Cobra
Namens erfasst, hatten sich deswegen sogar gestritten … und in all dem Durcheinander war ihnen dennoch eine Kleinigkeit entgangen.
Und zwar die Kleinigkeit, dass eigentlich niemand auf Qasama eine solche Organisation hätte Mungo nennen dürfen … denn niemand auf Qasama hatte je zuvor gehört, dass man die verhassten Höllenkrieger als Cobras bezeichnete.
Bis jetzt.
Das Raumschiff der Trofts tief unten war nur ungefähr zur Hälfte sichtbar. Sein langes Zwischenstück verschwand in einem Wartungsgebäude im Stil der Trofts, wobei ein gedrungenes, belagerungsturmartiges Fahrzeug zum Entladen ihr teilweise den Blick auf die Hauptantriebsdüsen am Heck versperrte. Doch es war genug sichtbar, um zu erkennen, dass die üblichen klecksbildartigen Sonnenbanner-Kennungen des Eigentümers und der Zugehörigkeit zu einer Domäne fehlten.
Dort unten bewegten sich Gestalten – Trofts größtenteils, doch auch eine Handvoll Menschen. Hatten die Trofts sich vielleicht nicht die Mühe gemacht, die entsprechenden Identitätskennzeichen von ihrer Kleidung zu entfernen? Doch eine rasche teleskopische Untersuchung ergab, dass sie es getan hatten. Dann vielleicht irgendetwas auf dem seltsam geformten, vornehmen Wohngebäude auf der anderen Seite des ummauerten Geländes, gegenüber vom Schiff? Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit darauf …
Und ohne Vorwarnung jaulten hinter ihr die Alarmsirenen los.
Als Reaktion darauf schmiegte sie sich dicht an den oberen Mauerrand und stieß einen leisen Fluch aus, während die menschliche Hälfte von Mangus explosionsartig leuchtend hell erstrahlte. Ihre Lichtverstärker schalteten sich in dem gleißend hellen Licht automatisch ab, und als Ausgleich schaltete sie ihre optischen Verstärker zu. Rein zahlenmäßig waren ihre Gegner im Vorteil, aber wenn sie ihre Positionen exakt ausmachen konnte, bevor sie zu schießen begannen, ließen sie sich vielleicht ausschalten, bevor sie größeren Schaden anrichten konnten.
Antrainierte Reflexe traten an die Stelle ihrer vorübergehenden Panik … und erst jetzt wurde ihr klar, dass die Flutlichter nicht auf sie gerichtet waren. Genaugenommen waren etliche von ihnen so angebracht – einen Meter unterhalb der Mauer -, dass sie letzten Endes sogar fast im Schatten blieb. Sie hob den Kopf ein paar Zentimeter, aktivierte die Teleskopeinstellung ihrer optischen Verstärker und suchte das Gelände nach der Ursache des allgemeinen Aufruhrs ab.
Die war nicht schwer auszumachen. Daulo und Akim wurden, Letzterer leicht hinkend, von einer aus sechs bewaffneten Männern bestehenden Eskorte vom Außentor mehr oder weniger fortgezerrt.
Jin biss wütend die Zähne zusammen. Ich hätte mit ihnen gehen sollen, dachte sie verbittert. Eine geschlagene Minute lang verfolgte sie, wie die Gruppe auf das Verwaltungszentrum zusteuerte, während ihr hundert wüste Pläne zu ihrer Rettung wie ein Wirbelsturm durch den Kopf fegten. Dann atmete sie bebend durch und zwang sich, ihre Gefühle aus dem Spiel zu lassen. Na schön, Mädchen, Schluss damit. Beruhige dich und denk nach.
Man hatte also Daulo und Akim gefasst. Na gut. Obolo Nardin würde bald wissen, dass sie sein Geheimnis aufgedeckt hatten, andererseits hatte er das ohnehin bereits vermutet. Da die beiden Männer nicht entkommen waren, gab es für Obolo zudem keinen Grund zur Panik. Demnach würde das unvermeidliche Verhör wohl in vergleichsweise gemächlicher Manier durchgeführt
werden; und das Schiff der Trofts dort unten würde nicht vorzeitig mit nur halbausgeladener Fracht wieder ins All gejagt werden.
Es sei denn, Obolo fand heraus, dass seine Spionin aus einer anderen Welt entkommen war.
Verdammt.
Jin biss sich auf die Lippe und versuchte angestrengt, eine Alternative zu finden … doch es gab keine. Nicht wenn sie wollte, dass Daulo die nächste Stunde überlebte. Und die ganze Idee war ohnehin nicht so verrückt, wie sie auf den ersten Blick aussah. Obolo war durchaus nicht auf den Kopf gefallen, aber trotz all seiner chemisch stimulierten geistigen Fähigkeiten war ihm ein entscheidender Umstand entgangen … und solange er Jin lediglich für eine gewöhnliche Aventinerin hielt, bestand für sie und Daulo Hoffnung.
Die Flutlichter, die das Gelände ausleuchteten, waren noch immer eingeschaltet, das hektische Treiben am Tor jedoch löste sich jetzt auf, als die Gefangenen und ihre Eskorte die Straße entlang auf das Verwaltungszentrum zumarschierten. Auf dem Bauch kriechend, schob Jin sich weiter vor,
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