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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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wie ein großer,
etwas dicklicher Mann ausstieg und sich den beiden anderen auf dem Weg zum Haus anschloss. »Er kommt mir bekannt vor, Mum, aber ich kann ihn nirgendwo unterbringen.«
    »Das ist Teague Stillman, der Bürgermeister«, staunte sie. »Was will der denn hier?« Sie riss sich die Schürze herunter, wischte sich die Hände ab und eilte ins Wohnzimmer. Jonny folgte ihr langsam und blieb im Wohnzimmer unbewusst an der Wand stehen, als würde er Rückendeckung suchen.
    Die Tür ging im selben Moment auf, als Irena sie erreichte. »Hallo, Schatz«, begrüßte Pearce seine Frau. Die drei Männer traten ein. »Teague hat in der Werkstatt reingeschaut, als wir gerade zumachten, da habe ich ihn eingeladen, auf ein paar Minuten rüberzukommen.«
    »Das ist aber nett«, sagte Irena in ihrer besten Gastgeberinnenstimme. »Wir haben Sie lange nicht gesehen, Teague. Wie geht es Sharene?«
    »Danke der Nachfrage, gut, Irena«, erwiderte Stillman, »auch wenn sie sich ständig darüber beklagt, dass sie mich in letzter Zeit kaum noch zu Gesicht bekommt. Ich habe eigentlich nur vorbeigeschaut, weil ich sehen wollte, ob Jonny schon von der Arbeit zurück ist.«
    »Ja, bin ich«, sagte Jonny und trat vor. »Glückwunsch zum Gewinn Ihrer Wahl letztes Jahr, Mr. Stillman. Leider habe ich es nicht bis zum Wahlbüro geschafft.«
    Lachend streckte Stillman den Arm aus, um Jonny kurz die Hand zu geben. Er wirkte gelöst und freundlich … und doch, gleich um die Augen entdeckte Jonny eine Spur der gleichen vorsichtigen Zurückhaltung wie bei den Straßenarbeitern. »Ich hätte dir die Briefwahlunterlagen geschickt, wenn ich gewusst hätte, wo du steckst«, scherzte der Bürgermeister. »Willkommen zu Hause, Jonny.«
    »Vielen Dank, Sir.«
    »Sollen wir uns nicht setzen?«, schlug Irena vor.
    Sie gingen ins Wohnzimmer. Stillman und die Eltern Moreau tauschten Neuigkeiten aus. Jame hatte immer noch kein einziges
Wort gesagt, wie Jonny auffiel, und der Jüngere der beiden wählte einen Platz in der Ecke, ein Stück abseits von den anderen.
    »Der Grund, weshalb ich mit dir sprechen wollte, Jonny«, sagte Stillman, als sie es sich bequem gemacht hatten, »ist folgender: Der Stadtrat und ich möchten für dich in der nächsten Woche eine kleine Willkommensfeier im Park ausrichten. Keine große Sache, nur eine kurze Parade durch die Stadt, ein paar Reden – du brauchst selbst keine zu halten, wenn du nicht willst -, dann ein kleines Feuerwerk und vielleicht einen Fackelzug. Was hältst du davon?«
    Jonny zögerte, doch fand er keinen Weg, es diplomatisch auszudrücken. »Vielen Dank, aber das wäre mir nicht so recht.«
    Pearces stolzes Lächeln erlosch. »Was soll das heißen, Jonny? Warum nicht?«
    »Weil ich nicht vor einer ganzen Menschenmenge stehen und mich bejubeln lassen will. Das ist peinlich und – es ist einfach peinlich. Ich will nicht, dass man solches Aufheben um mich macht.«
    »Jonny, die Stadt will dich ehren für das, was du getan hast«, mischte sich Stillman besänftigend ein, so als befürchte er, Jonny könne wütend werden.
    Allein der Gedanke ließ Zorn in ihm hochbrodeln. »Die größte Ehre könnte mir die Stadt dadurch erweisen, indem sie aufhört, mich wie ein Monster zu behandeln«, erwiderte er heftig.
    »Jonny …«, setzte Pearce warnend an.
    »Dad, wenn Jonny keinen offiziellen Rummel will, finde ich, ist das Thema erledigt«, meldete sich Jame unerwartet aus seiner Ecke zu Wort. »Es sei denn, ihr wollt ihn alle an das Rednerpult ketten.«
    Einen Augenblick lang herrschte beklommenes Schweigen. Dann rutschte Stillman ungeduldig in seinem Sessel hin und her. »Also, wenn Jonny es nicht möchte, brauchen wir nicht länger darüber zu reden.« Er erhob sich, und die anderen taten es ihm hastig nach. »Ich muss jetzt wirklich nach Hause.«
    »Grüßen Sie Sharene von uns«, sagte Irena.

    »Werde ich tun.« Stillman nickte. »Wir müssen uns mal wieder treffen. Auf Wiedersehen alle miteinander, und noch einmal: Willkommen zu Hause, Jonny.«
    »Ich bringe Sie noch bis zum Wagen«, sagte Pearce, der sichtlich wütend war, aber versuchte, es zu verbergen.
    Die beiden Männer gingen hinaus. Irena sah Jonny fragend an, aber bevor sie wieder in der Küche verschwand, sagte sie nur: »Ihr Jungs wascht euch die Hände und holt Gwen aus ihrem Zimmer. Das Abendessen ist gleich fertig.«
    »Alles in Ordnung mit dir?«, erkundigte sich Jame leise, nachdem ihre Mutter gegangen war.
    »Ja. Danke für die Hilfe.«

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