Cocktail fuer einen Vampir
Freundinnen, die alle wild entschlossen waren, sich bestens zu amüsieren. Warum sollte ich es mir da nicht erlauben, mich gemeinsam mit ihnen zu amüsieren? Claude und Dermot waren immerhin meine Verwandten und würden schon dafür sorgen, dass mir nichts Schlimmes passierte. Stimmt’s? Es gelang mir, Bellenos ein Lächeln zu schenken, als er noch einmal an unseren Tischkam und die Kerze anzündete. Und ich lachte über einen schmutzigen Witz von Michele, bis eine Kellnerin herbeigeeilt kam, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Mein Lächeln schwand. Ich kannte sie von meinem letzten Besuch.
»Ich bin Gabe und werde Sie heute Abend bedienen«, sagte sie gerade so lebhaft, wie man es sich wünschte. Sie hatte hellblondes Haar und war sehr hübsch. Aber da ich selbst zum Teil Elfe war (dank eines unglaublichen Leichtsinns meiner Großmutter), konnte ich hinter die schöne Fassade dieser Blondine blicken. Ihre Haut war gar nicht so honigbraun, wie sie jedem erschien, sondern blass, blassgrün. Ihre Augen hatten keine Pupillen … oder waren ihre Pupillen und ihre Iris vielleicht nur von dem gleichen Schwarz? Als von den anderen gerade keine hinsah, warf sie mir mit klimpernden Augenlidern einen Blick zu. Sie schien zwei zu haben. Augenlider, meine ich. An jedem Auge. Es fiel mir auf, weil sie sich so weit zu mir herunterbeugte.
»Willkommen, Schwester«, murmelte sie mir ins Ohr, und schon hatte sie sich wieder aufgerichtet und strahlte die anderen an. »Was darf ich Ihnen denn bringen?«, fragte sie mit einem perfekten Louisiana-Akzent.
»Nun, Gabe, zuerst will ich Ihnen gleich mal sagen, dass die meisten von uns auch im Service arbeiten und wir Ihnen keinen Ärger machen werden«, sagte Holly.
Gabe erwiderte ihr Zwinkern. »Das freut mich sehr! Nicht dass Sie Mädels hier am Tisch nach Ärger aussehen. Ich mag die Damenabende.«
Während meine Freundinnen ihre Drinks und ihre Portionen frittiertes Gemüse oder Tortilla-Chips bestellten, sah ich mich noch einmal im Club um und fand meinenersten Eindruck bestätigt. Keiner der Kellner war ein Mensch. Die einzigen Menschen hier waren die Gäste.
Als ich dran war, bestellte ich mir ein Bud Light. Gabe beugte sich noch einmal zu mir herunter: »Wie geht’s denn dem prachtvollen Vampir, Schätzchen?«
»Prima«, erwiderte ich steif, auch wenn das nur wenig mit der Wahrheit zu tun hatte.
»Wie witzig!«, rief Gabe und gab mir einen Klaps auf die Schulter, so als hätte ich etwas besonders Geistreiches gesagt. »Ladys, alles klar so weit? Ich geh dann mal Ihr Essen bestellen und Ihre Drinks holen.« Ihr blondes Haar leuchtete wie ein Leuchtturm, als sie sich mit routinierten Manövern durch die Menge davonschob.
»Ich wusste gar nicht, dass du die Angestellten hier alle kennst. Aber genau, wie geht’s Eric eigentlich? Seit dem Brand im Merlotte’s habe ich ihn gar nicht mehr gesehen«, sagte Kennedy. Sie hatte Gabes Frage offenbar mitgekriegt. »Eric ist wirklich ein wahrer Prachtkerl.« Sie nickte wissend.
Dem stimmten alle meine Freundinnen im Chor zu. Ja, Eric war wirklich unbestreitbar ein Bild von einem Mann. Der Umstand, dass er tot war, sprach allerdings gegen ihn, vor allem in Taras Augen. Sie hatte auch Claude kennengelernt und war nicht weiter darauf eingegangen, dass er irgendwie anders wirkte. Aber Eric, der nie auch nur versuchte, als Mensch durchzugehen, würde immer auf ihrer schwarzen Liste stehen. Tara hatte mal richtig schlechte Erfahrungen mit einem Vampir gemacht, und das hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt.
»Er kommt kaum mal aus Shreveport raus, weil er so viel Arbeit hat«, sagte ich. Mehr aber auch nicht. Über Erics Geschäfte zu reden war immer unklug.
»Und es macht ihm nichts aus, dass du anderen Männern beim Strippen zusiehst? Das hast du ihm doch bestimmt erzählt, oder?«, fragte Kennedy mit einem strahlenden, aber angespannten Lächeln. Ja, es gab definitiv Schwierigkeiten im Kennedy-und-Danny-Land. Aber nein, danke, darüber wollte ich gar nichts wissen.
»Ich glaube, Eric ist so überzeugt davon, auch nackt gut auszusehen, dass er nichts dagegen hat, wenn ich andere so sehe«, erwiderte ich. Ich hatte Eric erzählt, dass ich ins Hooligans gehe. Allerdings hatte ich ihn nicht um Erlaubnis gefragt – so wie Kennedy ihren eigenen Worten nach Danny –, ich ließ mich schließlich nicht von ihm herumkommandieren. Doch die Frage, was er wohl geantwortet hätte, war mir natürlich auch durch den Kopf geschwirrt. Seit ein
Weitere Kostenlose Bücher