Cocaine oder die Lust zur Hingabe
anmarschierte, auffällig wie die Queen persönlich. Wir haben ihn beobachtet, er ist ohne Umwege direkt zur Villa von Don Michele gefahren. Der war bestimmt nicht begeistert von dem Auftritt."
„Das glaube ich auch. Er wird getobt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so mit ihm abgesprochen war." Ein grimmiges Lächeln breitete sich auf Aidans Gesicht aus. „Den Ärger gönne ich ihm, diesem Schwein."
Tennison seufzte schwer, erhob sich und nahm eine Akte vom Schreibtisch, schlug sie aber nicht auf. Er wusste auch so, was sie enthielt.
„Das bringt uns nicht weiter. Wir haben übrigens inzwischen das dritte Opfer dieser Kokain-Geschichte. Das Zeug ist so rein, dass die Leute Reihenweise aus den Schuhen kippen. Die meisten haben Glück und kommen mit einem
Kreislaufkollaps davon, doch hin und wieder erwischt es jemanden. Diesmal ist es Arlena Dunkirk, die Frau eines einflussreichen Bankers hier in San Francisco. Die Öffentlichkeit wird sie nicht so schnell als namenlosen Drogentoten abtun. Die Polizei ermittelt auf Hochtouren, und wir werden ihnen dabei unter die Arme greifen, obwohl sie es wohl nicht besonders gut aufnehmen werden, dass wir uns einmischen."
„Nein, wahrscheinlich nicht. Aber das Ganze zieht immer größere Kreise, nicht wahr?"
„Du hast es erfasst. Kreise ist übrigens ein gutes Stichwort. Und da Kreise, nämlich die höchsten, dabei eine große Rolle spielen werden ...."
„... hast du dich dazu entschlossen, mich da hin zu schicken." Aidan stöhnte. „Muss das sein?"
„Du bist erschöpft, ich weiß, aber es geht nicht anders. Granger ist in New York und Prior und Kane räumen in Miami auf."
„Was ist mit Eden?"
„Der ist im Krankenhaus. Hat sich bei der Sache in New Orleans eine Kugel eingefangen. In die Hüfte. Er ist zwar außer Lebensgefahr, doch es wird noch eine
ganze Weile dauern, bis ich ihn wieder einsetzen kann. Außerdem könnte dein Name einige Türen öffnen, selbst hier in San Francisco. Und dann ... wer hat schon deine Eleganz?", grinste Tennison ironisch.
Aidan schnaubte wegwerfend. „Du brauchst mir keinen Honig ums Maul zu schmieren. Wenn ich dir einen Gefallen tun soll, wird ehrlich abgerechnet. Die nächste Aktion macht jemand anders und ich fahre für drei Wochen in die Karibik."
Tennison setzte sein düsterstes Gesicht auf und hob abwehrend die Hände. „Kommt nicht in Frage. Drei Wochen? Spinnst du?"
„Na gut, dann also zwei. Schlag ein oder lass es." Aidan streckte dem Resident Agent seine Hand hin.
Tennison stöhnte und krümmte sich, als hätte man ihm gerade ein großes Stück Lende aus dem Leib geschnitten. Schließlich schlug er widerwillig ein. Er tat zu- mindest so. Seine Leute durfte man nicht zu sehr verwöhnen. Aidan Robineaux würde nie erfahren, dass Tennison von Anfang an geplant hatte, ihm so bald wie möglich eine gründliche Verschnaufpause zu gönnen.
Zwei
„Hey, Joe, wie war die Kleine?"
„Geht dich nichts an, Marc." Joe hielt sich nicht bei ihm auf, sondern durchquerte zielstrebig den großen Raum mit den Schreibtischen seiner Kollegen.
Der nächste lehnte sich genüsslich grinsend zurück und rief ihm entgegen: „Na, Joe, hast du nicht gestern diese Stripperin mit nach Hause genommen? Ist ja erste Sahne, das Mädchen. Konnte sie sich im Bett auch so verbiegen wie auf der Bühne?"
„Halts Maul, Terry.", sagte Joe, aber hinter ihm ging das Getuschel weiter. Mit einer Mischung von Bewunderung und Betroffenheit redeten die Männer über seine Eskapaden wie über eine gut gelungene Steuerhinterziehung. Es war nicht richtig, was er tat, und doch war er ihr Held. Die meisten kannten ihn schon seit drei, vier Jahren. Mit Marc Tanner war er sogar schon seit ihrer gemeinsamen Schulzeit befreundet und doch waren sie immer wieder erstaunt über seinen sexuellen Appetit. Und die Frauen, selbst die schönsten schienen Schlange zu stehen bei ihm. Sie machten es ihm leicht.
McGraw, ein großer rothaariger Bulle mit einem breiten Grinsen und auffallend großen Zähnen rief ihm hinterher: „Sag mal Joe, du hast sie doch bestimmt gründlich abgetastet, hat die wirklich Gelenke aus Gummi?"
Alles lachte schallend. Joe grinste schief und wandte sich an Peter Woolley, der gerade zum Lieutenant ernannt worden war, eng mit Chief Callaghan
zusammenarbeitete und üblicherweise über alles informiert war, was im Dezernat vor sich ging.
„Wer ist das, Woolley?" Er deutete mit dem Kinn auf den Mann im maßgeschneiderten
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