er sich dafür ausgedacht hatte, falls er das jedoch wörtlich meinte, musste er Jin zumindest in denselben Raum wie Daulo und Akim lassen, bevor sie getötet wurden.
    Sie hoffte inständig, dass Obolo es wörtlich gemeint hatte.
     
    »Im Namen der Shahni«, intonierte Akim förmlich, »hiermit klage ich Sie des Verrats an Qasama an. Alle Anwesenden sind von ihren Treueschwüren anderen gegenüber entbunden und erhalten den Befehl, sich meiner Autorität zu unterstellen.«
    Eine hübsche Ansprache, dachte Daulo, vorgetragen mit der richtigen Mischung aus Autorität und aufrichtigem Zorn.
    Sie hätte zweifellos noch besser geklungen, hätten er und Akim nicht auf Knien dagehockt, die Hände mit Handschellen auf dem Rücken gefesselt.
    Obolo Nardin saß auf seinen Polstern und zog gelangweilt eine Braue hoch. »Sie verstehen es gut, Ihre Würde zu bewahren, Miron Akim«, meinte er mit krächzender Stimme. »Na schön. Sie haben die unvermeidbaren Worte gesprochen. Jetzt erklären Sie mir mal den Grund, weshalb Sie mein Haus des Verrats beschuldigen.«
    Akim verzog den Mund. »Oder anders ausgedrückt: Was wissen die Shahni über Ihren Verrat? Seien Sie kein

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