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Cocktail fuer einen Vampir

Cocktail fuer einen Vampir

Titel: Cocktail fuer einen Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Scheinwerfer. Die Musik begann zu spielen, und dann kam Claude herausstolziert – in silbrig glitzernden Trikothosen und Stiefeln, und sonst nichts.
    »Großer Gott, Sookie, der ist ja echt zum Anbeißen!«, rief Holly, und ihre Worte flogen direkt in Claudes scharfe Elfenohren. (Die Spitzen hatte er sich operativ entfernen lassen, damit er keine Kraft darauf verschwenden musste, wie ein Mensch auszusehen. Aber sein Gehör hatte diese Prozedur natürlich nicht beeinträchtigt.) Claude sah zu unserem Tisch herüber, und als er mich entdeckte, lächelte er. Er wackelte mit dem Hintern, dass seine Hose im Licht der Scheinwerfer nur so glitzerte, und die sich in dem Club drängenden Frauen begannen erwartungsvoll zu klatschen.
    »Ladys«, sprach Claude ins Mikrofon, »sind Sie bereit, sich im Hooligans zu amüsieren? Sind Sie bereit für ein paar fantastische Männer, die Ihnen zeigen werden, was sie zu bieten haben?« Er fuhr sich mit der Hand über seinen bewundernswerten Waschbrettbauch und hob eine Augenbraue – zwei völlig unspektakuläre Gesten, die ihn aber unglaublich sexy und unglaublich anzüglich wirken ließen.
    Die Musik wurde lauter, und das Publikum kreischte. Selbst die hochschwangere Tara stimmte mit ein in den begeisterten Chor, als hinter Claude nacheinander aufgereiht Männer auf die Bühne getanzt kamen. Einer von ihnen trug eine Polizeiuniform (falls Polizisten sich denn je entschließen sollten, ihre Hosen mit Glitzersteinen zuschmücken), einer hatte ein Lederkostüm an, einer war als Engel gekleidet – wirklich, sogar mit Flügeln! Und der Letzte in der Reihe war …
    Plötzlich herrschte Totenstille an unserem Tisch. Wir alle saßen da, den Blick gebannt auf die Bühne gerichtet, und wagten es nicht, zu Tara hinüberzusehen.
    Denn der letzte Stripper in der Reihe war ihr Ehemann JB du Rhone – als Bauarbeiter verkleidet, mit Schutzhelm, Sicherheitsweste, falschem Blaumann und einem schweren Werkzeuggürtel um die Hüfte. Statt Schraubenschlüsseln und Schraubenziehern steckten in den Schlaufen jedoch andere nützliche Dinge wie ein Cocktailshaker, ein Paar flauschige Handschellen und einige andere Sachen, die ich nicht erkennen konnte.
    Es war nicht zu übersehen, dass Tara keine Ahnung davon gehabt hatte.
    Von allen Oh, Scheiße! -Momenten meines Lebens war dies der OSM Nummer eins.
    Alle Ladys aus Bon Temps saßen wie versteinert da, als Claude die Männer unter ihren Strippernamen vorstellte (JB war »Randy«). Eine von uns musste das Schweigen brechen. Und plötzlich sah ich ein Licht am Ende des Tunnels.
    »Oh, Tara«, begann ich in einem so ernsten Tonfall, wie man ihn nur anschlagen konnte. »Das ist ja so lieb von ihm .«
    Die anderen drehten sich alle gleichzeitig zu mir um, im Gesicht die verzweifelte Hoffnung, ich möge diese schrecklich peinliche Situation irgendwie retten. In Taras Gedanken konnte ich zwar lesen, dass sie JB am liebsten im Schlachthof abgeliefert hätte mit der Anweisung an den Metzger, ihn zu Hackfleisch zu verarbeiten. Doch ich stürzte mich auf meine Aufgabe.
    »Das tut er natürlich nur für dich und die Babys«, fuhrich fort und legte alle Ernsthaftigkeit, die ich aufbringen konnte, in meine Stimme. Ich beugte mich zu ihr hinüber und ergriff ihre Hand. Sie sollte mich über den Lärm der Musik hinweg unbedingt verstehen. »Das Extrageld, das er damit verdient, ist natürlich als große Überraschung für dich gedacht.«
    »Nun«, erwiderte Tara steif. »Ich bin enorm überrascht.«
    Aus dem Augenwinkel heraus sah ich, wie Kennedy die Augen schloss aus Dankbarkeit für diese Idee. Die Erleichterung, die durch Hollys Gedanken flutete, konnte ich quasi spüren. Und auch Michele entspannte sich sichtlich. Jetzt, da die anderen einen Weg vor sich sahen, beschritten sie ihn alle. Kennedy begann sofort, die äußerst glaubwürdige Geschichte zu erzählen, dass JB ihr bei seinem letzten Besuch im Merlotte’s anvertraut habe, welche Sorgen er sich wegen der Arztrechnungen mache.
    »Weil ihr ja Zwillinge kriegt, hat er Angst, dass du deswegen länger im Krankenhaus bleiben musst«, fabulierte Kennedy. Sie dachte sich das meiste von all dem aus, doch es klang gut. Während ihrer Laufbahn als Schönheitskönigin (und vor ihrer Laufbahn als verurteilte Straftäterin) war Kennedy zu einer Meisterin vorgetäuschter Aufrichtigkeit geworden.
    Schließlich schien Tara sich etwas zu entspannen, doch ich überwachte ihre Gedanken, damit wir die Situation im Griff behielten.

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