Cocktail fuer einen Vampir
mehr zu ignorieren. Und ich war auch klug genug, um zu wissen, dass Claude viel stärker war als ich und vielleicht sogar Kräfte besaß, die ich noch nie zu sehen bekommen hatte.
»Okay«, sagte er. »Du versuchst mir also mitzuteilen, dass meine Freunde und Verwandten nachts auf die Jagd gehen? Hast du mir aus dem Grund diese Zeitung unter die Nase gehalten?«
»Ja, Claude. Aus genau dem Grund. Dermot wird noch ganz wahnsinnig davon, sie alle unter Kontrolle zu halten. Hat Niall den Brief bekommen, den ich ihm geschickt habe?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Claude.
Ich war verwundert. »Ich dachte, du bist mit Niall in die Elfenwelt zurückgekehrt, um herauszufinden, wer Dermot mit diesem verrückten Zauberbann geschlagen hatte«, sagte ich. »Er hat unzählige Nächte im Club verbracht und sich enorm bemüht, die Dinge am Laufen zu halten.« Ich hatte natürlich Angst um mich selbst, aber ich hatte auch Angst um Dermot. Hoffentlich war Dermot inzwischen aufgewacht, dachte ich. Claude würde mir nicht glauben, dass Dermot nicht hier war. Er würde hinaufgehen und nachsehen.
»Was hast du also gemacht in der Elfenwelt? Hast du denn herausgefunden, wer den Zauberbann ausgesprochen hat?«
»Niall und ich hatten ein paar Unstimmigkeiten«, erklärte Claude. Er hob den Blick und sah mich mit seinen schönen dunklen Augen direkt an. »Und Niall glaubt leider, dass ich Dermot mit dem Zauberbann geschlagen hätte.«
Darauf hatte ich keine Antwort, da ich inzwischen selbst ziemlich sicher war, dass die Schuld bei Claude lag. »Wie schrecklich«, sagte ich vollkommen ernst. Das konnte er auffassen, wie er wollte. »Ich geh mal eben im Wohnzimmer die Rollläden hochziehen. Nimm dir noch Kaffee. Und es ist auch ›Toaster Strudel‹ im Kühlschrank, glaube ich, falls du Hunger hast.« Ich ging die Diele entlang ins Wohnzimmer, bemüht, nicht zu hasten, sondern in normalem Schritttempo und ganz selbstverständlich zu schlendern. Und ich ging sogar direkt auf eins der vorderen Fenster zu und zog den Rollladen hoch. »Es wird ein schöner Tag werden«, rief ich, drehte mich herum und griff mit einer schwungvollen Geste nach dem Cluviel Dor, das ich sofort in der Tasche meines Nachthemds versenkte. Dermot war schon halb die Treppe herunter.
»Hab ich da etwa Claudes Stimme gehört?«, fragte er und wollte an mir vorbeieilen. Er schien nicht mal einen Blick auf das geworfen zu haben, was ich eingesteckt hatte, ein Glück – auch wenn das nicht das vordringlichste Problem war, das ich im Moment hatte.
»Ja, er ist wieder da.« Hoffentlich klingt meine Stimme einigermaßen normal, dachte ich bloß und hielt Dermot am Arm fest, als er an mir vorbeiwollte. Ich sah ihn mit einem so warnenden Blick an, wie ich ihn nur zustande brachte.
Dermots blaue Augen, die Jasons so sehr glichen, weiteten sich vor Schreck. Es gab keine einzige Geste, mit derich ihm deutlich machen konnte: »Ich glaube, er will uns etwas Schreckliches antun! Er hat aus irgendeinem unerklärlichen Grund Kym Rowe ermordet, und ich glaube, dass er dich mit dem Zauberbann geschlagen hat!« Dermot verstand jedoch zumindest, dass Vorsicht angebracht war.
»Ich hab ihm erzählt, dass du nicht hier bist«, flüsterte ich. Er nickte.
»Claude«, rief er. »Wo bist du gewesen? Sookie hat mich gestern Nacht nicht nach Hause kommen hören, sagt sie. Die anderen Elfen sind schon ganz gespannt darauf, Neuigkeiten von dir zu hören.« Er machte sich auf den Weg in die Küche.
Doch Claude kam ins Wohnzimmer. Er hatte unser Geflüster wohl nicht mitbekommen, doch zu diesem Zeitpunkt hätte ich kein Geld mehr darauf verwettet. Gestern war eindeutig mein guter Tag gewesen, auch wenn er so furchtbar geendet hatte, wie ich es mir nur vorstellen konnte. Nein, falsch! Claude hätte gestern Abend schon zurückkommen können. Ja, das wäre noch furchtbarer gewesen.
»Dermot«, sagte Claude. Seine Stimme war so kalt, dass Dermot abrupt stehen blieb. Ich machte weiter und zog die anderen Rollläden hoch.
»Was ist los? Warum bist du ohne Vater zurückgekommen?«, fragte Dermot.
»Großvater hat Probleme, um die er sich kümmern muss«, knurrte Claude. »In der Elfenwelt.«
»Was hast du getan?«, fragte Dermot. Er war tapfer. Ich versuchte, unauffällig in mein Schlafzimmer zu schleichen, um an mein Handy heranzukommen. Auch wenn ich nicht wusste, wen ich anrufen sollte, wer in der Lagewäre, mit einem Elf fertig zu werden. »Was hast du getan, Claude?«
»Ich habe gedacht,
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