Cocktail fuer einen Vampir
als auch schon ein Auto anhielt und den Verunglückten wohl Hilfe anbieten wollte.
»Nein!«, rief ich. »Sie werden diese Leute in Stücke reißen!«
»Keine Sorge, es sind Werwölfe vom Reißzahn-Rudel. Bleiben Sie sitzen.« Und dann brausten wir davon. Danach konzentrierte ich mich nur noch darauf, mich an Mustapha zu klammern, während wir durch die dunkle Nacht rasten. Nach meiner anfänglichen Erleichterung war es allerdings frustrierend, keine der fünfzig Fragen stellen zu können, die mir durch den Kopf schossen. Es überraschte mich nicht gänzlich, dass wir in die kreisrunde Auffahrt vor Alcides Haus einbogen. Ich musste meine Muskulatur erst mal ganz bewusst lockern, ehe ich absteigen konnte. Mustapha nahm den Helm ab und sah mich eindringlich an. Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass es mir gut ging. Meine Hand würde von Vans Klammergriff noch eine Zeit lang wehtun, und ich war übersät mit winzigen Blutflecken, doch es war nicht mein Blut. Ich sah auf meine Armbanduhr. Bill hatte gerade mal Zeit gehabt, um Colton am Flughafen abzusetzen, und sollte jetzt auf dem Weg hierher sein. So schnell war das Ganze gegangen.
»Warum tragen Sie denn Klamotten einer Prostituierten?«, fragte Mustapha streng und drängte mich Richtung vordere Haustür.
Alcide öffnete die Tür selbst, und falls die Überraschung ihn umhaute, so gelang es ihm prima, das zu verschleiern.
»Verdammt, Sookie, wo kommt all das Blut her?«, fragte er und winkte uns herein.
»Von Werwolfganoven.« Ich stank.
»Es kamen gerade keine Autos, also habe ich zugegriffen«, erklärte Mustapha. »Ich habe Laidlaw angeschossen. Er ist gefahren. Um die anderen kümmert sich das Rudel.«
»Erzähl’s mir«, sagte Alcide und beugte sich vor, um mir direkt in die Augen zu sehen. Er nickte, zufrieden mit dem, was er sah. Ich setzte zum Reden an. »In so wenigen Worten wie möglich«, fügte er hinzu.
Zeit war anscheinend ein wichtiger Faktor.
»Palomino hatte rausgefunden, wo Felipe einen bestimmten Mann als Geisel hält, einen Mann, den wir retten mussten. Unauffällig. Ich sehe ihr irgendwie ähnlich, und damit sie nicht auffliegt, habe ich mich als sie ausgegeben und dazu dieses Kellnerinnen-Outfit angezogen.« Ich warf Mustapha einen verärgerten Blick zu. »Das vom Kasino ausgesucht wurde«, fügte ich hinzu, um jeden Zweifel zu beseitigen. Alcide stieß mich leicht an, um mich zur Eile anzutreiben.
»Okay! Bill und ich kamen also mit der befreiten Geisel heraus und wollten gerade ins Auto steigen, als die vier Werwölfe auftauchten. Der Anführer, dieser Van – den ich hier übrigens mal gesehen habe, deshalb dachte ich, er ist okay –, dieser Van also hat uns erzählt, dass sie mich in deinem Auftrag abholen kommen und ich mitkommen muss, weil sie Warrens Leiche gefunden hätten und ich bestätigen soll, dass es wirklich Warrens Leiche ist.«
Alcide wandte mir den Rücken zu und schüttelte bedächtigden Kopf. Mustapha sah zu Boden, im Gesicht einen Ausdruck vielschichtiger Gefühle.
»Also ist Bill mit der befreiten Geisel zum … äh, weggefahren, und ich bin zu Van und den anderen ins Auto gestiegen. Aber ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass sie Ganoven waren, weil du sie nicht aufnehmen wolltest. Dieser Van …« Und dann hatte ich einfach keine Lust mehr, noch weiter über ihn zu reden.
»Er hat dich geschlagen, hm?«, sagte Alcide, der sich wieder herumgedreht hatte und mir ins Gesicht sah. Einen Augenblick lang herrschte angespannte Stille. »Hat er dich vergewaltigt?«
»Dazu hatte er nicht genug Zeit.« Ich war froh, dass das aus dem Weg geräumt war. »Ich wusste nicht, wohin sie mich bringen wollten. Aber Mustapha hat den Fahrer angeschossen und mich aus dem Auto rausgezogen, und hier bin ich also. Vielen Dank, Mustapha.«
Er nickte, immer noch in eigene Gedanken, eigene Sorgen um seinen Freund versunken.
»War eine Frau bei ihnen, ziemlich schweigsam, so um die dreißig?«
»Pixie-Haarschnitt?«
Beide Männer sahen verständnislos drein. »Richtig kurzes Haar, hellbraun, ziemlich groß?«
Alcide nickte lebhaft. »Ja, das ist sie! Geht’s ihr gut?«
»Ja. Sie saß auf dem Beifahrersitz. Wer ist sie?«
»Meine Undercoveragentin«, sagte Alcide.
»Du hast Undercoveragenten?«
»Ja, natürlich. Sie heißt Kandace. Kandace Moffett.«
»Könntest du das alles bitte mal erklären?« Ich hasste es, dumm zu klingen. Telepathen gewöhnten sich vermutlich einfach daran, alles zu wissen.
»Ich gebe dir
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