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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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und noch ehe ich »Jack Robinson« sagen konnte, war er die Treppehinaufgeglitten. Ein paar Minuten später kam er wieder herunter. Ich saß währenddessen einfach nur mit offen stehendem Mund da. Das war selbst für einen Elf ein seltsames Verhalten.
    »Du hast dort oben wohl Dermots Blutspuren gerochen?«, fragte ich vorsichtig.
    »Mir scheint, ich habe dich irritiert, Liebes.« Niall lächelte mich an, und seine Schönheit wärmte mich. »Warum wurde dort oben in der Dachkammer Blut vergossen?«
    Niall benutzte nicht einmal das Pronomen »sein«. »Ein Mensch, der auf der Suche nach mir war, kam ins Haus«, erzählte ich. »Dermot arbeitete zu diesem Zeitpunkt mit einem Schleifgerät und konnte ihn nicht kommen hören. Und da hat der Mensch ihm eins verpasst.« Und weil Niall mich verständnislos ansah, fügte ich erklärend hinzu: »Er hat ihn auf den Kopf geschlagen.«
    »Ist es das Blut dieses Menschen, das ich draußen im Erdboden rieche?«
    Oje, es waren so viele gewesen. Vampire und Menschen, Werwölfe und Elfen. Darüber musste ich erst einmal einen Augenblick lang nachdenken. »Könnte sein«, erwiderte ich schließlich. »Bellenos hat Dermot geheilt, und sie haben den Kerl gefasst …« Ich hielt inne. Bei der Erwähnung von Bellenos’ Namen flackerten Nialls Augen auf, aber nicht vor Freude.
    »Bellenos, der Kobold«, sagte er.
    »Ja.«
    Abrupt drehte er den Kopf, und ich wusste, dass er etwas gehört hatte, das mir entgangen war.
    Wir waren offenbar zu sehr in unser Gespräch vertieft gewesen, um ein Auto die Auffahrt heraufkommen zu hören. Doch Niall hatte den Schlüssel im Schloss gehört.
    »Na, Cousine, hat dir die Show gefallen?«, rief Claude von der Küche her, und mir blieb noch Zeit genug, um zu denken: Noch ein OSM, ehe Claude und Dermot ins Wohnzimmer kamen.
    Einen Augenblick lang herrschte eisiges Schweigen. Die drei Elfen sahen sich in alle Richtungen um, so als wäre dies die Schießerei mit den Earp-Brüdern am O. K. Corral. Jeder wartete darauf, dass einer der anderen eine Geste machte, die entscheiden würde, ob sie miteinander kämpften oder redeten.
    »Mein Haus, meine Regeln«, sagte ich und sprang vom Sofa auf, so als hätte jemand Feuer unter meinem Hintern gelegt. »Keine Prügelei! Nein! Auf keinen Fall!«
    Und wieder herrschte angespanntes Schweigen, bis Claude endlich sagte: »Natürlich nicht, Sookie. Prinz Niall – Großvater –, ich hatte gefürchtet, ich würde dich nie wiedersehen.«
    »Claude«, sagte Niall und nickte seinem Enkel zu.
    »Hallo, Vater«, sagte Dermot sehr leise.
    Doch Niall sah seinen Sohn nicht einmal an.
    Wie peinlich.

Kapitel 2
    Elfen. Immer ein Problem für sich. Meine Großmutter Adele hätte da zweifellos zugestimmt. Sie hatte eine lange Affäre mit Dermots Zwillingsbruder Fintan gehabt, und meine Tante Linda und mein Vater Corbett (beide mittlerweile schon seit Jahren tot) waren die Folgen gewesen.
    »Vielleicht ist es an der Zeit, endlich Klartext zu reden«, sagte ich und bemühte mich, zuversichtlich zu wirken. »Niall, vielleicht könntest du uns mal erklären, warum du so tust, als würde Dermot nicht direkt dort stehen. Und warum du ihn mit diesem verrückten Fluch geschlagen hast.« Die Oprah Winfrey für Elfen – das war ich.
    Oder auch nicht. Niall sah mich mit seinem herrischsten Blick an.
    »Dieser da hat sich mir widersetzt«, sagte er und deutete mit einem Kopfnicken auf seinen Sohn.
    Dermot neigte den Kopf. Ich wusste nicht, ob er den Blick gesenkt hielt, um Niall nicht zu provozieren oder um seine Wut zu verbergen, oder ob er einfach nicht wusste, wo er anfangen sollte.
    Mit Niall verwandt zu sein, selbst um zwei Ecken, war nicht einfach. Ich konnte mir nicht vorstellen, enger an ihn gebunden zu sein. Wenn Nialls Schönheit und Macht mit einer schlüssigen Handlungsweise und einer edlen Gesinnungeinhergegangen wären, hätte er etwas von einem Engel gehabt.
    Dieser Gedanke hätte mir in keinem unpassenderen Moment durch den Kopf schießen können.
    »Du siehst mich so seltsam an«, sagte Niall. »Was hast du, Liebes?«
    »In all der Zeit, die er hier war«, begann ich, »war mein Großonkel immer freundlich, fleißig und umsichtig. Dermot ist bloß psychisch ein bisschen angeknackst, aber das ist eine direkte Folge davon, dass er jahrelang mit Wahnsinn geschlagen war. Warum also hast du das getan? ›Er hat sich mir widersetzt‹ ist nicht wirklich eine Antwort.«
    »Du hast kein Recht, mir Fragen zu stellen«, entgegnete Niall

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