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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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erweiterten mentalen Fähigkeiten – nichts davon hatte ihn so recht auf die Begegnung mit jemanden wie Jin Moreau vorbereiten können. Vielleicht zum ersten Mal seit Jahren war der Mann verwirrt.
    Doch er erholte sich rasch. »Meine Zeit für den Becher des Todes wird noch eine Weile auf sich warten lassen«, fauchte er. »Bei Ihnen hingegen wird es nicht mehr lange dauern. Wenn Ihr Komplize noch irgendwo in Mangus herumschleicht, werden wir ihn sehr bald aufstöbern. Sollte er stattdessen tatsächlich davongelaufen sein … wird er viel zu spät wieder hier sein, um Ihnen noch helfen zu können.«
    Unvermittelt drehte er sich zu Daulo und Akim um. »Bringt sie in die Nordkammern«, befahl er ihren Bewachern. »Sie auch«, sagte er mit einer Handbewegung Richtung Jin. »Kettet sie alle drei aneinander, damit sie ihre letzte halbe Stunde gemeinsam verbringen können.« Seine Lippen schälten sich zu einem gehässigen Lächeln zurück. »Sie sehen, Miron Akim, ich halte mein Wort. Sie werden Gelegenheit bekommen, Ihre Gefangene zu verhören. Bevor sie Sie tötet.«

78
    Wie sich herausstellte, war die Nordkammer eine gemütliche Ecke des durch Vorhänge abgeteilten Irrgartens, aus dem Obolos Thronsaal bestand. »Ziemliche Mausefalle, die Sie hier haben«, meinte Jin zu Radig, während dieser das Anketten ihrer Knöchel an die von Daulo und Akim beaufsichtigte. »Ich wette, jemand, der weiß, was er tut, könnte sich hier stundenlang verstecken, ohne entdeckt zu werden.«
    Radig warf ihr einen wütenden Blick zu. »Ein lahmer Versuch, Frau. Ihr Begleiter ist nicht hier.«
    »Sind Sie sich da so sicher?«, fragte sie kühl. Je mehr sie ihre Gegner dazu brachte, sich gegenseitig im Kreis zu jagen, desto besser.
    Doch er hörte einfach nicht hin, und einen Augenblick später zog er zusammen mit den anderen Bewachern ab. Einen Versuch war es jedenfalls wert, sagte sich Jin und richtete ihr Augenmerk auf Daulo.
    Um festzustellen, dass er sie wütend anblickte. »Aha«, knurrte er. »Offenbar hatte Moffren also Recht – Sie sind tatsächlich hergekommen, um uns auszuspionieren. Wir haben Sie aufgenommen und gesundgepflegt … und als Dank für unsere Gastfreundschaft lügen Sie uns an.«
    Der Wutausbruch kam völlig unerwartet, und einen Moment lang starrte sie ihn verwirrt an. Aber nur einen Moment. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Akim sie ganz genau beobachtete … »Tut mir leid, Daulo Sammon«, sagte sie mit kühler Förmlichkeit. »Ich bedauere, dass ich Ihre Familie habe täuschen müssen. Wenn Ihnen das irgendwie ein Trost ist, ich hatte nie die Absicht, Sie oder irgendjemanden sonst auf Qasama in meine Mission hineinzuziehen.«
    »Und diese Mission wäre …?«, warf Akim ein.
    »Vermutlich spielt es keine Rolle mehr, ob ich Ihnen davon erzähle«, seufzte sie und ließ den Blick über die Vorhänge
schweifen, die sie umgaben. Keinerlei Atemgeräusche, keine körpergroßen Wärmeflecken, die sich vor dem Infrarotscanner abzeichneten. Also verließ sich Obolo auf höher entwickelte elektronische Methoden beim Belauschen seiner Gefangenen, denen er so großzügig Ungestörtheit gewährte. Grimmig in sich hineinlächelnd, aktivierte Jin ihre Schallwaffe. »Meine Mission«, sagte sie ruhig, wieder an Akim gewandt, »ist im Wesentlichen die gleiche wie Ihre: Obolo Nardin und Mangus zu stoppen.«
    »Tatsächlich«, meinte Akim kühl. »Sie strecken also wieder einmal Ihren Arm aus himmlischen Höhen herab und mischen sich in Dinge ein, die allein uns etwas angehen.«
    »Können wir vielleicht einen Augenblick lang mal die Politik vergessen und uns auf das anstehende Problem konzentrieren?«, brummte Jin. »Oder begreifen Sie einfach nicht, was Obolo hier in die Wege geleitet hat?«
    »Er zapft das Kommunikationssystem Qasamas an«, meinte Akim achselzuckend.
    Jin starrte ihn fassungslos an. »Und das bereitet Ihnen keine Sorgen?«
    »Natürlich tut es das«, sagte er, den Blick fest auf sie gerichtet. »Aber das Projekt setzt sich selbst seine Grenzen. Es stimmt, er kann in die Gespräche der Shahni hineinhören, und dagegen muss gewiss etwas unternommen werden. Aber Sie müssen auch begreifen, je mehr er abfängt, desto länger braucht er, das zu finden, was er sucht. In dem Tempo, wie er diese Fone herstellt und unter die Leute bringt, wird sein gesamtes System mit der Zeit unter seinem eigenen Gewicht zusammenbrechen. Wenn das nicht längst geschehen ist.«
    Jin schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, es wäre so

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