Cocktail fuer einen Vampir
in unserem Wald ein Bär?, lautete die Schlagzeile. Hastig überflog ich den Artikel, und das Herz rutschte mir in die Hose, wenn ich denn eine angehabt hätte, in die es hätte rutschen können.
Männer aus Bon Temps hatten zwei Rehkadaver gefunden, was zu aufgeregten Spekulationen führte: »Das hat ein größeres Raubtier getan«, sagte Terry Bellefleur, der beim Training seiner Hunde zufällig auf einen der Kadaver stieß. »Es sah nicht unbedingt nach dem Beutezug eines Bären oder eines Panthers aus, aber dieses Reh wurde von einem großen Tier gerissen.«
Verdammt. Ich hatte Bellenos doch gebeten, in meinem Wald zu bleiben.
»Herrje, als wenn ich nicht schon genug Sorgen hätte«, stöhnte ich vor mich hin und stand auf, um mir Kaffee nachzuschenken.
»Worüber machst du dir Sorgen?«, fragte Claude.
Ich schrie auf, und mein Kaffeebecher fiel zu Boden.
Als ich wieder sprechen konnte, rief ich: »Tu! Das! Nicht! Noch! Einmal!« Er musste durch die unverschlossene vordere Haustür hereingekommen sein. Aber er hatte sowieso einen Schlüssel, obwohl ich den natürlich im Schloss gehört hätte und vorgewarnt gewesen wäre.
»Oh, entschuldige bitte, Cousine«, sagte er zerknirscht. Doch ich konnte das Amüsement in seinen Augen sehen.
Oh, Mist! Wo hatte ich das Cluviel Dor hingetan?
Ich hatte es auf dem Couchtisch im Wohnzimmer liegen lassen. Es erforderte all meine Selbstkontrolle, mich nicht sofort umzudrehen und ins Wohnzimmer zu rennen.
»Claude«, begann ich, »es ist nicht gut gelaufen während deiner Abwesenheit.« Ich bemühte mich darum, ganz ruhig zu sprechen. »Ein paar deiner Elfen-Angestellten haben sich kleine Auszeiten genehmigt.« Ich zeigte auf die Zeitung. »Dermot hat vermutlich die Nacht im Hooligans verbracht. Das hier solltest du mal lesen.« Wenn er nicht durch die Hintertür gekommen war, hatte er hoffentlich auch Dermots Auto nicht gesehen.
Claude schenkte sich einen Kaffee ein und zog gehorsam einen Stuhl vom Tisch hervor.
Sein Verhalten wirkte nicht bedrohlich, doch dies hier war der Mann, der Kym Rowe in den Tod geschickt hatte. Und soweit ich es beurteilen konnte, hätte er sie auch selbst ermordet, wenn es ihr nicht gelungen wäre, sich Eric als Cocktail anzubieten. Claudes plötzliches Erscheinen – ohne Niall – hätte allein schon ausgereicht, mir die Haare zu Berge stehen zu lassen, auch wenn ich nichts von seiner geheimen Absprache mit Jannalynn gewusst hätte.
Warum war Claude allein zurückgekehrt? Es war etwas in seinem Gesicht, das vorher nicht da gewesen war. Doch ich wollte, dass er sich zu mir an den Küchentisch setzte.Ich wollte, dass er mir die Gelegenheit gab, ins Wohnzimmer zu gehen und den magischen Gegenstand an mich zu nehmen.
»Wo ist Niall?«, fragte ich und hob meinen Kaffeebecher auf, der (erstaunlicherweise) nicht zerbrochen war. Und nachdem ich ihn in die Spüle gestellt hatte, griff ich nach dem Küchenpapier und wischte den vergossenen Kaffee auf.
»Noch in der Elfenwelt«, erwiderte Claude, angeblich ganz in die Zeitung vertieft. »Ach, wie hat dir eigentlich der Auftritt deines Freundes im Hooligans gefallen? Deines Menschenfreundes?«
»Du meinst JB. Na ja, seine Frau und ich waren ziemlich überrascht. Er so als der einzige Mensch unter all den Strippern und sie ganz ahnungslos, dass er es überhaupt machen würde.«
»Er brauchte den Job, und ich konnte mich noch gut an die hübsche schwangere Lady erinnern«, sagte Claude. »Siehst du, da habe ich mal etwas Gutes getan. So schlimm bin ich gar nicht.«
»Das habe ich nie behauptet.«
»Mitunter siehst du mich aber an, als könntest du nicht verstehen, dass ich die gleiche Luft atmen darf wie du.«
Jetzt war ich echt platt. »Claude, es tut mir wirklich leid, wenn ich dir je den Eindruck vermittelt haben sollte, dass du nichts wert bist. Das empfinde ich nicht so.« Oder doch? Nein. Ich hielt ihn für selbstsüchtig und uncharmant und vielleicht sogar für einen Mörder, doch das war etwas anderes.
»Aber du willst keinen Sex haben mit mir. Wenn du mehr Elfenblut hättest, würdest du es sicher wollen.«
»Bestimmt nicht. Du bist schwul. Und ich liebe einenanderen. Ich halte nichts von Sex mit Verwandten. Dieses Gespräch haben wir doch schon mal geführt. Und ich will es auf keinen Fall noch einmal führen.«
Das Gefühl, es mit Falschheit und Verderbtheit zu tun zu haben, nahm weiter zu; und zumindest seit meiner Begegnung mit den Werwolfganoven war ich klug genug, es nicht
Weitere Kostenlose Bücher