Cocktail fuer einen Vampir
in seinem majestätischsten Ton. »Ich bin der einzige noch lebende Elfenprinz.«
»Ich weiß nicht, warum das bedeuten soll, dass ich dir keine Fragen stellen kann. Ich bin Amerikanerin «, sagte ich aufrecht.
Seine schönen Augen musterten mich kühl. »Ich liebe dich«, sagte er äußerst lieblos, »aber du nimmst dir zu viel heraus.«
»Wenn du mich liebst oder mich zumindest auch nur ein bisschen respektierst, müsstest du meine Frage beantworten. Ich liebe Dermot auch.«
Claude stand völlig reglos da, geradezu wie ein Abbild der Neutralität. Ich wusste, dass er sich nicht auf meine Seite schlagen würde, oder auf Dermots, oder auch auf Nialls. Für Claude gab es nur eine Seite, und das war seine eigene.
»Du hast dich mit den Wasserelfen verbündet«, sagte Niall zu Dermot.
»Nachdem du mich mit dem Fluch geschlagen hattest«, protestierte Dermot und sah kurz zu seinem Vater auf.
»Du hast ihnen geholfen, Sookies Vater zu töten«, fuhr Niall fort. »Deinen Neffen.«
»Das habe ich nicht getan«, erwiderte Dermot leise. »Und da irre ich mich nicht. Sogar Sookie glaubt mir und lässt mich hier wohnen.«
»Du warst nicht bei Verstand. Ich weiß, dass du das nie getan hättest, wenn du nicht mit einem Fluch geschlagen gewesen wärst«, sagte ich.
»Da siehst du, wie viel Verständnis sie hat, und trotzdem hast du keins für mich«, sagte Dermot zu Niall. »Warum hast du mich mit diesem Fluch geschlagen? Warum?« Er sah seinen Vater jetzt direkt an, die Empörung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
»Aber das habe ich nicht getan«, entgegnete Niall. Er klang ehrlich überrascht. Und endlich wandte er sich direkt an Dermot. »Ich würde nie den Geist meines eigenen Sohnes verwirren, sei er nun zur Hälfte Mensch oder nicht.«
»Claude hat mir erzählt, du hättest mich verflucht.« Dermot sah Claude an, der noch immer abwartete, in welche Richtung die Dinge sich entwickeln würden.
»Claude«, sagte Niall, und die Kraft seiner Stimme ließ meinen Kopf dröhnen, »wer hat dir das gesagt?«
»Das ist doch allgemein bekannt unter dem Elfenvolk«, erwiderte Claude. Er hatte sich auf das hier vorbereitet und war gewappnet, Rede und Antwort zu stehen.
»Sagt wer?« Niall würde nicht so schnell lockerlassen.
»Murray hat es mir erzählt.«
»Murray hat dir erzählt, dass ich meinen Sohn mit einem Fluch geschlagen habe? Murray, der Freund meinesFeindes Breandan?« In Nialls vornehmem Gesicht stand Ungläubigkeit.
Der Murray, den ich mit Grans Handspaten getötet habe?, dachte ich, aber mir war klar, dass ich besser nicht dazwischenfunken sollte.
»Murray hat es mir erzählt, ehe er die Seiten wechselte«, erwiderte Claude abwehrend.
»Und wer hat es Murray erzählt?«, fragte Niall mit einem Anflug von Entnervtheit in der Stimme.
»Ich weiß nicht.« Claude zuckte die Achseln. »Er klang so sicher, dass ich ihn nie danach gefragt habe.«
»Claude, komm mit mir«, sagte Niall nach einem Augenblick angespannten Schweigens. »Wir werden mit deinem Vater und dem Rest unserer Leute reden. Wir werden herausfinden, wer dieses Gerücht über mich in die Welt gesetzt hat. Und wir werden herausfinden, wer Dermot wirklich mit diesem Fluch geschlagen hat.«
Ich hatte erwartet, dass Claude begeistert sein würde, denn er hatte unbedingt in die Elfenwelt zurückkehren wollen, seit ihm der Zugang dorthin verwehrt war. Doch er wirkte völlig betrübt, wenn auch nur einen Moment lang.
»Und was ist mit Dermot?«, fragte ich.
»Für ihn ist es zu gefährlich«, sagte Niall. »Derjenige, der ihn mit dem Fluch geschlagen hat, wartet vielleicht nur darauf, ihm wieder etwas anzutun. Ich werde Claude mitnehmen … und, Claude, wenn du irgendwelchen Ärger machst mit deinem menschlichen Verhalten …«
»Schon verstanden. Dermot, würdest du die Leitung des Clubs übernehmen, bis ich wiederkomme?«
»Mach ich«, sagte Dermot, aber er wirkte so benommen von der unerwarteten Entwicklung der Ereignisse, dass ich mir nicht sicher war, ob er wusste, was er sagte.
Niall drückte mir einen Kuss auf den Mund, und der feine Geruch der Elfen stieg mir in die Nase. Und dann glitten Claude und er auch schon durch die Hintertür hinaus und in den Wald hinein. »Gehen« wäre ein viel zu profanes Wort, um die Art ihrer Fortbewegung zu beschreiben.
Dermot und ich blieben allein in meinem unansehnlichen Wohnzimmer zurück. Und zu meiner Bestürzung begann mein Großonkel (der ein klein bisschen jünger aussah als ich) zu weinen.
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