Cobra
Nervosität hören, die sie durchdrang. Ein gespanntes Lächeln zerrte an Obolos Lippen … »Interessant, wenn auch nicht völlig unerwartet. Versetzen Sie alle Wachtposten in Alarmbereitschaft und lassen Sie das gesamte Gelände absuchen.«
Er lehnte sich in seine Polster zurück, hob den Kopf und sah Radig kurz an. »Wie gesagt, mein Sohn, Daulo Sammons Geheimnis gehört jetzt uns. Es scheint, als habe die Frau die Zerstörung des Raumschiffs nicht als Einzige überlebt.«
Radigs Hand wanderte zum Griff der Pistole, die seitlich in seinem Gürtel steckte. »Sie ist verschwunden?«
»Ihr Begleiter war zum Glück nicht sehr fähig«, erklärte Obolo ihm, während seine Augen wieder zu Daulo hinüberwanderten. »Oder man hat ihn plötzlich wieder abgezogen. Hat sie ihm durch die Tür gesagt, dass Sie Hilfe brauchen?«
»Falls Sie damit die Möglichkeit andeuten wollen, ich könnte mit dieser aventinischen Spionin unter einer Decke steck…«, setzte Daulo an.
»Das spielt wohl kaum noch eine Rolle«, schnitt Obolo ihm kalt das Wort ab. »Außer vielleicht für Sie. Möglicherweise können Sie sich einen schmerzlosen Tod erkaufen, wenn Sie uns sagen, wo der andere Fremde sich befindet.«
Ein Schauder kroch Daulos Wirbelsäule hinauf. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, knurrte er.
Obolo zuckte mit den Achseln. »Wie gesagt, es spielt auch kaum eine Rolle.«
Einen Moment lang war es still im Raum. Daulo konzentrierte sich darauf, gleichmäßig zu atmen, die Ruhe zu bewahren. Hatte ihm Jin möglicherweise vorgeschwindelt, sie sei die einzige Überlebende? Nein, so etwas hätte sie nicht getan. Was immer hier geschah – welche Beweise Obolos Leute auch gefunden hatten, oder glaubten, gefunden zu haben -, Jin hatte die Situation unter Kontrolle. Sein Leben, Akims, und vielleicht sogar die gesamte Zukunft Qasamas – das alles lag jetzt in ihren Händen.
Eine seltsam tröstliche Vorstellung. Seltsamer noch war, dass sie von keinerlei Unmut begleitet wurde.
Man hörte, wie eine Tür hinter den Vorhängen geöffnet wurde. Diesmal widerstand er der Versuchung, sich nach den näher kommenden Schritten umzudrehen, und einen Augenblick später traten Jin und ihre Eskorte ins Blickfeld.
Ihr Aussehen war ein Schock. Die Schultern hochgezogen, fast sichtlich zitternd, während man sie halb führte, halb zu Obolo hinzerrte, wirkte sie wie ein schlichtes Bauernmädchen, das die erschreckenden Ereignisse, die ihm bevorstehen, in keiner Weise begreift. Es war, als habe die Jin Moreau, die er kennengelernt hatte, niemals existiert, und einen grauenhaften Augenblick lang fragte er sich, ob man ihr mit einer dieser Drogen zugesetzt hatte.
Und dann erhaschte er einen flüchtigen Blick von ihr, als sie vor Obolo zurückschreckte …
Leider bemerkte Obolo den Blick ebenfalls. »Ihr Auftritt ist amüsant, aber zwecklos«, sagte er mit vor Verachtung triefender Stimme. »Ich bin mir vollkommen darüber im Klaren, dass Sie keine hilflose qasamanische Frau sind. Ich schlage vor, dass Sie mir verraten, wer Sie sind.«
Langsam richtete Jin sich auf. Sie legte die Aura der Angst ab wie ein dunkles Gewand. »Nicht, dass es Sie irgendetwas anginge«, meinte sie gelassen, »aber mein Name ist Jasmine Moreau.«
Daulo spürte, wie Akim darauf reagierte. »Kennen Sie sie?«, raunte er.
»Wir kennen ihre Familie«, flüsterte Akim zurück. »Sie sind ziemlich … gefährlich.«
Daulo hob den Kopf und sah zu den Wachen hoch, die vor ihnen aufragten. »Das ist gut«, zischte er.
Akim schnaubte leise.
Obolo blickte kurz zu Akim, dann wieder zu Jin. »Ich kenne den Familiennamen aus unseren geschichtlichen Aufzeichnungen«, meinte er zu ihr.
»Dieser Name ist auch auf Aventine sehr bekannt«, erwiderte Jin. »Und das bedeutet, dass man irgendwann nach mir suchen wird.«
»Irgendwann, das kann lange dauern.« Plötzlich kniff Obolo die Augen zusammen. »Wo steckt Ihr Komplize?«, schnauzte er sie an.
Jin ließ sich nicht erschüttern. »An einem Ort, wo Sie ihn nicht finden werden«, antwortete sie ruhig. »Inzwischen irgendwo auf dem Weg nach Azras, könnte ich mir denken.«
»Und er überlässt Sie – eine Frau – dem Tod?«, schnaubte Obolo voller Verachtung.
»Frauen sterben genauso oft wie Männer. Pro Person einmal. Ich bin bereit, wenn es sein muss. Aber wie sieht das bei Ihnen aus?«
Obolo wirkte sprachlos, und Daulo hatte Mühe, ein bösartiges Feixen zu unterdrücken. Obolos Erfahrung, sein geheimes Infonetz, seine
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