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Cobra

Titel: Cobra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Zahn
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zögert, desto schwächer sieht er aus«, sagte Jonny, »und umso wahrscheinlicher werden einige der ›neutralen‹ Cobras in Challinor den möglichen Sieger sehen und die Seiten wechseln. Wenn das genügend viele tun, wird Zhu entweder kapitulieren oder einen Bürgerkrieg riskieren müssen.«

    »Ja. Verdammt. Wir müssen Capitalia warnen, wir müssen sie dazu bringen, eine Truppe hierher zu entsenden, bevor Challinor seinen entscheidenden Schritt tut.«
    »Genau. Willst du sie anrufen, oder soll ich das machen?«
    »Es wäre wahrscheinlich besser, wenn wir beide am Apparat sind. Einen Moment, mal sehen, ob ich noch weiß, wie das geht.«
    Ein doppeltes Klicken war zu hören. »Ariel«, meldete sich die Vermittlung.
    »Das Büro des Generalgouverneurs in Capitalia«, bat MacDonald den Computer.
    »Tut mir leid, aber ich kann die Verbindung nicht herstellen.«
    Jonny war fassungslos. »Wieso nicht?«
    »Tut mir leid, aber ich kann die Verbindung nicht herstellen.«
    »Glaubst du, mit dem Satellit stimmt etwas nicht?«, schlug Jonny hoffnungsvoll vor.
    »Nicht sehr wahrscheinlich«, brummte MacDonald. »Vermittlung: Senatsmitglied Powell Stuarts Büro in Rankin.«
    »Tut mir leid, aber ich kann die Verbindung nicht herstellen.«
    Rankin war gar nicht weit genug entfernt, als dass der Kommunikationssatellit nötig gewesen wäre. »So viel zum Thema Zufall«, sagte Jonny, der spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. »Wie ist Challinor so schnell an den Fon-Computer rangekommen?«
    »Das hat er jederzeit in den letzten paar Tagen erledigen können«, knurrte MacDonald. »Ich bezweifle, ob jemand in der letzten Zeit mit Capitalia oder Rankin sprechen musste, ganz bestimmt nicht seit dem Start des Kurierschiffes.«
    »Vielleicht hat er Almo Pyre deswegen mit Zetteln geschickt, anstatt uns von Thanksgiving aus anzurufen«, meinte Jonny, als er sich an gestern erinnerte. »Vielleicht sind sämtliche Verbindungen nach außerhalb gekappt.«
    »Vielleicht. Hör zu, ganz plötzlich gefällt es mir nicht mehr, dieses Fon zu benutzen. Lass uns in Chrys’ Laden treffen, sagen wir in einer halben Stunde.«

    »Gut. In einer halben Stunde.«
    Jonny unterbrach die Verbindung, und einen Augenblick lang starrte er auf das kleine Kästchen und fragte sich, ob jemand das Gespräch mitgehört hatte. Unwahrscheinlich … aber wenn Challinor den Computer so einrichten konnte, alle Gespräche nach außerhalb abzublocken, wieso sollte er dann nicht auch irgendetwas einrichten, um sämtliche Anrufe von außerhalb aufzuzeichnen?
    Er sprang aus dem Bett und ging daran, sich anzuziehen.
    Als einer der zwei voll ausgebildeten Elektroniktechniker in Ariel arbeitete Chrys in einer zweigeschossigen Kombination aus Büro, Laden und Lagerraum in der Nähe jener fast kreisrunden Fläche, die, vermutlich aus historischen Gründen, nur »The Square« hieß. Jonny traf zu früh ein und wartete nervös vor der Tür, bis Chrys und MacDonald mit den Schlüsseln kamen.
    »Gehen wir rein«, drängte MacDonald, der sich kurz nach der Handvoll anderer Leute umsah, die auf der Straße aufgetaucht waren, während das Dorf den neuen Tag begann. »Challinor hat möglicherweise ein, zwei Spione im Ort angeheuert.«
    Drinnen knipste Chrys ein paar Lampen an und setzte sich, gewaltig gähnend, auf den Stuhl an ihrer Werkbank. »Gut, da wären wir«, sagte sie. »Wollt ihr mir jetzt vielleicht mal erklären, wozu ich hier nach fünf Stunden Schlaf und zehn Minuten Vorwarnung so dringend gebraucht werde?«
    »Wir sind sowohl von Rankin als auch von Capitalia abgeschnitten«, erklärte MacDonald ihr. »Offenbar hat Challinor am Fon-Computer rumgepfuscht.« Er beschrieb ihr Jonnys Gedanken mit den Kerseage-Minen und ihren Versuch, die Regierung zu alarmieren. »Wenn man nicht den Wasserweg den Chalk River hinauf nimmt, kommt man nur über zwei Strecken dorthin: über Thanksgiving oder über Weald«, erläuterte er. »Challinor ist in der Lage, beide Strecken abzusperren, und wenn er den Fluss hier in Ariel kontrollieren kann, hat der Generalgouverneur keine Möglichkeit mehr, Truppen oder Material auf einem anderen Weg als per Lufttransporter herzuschaffen.«

    »Verdammter Mistkerl«, murmelte Chrys, deren Augen mittlerweile hellwach waren und Funken zu sprühen schienen. »Wenn er die Fon-Verbindungen tatsächlich gekappt hat, dauert es womöglich eine Woche, bis der Schaden behoben ist.«
    »Nun, das beantwortet meine erste Frage«, meinte MacDonald verbittert.

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