Cocktail fuer einen Vampir
wenn ich mit ihm zurückgehe, finde ich Unterstützung für unser Programm«, sagte Claude.
Oh-ho. Der Tonfall gefiel mir aber gar nicht. Ich machte noch zwei Schritte nach links. Das Hooligans! Ich würde die Elfen im Hooligans anrufen! Moment mal. Und was, wenn sie alle Claude in dem unterstützten, was er »unser Programm« nannte? Verdammt noch mal. Mist. Was sollte ich tun? Dermot war nicht bewaffnet. Er trug nur eine Schlafanzughose, sonst nichts.
Mein Gewehr war im Wandschrank bei der vorderen Haustür. Vielleicht sollte der Wandschrank mein Ziel sein und nicht mein Handy. Hatte ich das Hooligans unter einer Kurzwahl abgespeichert? Wie lange würde die Polizei brauchen, bis sie hier draußen war, wenn ich den Notruf 911 wählte? Würde Claude sie umbringen?
»Und das hast du nicht?«, fragte Dermot. »Ich bin nicht ganz sicher, welches ›Programm‹ du meinst, Claude?«
»Du naiver Einfaltspinsel«, spottete Claude verächtlich. »Hast du wirklich alles ignoriert, was um dich herum vor sich ging, nur damit du bei uns bleiben konntest?«
Jetzt war Claude nur noch gemein. Wenn ich ausgeschlafen gewesen wäre, hätte ich ihn sicher nicht angeschnauzt. Aber das war ich nicht, und deshalb tat ich es. »Claude Crane, du führst dich wirklich wie ein Arschloch erster Klasse auf«, explodierte ich. »Halt sofort die Klappe!«
Es war mir tatsächlich gelungen, Claude zu verblüffen, und eine Sekunde lang wandte er seinen Blick mir zu. Und diese eine Sekunde reichte Dermot, um Claude einen harten Schlag zu versetzen, einen, der sich als so richtig hart erwies. Claude taumelte nach rechts, und Dermot prügelteimmer weiter auf ihn ein. Das Überraschungsmoment war nach dem ersten Schlag allerdings verpufft, und es zeigte sich, dass Claude noch mindestens eine andere Fähigkeit besaß als das Strippen. Er war ein absolut fieser Kämpfer.
Die beiden stürzten sich aufeinander, zwei wunderschöne Männer, die einander so grässliche Dinge antaten, dass ich es kaum ertragen konnte, hinzusehen.
Der schwerste Gegenstand in Reichweite war eine Lampe, die meiner Urgroßmutter gehört hatte. Etwas widerwillig nahm ich sie zur Hand. Ich hatte vor, Claude den Schädel zu zertrümmern, wenn ich die Gelegenheit dazu bekam.
Doch dann flog die Hintertür auf, und Bellenos flitzte durch meine Küche und die Diele entlang. Diesmal hielt er statt seines Jagdspeers ein richtiges Schwert in der Hand. Gabe war bei ihm, in jeder Hand ein langes Messer. Und noch drei weitere Elfengeschöpfe aus Monroe waren gekommen: zwei der Stripper – der »Elfenpolizist« und der Halbdämon, der in Leder gekleidet aufgetreten war – sowie die vollbusige junge Frau, die im Hooligans das Eintrittsgeld kassierte. Sie hatte sich heute gar nicht erst die Mühe gemacht, wie ein Mensch zu erscheinen.
»Helft Dermot!«, schrie ich in der Hoffnung, dass sie sowieso deshalb gekommen waren. Zu meiner überwältigenden Erleichterung johlten sie vor Aufregung und stürzten sich in den Kampf. Es folgten eine Menge unnötiger Schläge und Bisse, aber als sie sicher waren, dass Claude besiegt war, lachten sie alle. Sogar Dermot.
Immerhin konnte ich die Lampe heil auf den Tisch zurückstellen.
»Würde mir mal jemand erklären, was eigentlich los ist?«, fragte ich. Ich fühlte mich (wie meistens bei denSupras) mal wieder zwei Schritte hinterher, ein Gefühl, das keinem Telepathen gefällt. (Ein Gefühl, das sich allerdings bald wieder legen würde, wenn ich mich eine Weile lang unter Menschen herumgetrieben hatte.)
»Liebste Schwester«, sagte Bellenos und schenkte mir sein schönstes beunruhigendes Lächeln. Heute wirkte es besonders zahnreich, und dass zwischen manchen seiner Zähne auch noch Blut klebte, machte es nicht besser.
»Hi, ihr alle«, war das Beste, was ich herausbrachte. Doch auch die anderen lächelten mich alle an, und Gabe gab Dermot einen begeisterten Kuss. Ihre doppelten Augenlider klimperten so ungeheuer schnell auf und ab, dass ich es kaum wahrnehmen konnte.
Währenddessen lag Claude als keuchendes, blutiges Bündel auf dem Boden. Den wütenden Blicken zufolge, die er uns allen zuwarf, steckte immer noch jede Menge Kampfgeist in ihm. Doch seine Gegner waren so deutlich in der Überzahl, dass er aufgegeben zu haben schien … zumindest für den Augenblick. Die vollbusige junge Frau hockte auf seinen Beinen, und die beiden Stripper hielten ihn jeweils an einem Arm fest.
Ich war auf das Sofa gesunken. Gabe setzte sich neben mich und
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