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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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ein gewisses Maß an Verdorbenheit braucht, um weltoffen zu sein.«
    Jonny winkte ab, zum Zeichen, dass er sich geschlagen gab. »Also gut, das war’s. Ich hab dich schon einmal gewarnt: Wenn du mit klugen Sprüchen anfängst, steige ich aus der Diskussion aus.« Im Aufstehen griff er sich einen Arm voll Hemden aus der Kommode und ließ sie neben seinen Koffer fallen. »Hier – mach dich zur Abwechslung mal nützlich, ja? Pack die Hemden und meine MP3s für mich ein, wenn du nichts dagegen hast.«
    »Klar.« Jame stand auf und lächelte Jonny schief an. »Lass dir Zeit. Auf dem Weg nach Asgard wirst du noch reichlich Gelegenheit haben, Schlaf nachzuholen.«
    Jonny schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Was ich an diesem Ort hier ganz bestimmt nicht vermissen werde, ist der persönliche Berater in allen Lebenslagen, der mit mir unter einem Dach wohnt.«
    Das stimmte natürlich nicht … und das wussten beide.
     
    Der Abschied am Flughafen von Horizon City am darauffolgenden Morgen war so schmerzlich, wie Jonny es erwartet hatte, und daher empfand er fast so etwas wie bittersüße Erleichterung, als er die Stadt unter dem Boden-Orbit-Shuttle wegsinken sah, das ihn zu dem wartenden Linienschiff brachte. Nie zuvor hatte er vor einer so langen Trennung von der Familie, den Freunden und seinem Zuhause gestanden, und als der blaue Himmel draußen vor dem Sichtfenster allmählich dunkler und dann schwarz
wurde, fragte er sich, ob Jame Recht damit gehabt hatte, dass zu viele Schocks zu dicht aufeinanderfolgten. Trotzdem … in gewisser Weise schien es einfacher, alles in seinem Leben auf einmal zu verändern, als viele kleine Einzelstücke zusammenzupappen. Das alte Gleichnis vom neuen Wein in alten Schläuchen kam ihm kurz in den Sinn, dessen Quintessenz, wie er sich erinnerte, darin bestand, dass ein zu festgefahrener Mensch unmöglich etwas akzeptieren konnte, was außerhalb seiner früheren Erfahrung lag.
    Über ihm tauchten jetzt die ersten Sterne auf, und Jonny musste lächeln, als er sie sah. Auf Horizon hatte er ein angenehmes Leben geführt, aber mit seinen einundzwanzig Jahren hatte er nicht die Absicht, seine Bande zu fest zu knüpfen. Zum ersten Mal seit seinem Eintritt ins Militär überkam ihn ein Gefühl der Heiterkeit. Jame, der zu Hause festsaß, mochte Jonnys bevorstehende Erfahrungen als unangenehme Schockerlebnisse sehen … Jonny dagegen wollte sie als großes Abenteuer betrachten.
    Und nachdem sich diese Haltung fest in seine Vorstellungen eingegraben hatte, widmete er seine ganze Aufmerksamkeit dem Aussichtsfenster und konnte es kaum abwarten, den ersten Blick auf ein richtiges interstellares Raumschiff zu werfen.
     
    Skylark 407 war ein kommerzielles Linienschiff. Der größte Teil der dreihundert Passagiere bestand aus Geschäftsreisenden und Touristen. Eine Handvoll jedoch waren frische Rekruten wie Jonny, und als das Schiff während der nächsten Tage in Rajput, Zimbwe und Blue Haven haltmachte, nahm deren Zahl rapide zu. Als sie schließlich Aerie erreichten, wurde ein volles Drittel der Passagiere in den riesigen Militärtransporter hinübergeschafft, der dort im Orbit stand. Jonnys Gruppe war offenbar der letzte Schub, der eintraf, und sie waren kaum an Bord, als das Schiff in den Hyperraum hinüberwechselte. Irgendjemand hatte es offenbar eilig.
    Für Jonny waren die nächsten fünf Tage eine Zeit unbeholfener – und nicht völlig erfolgreicher – kultureller Angleichung. Eingepfercht in die Gemeinschaftsräume, mit noch weniger Privatleben
als auf dem Linienschiff, zeigten die Rekruten eine verstörend große Vielfalt an Einstellungen, Gewohnheiten und Akzenten, und sich mit all dem vertraut zu machen wurde schwieriger, als Jonny erwartet hatte. Viele der anderen empfanden das offenbar ebenso, und einen Tag nach ihrer Ankunft bemerkte Jonny, dass seine vormaligen Schiffskameraden dem Beispiel derer folgten, die vor ihnen eingetroffen waren, und sich zu kleinen, vergleichsweise homogenen Gruppen zusammenfanden. Jonny unternahm ein paar halbherzige Versuche, die gesellschaftlichen Unterschiede zu überbrücken, gab es aber schließlich auf und verbrachte den Rest der Reise mit anderen aus dem Kontingent von Horizon. Das Imperium der Menschen war kulturell längst nicht so einheitlich, wie er immer geglaubt hatte, und er musste sich schließlich mit der berechtigten Erwartung trösten, dass die Armee sicher längst wusste, wie diese Barrieren zu überbrücken waren. Mit dem

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