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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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wenig länger mitgespielt habt, um den Rest seines Plans zu erfahren.«
    »Ich habe getan, was ich konnte«, sagte MacDonald steif. »Was meine Loyalität angeht, werde ich sie vor niemandem verbergen.«
    »Sicher – dafür habe ich Verständnis«, sagte Eldjarn.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen im Zimmer.
    »Vermutlich könnte ich zurückgehen«, meinte Jonny zögernd. »Ich habe nicht ausdrücklich gesagt, wo ich stehe.«
    »Sie würden Verdacht schöpfen.« MacDonald schüttelte den Kopf. »Und wenn sie dich dabei erwischen, wie du Informationen weitergibst, behandeln sie dich wie einen Spion.«
    »Es sei denn, natürlich«, meinte Chrys ruhig, »du möchtest zurück.«
    Ihr Vater und MacDonald sahen sie überrascht an, ihr Blick blieb jedoch auf Jonny geheftet. »Wir haben schließlich nur angenommen, dass Jonny fest auf unserer Seite steht«, gab sie ruhig zu bedenken. »Vielleicht hat er sich in Wirklichkeit noch gar nicht entschieden. Das ist keine Entscheidung, die wir ihm abnehmen sollten.«
    Eldjarn nickte zum Zeichen, dass er derselben Ansicht war. »Du hast natürlich Recht. Nun, Jonny? Was sagst du dazu?«
    Jonny schürzte die Lippen. »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht. Auch ich habe einen Treueeid auf das Imperium geschworen
– andererseits macht die Regierung hier ein paar Dinge, die katastrophale Folgen haben könnten, vor allem, was die übermäßige Ausbeutung von Menschen und Rohstoffen anbetrifft. Was Challinor über unsere Verpflichtung gegenüber der Bevölkerung von Aventine gesagt hat, kann ich nicht so einfach von der Hand weisen.«
    »Aber wenn die rechtlichen Wege für politische Veränderungen umgangen werden – von wem auch immer -, stehen der totalen Anarchie Tür und Tor offen«, hielt MacDonald dagegen. »Und solltest du tatsächlich der Ansicht sein, Challinor und L’est würden diese Sache besser machen …«
    »Ken.« Chrys legte ihm eine Hand beschwichtigend auf den Arm. An Jonny gewandt, sagte sie: »Ich verstehe deine Unentschlossenheit, aber eins ist dir doch sicher klar: Du kannst dich in dieser Angelegenheit nicht neutral verhalten.«
    »Und du wirst deine Entscheidung bald fällen müssen«, gab Eldjarn zu bedenken. »Challinor hätte niemals riskiert, einem so unsicheren Kandidaten wie Ken von dem Plan zu erzählen, wäre er nicht so gut wie bereit, bald loszuschlagen.«
    »Verstehe.« Jonny erhob sich. »Ich glaube, ich werde mich jetzt besser nach Hause aufmachen. Wenn ich mich entscheide, aktiv gegen Challinor Widerstand zu leisten, könnt ihr mir später immer noch erklären, was ihr euch im Einzelnen überlegt habt. Wie auch immer …«, dabei blickte er MacDonald fest in die Augen, »… was hier besprochen wurde, bleibt unter uns vier. Von mir wird Challinor nichts erfahren.«
    MacDonald nickte langsam. »Na schön. Mehr können wir wohl nicht verlangen. Soll ich dich nach Hause fahren?«
    »Nein, danke. Ich gehe zu Fuß. Gute Nacht.«
     
    Wie in den Farmergemeinden, die Jonny auf Horizon kannte, gingen auch in Ariel recht früh am Abend die Lichter aus. Die Straßen waren dunkel und menschenleer, und die einzige Beleuchtung stammte von den vereinzelten Straßenlaternen und den Sternen. Normalerweise liebte Jonny es, die Sterne zu betrachten,
wenn er so spät noch unterwegs war, doch heute nahm er sie kaum wahr.
    Es hatte mal eine Zeit gegeben, dachte er verdrießlich, als ein einfacher Blick in Chrys’ Augen genügt hätte, um ihn auf ihre Seite zu bringen, ganz gleich, um welche Angelegenheit, um welches Thema es ging. Doch das war lange vorbei. Der Krieg, seine gescheiterten Versuche, wieder in der Gesellschaft im Zentrum des Imperiums Fuß zu fassen, und sieben lange Arbeitsjahre, um eine neue Welt aufzubauen, hatten von der Unbesonnenheit der Jugend ihren Tribut gefordert. Er hatte längst gelernt, sich bei Entscheidungen nicht von Emotionen leiten zu lassen.
    Das Problem war, dass er zurzeit nicht gerade viele Fakten hatte, auf die er seine Entscheidung hätte stützen können. Bisher deutete alles auf eine schnelle Niederlage von Challinors Gruppe hin, aber es musste mehr dahinterstecken als das, was offensichtlich war. Was immer seine anderen nervenden Eigenschaften waren, Simmon L’est war ein exzellenter Taktiker, nicht zuletzt war sein Vater Armeeausbilder auf Asgard gewesen. Er würde sich nicht auf ein riskantes Unternehmen einlassen, das klar zum Scheitern verurteilt war – und ein langer blutiger Krieg hätte verheerende Folgen

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