Cocaine oder die Lust zur Hingabe
durch die Nacht.
Ganz hinten, fast am Rande des Waldes, der dem Lauf des Bayou folgte, schlenderten zwei Menschen Hand in Hand über das feuchte Gras. Hier und da blieb die Frau im langen, weißen Abendkleid stehen, um dem Duft einer Rose nachzuspüren. Als sie sich wieder aufrichtete, zog sie der Mann an seine Brust, senkte den Kopf zu ihr hinab und küsste sie lang und innig.
Aidan seufzte leise und richtete sich auf, straffte entschlossen seine Schultern. Schließlich war er dazu erzogen worden, seine Emotionen zu verbergen. „Wenn sich diese Verletzung in einem Punkt gelohnt hat, dann war es wegen Jack und Lisa-Marie.", sagte er halblaut, um das lastende Schweigen zu brechen, dass sich zwischen ihm und Joe ausgebreitet hatte.
„Ja, war eine gute Idee, die beiden hierher einzuladen." Joes Stimme hinter ihm klang ruhig. „Woher wusstest du, dass sie zusammenpassen würden?"
„Ich wusste es nicht. Für Jack war es der richtige Zeitpunkt. Nachdem er Arlena gerächt hatte, konnte er sie loslassen." Er drehte sich zu Joe herum und sah ihn an. Joes Blick wirkte irgendwie unsicher. Ahnte er etwas von dem Sturm, der in ihm tobte? Wohl nicht. Dennoch musste ihm sein Verhalten auffallen. Aidan nippte an seinem Glas, um den seltsamen Moment zu überspielen.
„Apropos loslassen – was hat deine Mutter eigentlich gesagt, als du ihr von uns erzählt hast?", sagte Joe und versuchte beiläufig zu klingen, was ihm nicht so ganz gelang.
„Naja, du hast ja gemerkt, dass sie gestern beim Abendessen nicht dabei war. Es hat sie ganz schön mitgenommen. Sie wusste ja nicht, dass ich schwul bin. Vater hätte das nie akzeptiert, aber sie war großartig. Hat mir keinen Vorwurf gemacht, hat sich nur zurückgezogen. Über Nacht hat sie es wohl verarbeitet, denn sie nahm mich heute Morgen in die Arme, sagte mir, dass nichts an ihrer Liebe zu mir etwas ändern könne. Wenn ich mit dir glücklich sei, dann genüge ihr das. Und wenn ich dir sage, wie selten eine Umarmung von ihr ist, wirst du verstehen, dass das einiges für mich bedeutet."
„Gut, dass ich meine Eltern nicht damit konfrontieren muss. Vielleicht ist es besser, dass sie es nicht mehr erleben konnten, mich in den Armen eines Mannes zu sehen. Besser auch für mich. So kann ich sie in Erinnerung behalten, wie sie waren. Wer weiß, vielleicht hätte ich sie gehasst, wenn sie mich nicht verstanden und toleriert hätten."
„Ich biete dir gerne meine Mutter als Ersatz an. Und meine Nanny." „Du hängst sehr an ihr, nicht wahr?"
„Natürlich. Sie kennt mich besser als meine Mutter. Hast du bemerkt, dass sie nicht einmal überrascht war, mich mit dir zu sehen? Ich sage dir, sie hat schon lange gewusst, dass ich schwul bin. Ich habe es nie erwähnt und du siehst, das war auch nicht nötig. Sie kennt mich eben in- und auswendig."
Joe lächelte und erhob sich, sammelte Gläser und Flaschen ein und stellte alles auf ein Tablett, das er aufhob, um es hinein zu tragen. „Kommst du mit ins Bett?", fragte er.
Schon auf der Treppe begannen sie, sich zu küssen. Aidan konnte es kaum ertragen, noch warten zu müssen, bis er Joe wieder so lieben konnte, wie er es wollte. Zärtlich leckte er ihm über die Lippen, tupfte kleine Küsse auf sein Kinn und kostete die warme, duftende Haut seines Halses. Als er die Stelle berührte, wo seine Zähne ihn gezeichnet hatten, zogen sich seine Lenden vor Sehnsucht nach ihm zusammen. Heiße Wellen der Erregung rieselten durch seinen Körper. Es waren zwei tiefrote Narben zurückgeblieben, horizontale Vertiefungen in der Nähe seiner Halsschlagader, die wirkten, als hätte Aidan sie mit einem kleinen Meißel aus dem Marmor seines Halses herausgeschlagen.
„Du gehörst mir!", flüsterte er erregt an seiner Haut. So leise, dass er nicht wusste, ob Joe ihn hörte. In fiebrigem Verlangen fuhren seine Hände unter Joes T- Shirt, streiften es ihm über den Kopf.
Joe half ihm und entledigte sich seiner Hose. Dann stand er völlig nackt vor ihm. Er war erregt, sein Glied ragte steif aufgereckt in die Luft.
Für einen Augenblick starrte Aidan ihn nur an. Diese samtweiche Haut über harten Muskelplatten, diese zarten dunkelrosa Brustwarzen, der flache, bebende Bauch, die Muskelstränge seiner Schenkel, die in den sanften Kuhlen seiner von geschwollenen Adern durchzogenen Leiste ausliefen. Aidan konnte sich nicht sattsehen an ihm. Joe war so schön, dass es weh tat. Ein hartes Ziehen breitete sich in seinem Leib aus. Es war die fast unerträgliche
Weitere Kostenlose Bücher