Cocktail fuer einen Vampir
Stuhl heran, setzte mich und atmete erst mal tief ein, wie er mir geraten hatte. Dann richtete ich meine ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Und erst jetzt fiel mir auf, wie abgerissen er wirkte. Mustapha war stets wie aus dem Ei gepellt gewesen. Es war geradezu ein Schock, ihn so ungepflegt zu sehen, der präziseHaarschnitt zerzaust, die Stiefel abgewetzt. »Haben Sie gesehen, wer die Frau getötet hat?«, fragte ich. Ich musste.
Er sah mich an, eindringlich. Doch er antwortete nicht.
»Haben Sie die Frau getötet?«, versuchte ich es noch einmal.
»Nein.«
»Und wegen dieser Sache, von der Sie eben gesprochen haben, können Sie mir nicht sagen, wer es getan hat.«
Schweigen.
Ich hatte wahnsinnige Angst, dass Mustapha, ohne es direkt auszusprechen, mir sagen wollte, dass Eric der Mörder sei – dass er sich aus dem Haus geschlichen habe, als ich mich im Badezimmer eingeschlossen hatte. Vielleicht hatte Eric die Beherrschung verloren, seine Wut auf sich selbst auf Kym Rowe projiziert und versucht, die Dinge zwischen uns wiedergutzumachen, indem er ihr das Genick brach. Egal, wie oft ich mir in der vergangenen Nacht schon gesagt hatte, dass eine solche Vermutung völlig lächerlich war – Eric besaß große Selbstbeherrschung, war sehr intelligent und viel zu sehr auf sein Ansehen in der Gesellschaft bedacht, um etwas so Gesetzloses zu tun, und eine solche Tat wäre auch völlig irrational –, es war mir nicht gelungen, mich selbst davon zu überzeugen, dass Eric die junge Frau schon einfach deshalb nicht getötet haben konnte, weil es falsch war.
Und jetzt kehrten all die bösen Gedanken, die ich gehabt hatte, mit Macht zurück, als ich Mustapha ansah.
Wäre Mustapha kein Werwolf gewesen, hätte ich mich an ihn geklammert, bis ich die Antwort in seinen Gedanken gelesen hätte. Doch so wie es war, bekam ich nur all den Aufruhr in seinem Kopf mit und seine grimmige Entschlossenheit,dies alles überleben zu wollen, komme, was da wolle. Und ihn trieb eine Sorge um jemanden um. Ein Name schoss durch seine Gedanken.
»Wo ist Warren, Mustapha?«, fragte ich und beugte mich vor, um einen klareren Eindruck zu bekommen. Ich streckte sogar die Hand nach ihm aus, doch er fuhr zurück.
Wütend schüttelte Mustapha den Kopf. »Versuchen Sie’s nicht mal, Sookie Stackhouse. Das ist eins der Dinge, über die ich nicht reden kann. Ich hätte nicht herkommen müssen. Aber ich finde, dass Ihnen ziemlich übel mitgespielt wird, und Sie stecken da mittendrin in ’ner Sache, von der Sie noch nicht mal was ahnen.«
Als wenn das etwas Neues für mich wäre.
Dermot sah hin und her zwischen uns. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte oder was ich von ihm erwartete.
Willkommen im Club, Dermot.
»Erzählen Sie mir einfach, was los ist. Dann weiß ich, wovor ich mich schützen muss«, schlug ich vor.
»Es war ’n Fehler, herzukommen«, sagte er kopfschüttelnd und senkte den Blick. »Ich werd schon irgendwo ’n Versteck finden und dann nach Warren suchen.«
Warum rufe ich nicht einfach bei Eric an, dachte ich, und hinterlasse ihm die Nachricht, dass sein Mann für tagsüber hier ist. Ich könnte Mustapha gefangen halten, bis Eric ihn holen käme. Oder ich könnte die Polizei anrufen und sagen, dass in meiner Küche ein wichtiger Zeuge eines Mordes saß.
Diese Pläne rauschten mir in rasanter Geschwindigkeit durch den Kopf, und einen Augenblick lang zog ich jeden einzelnen davon in Erwägung. Doch dann dachte ich: Spinn ich eigentlich? Ich werde nichts von all dem tun. »Siesollten zu Alcide gehen«, riet ich Mustapha stattdessen. »Er kann Ihnen Sicherheit gewähren, wenn Sie dem Rudel beitreten.«
»Aber dann treff ich auf …«
»Jannalynn. Ich weiß. Aber erst später. Alcide wird Sie erst mal in Sicherheit bringen. Ich kann ihn anrufen.« Ich hielt mein kleines Telefon in die Höhe.
»Sie haben seine Handynummer?«
»Ja.«
»Rufen Sie ihn an, Sookie. Sagen Sie ihm, ich will mich mit ihm treffen. Geben Sie ihm meine Handynummer, und sagen Sie ihm, er soll mich anrufen, wenn er allein ist. Und das ist ganz wichtig. Er muss allein sein.«
»Warum können Sie ihn nicht anrufen?«
»Wär besser, wenn’s von Ihnen käm«, erwiderte er, und das war alles, was ich aus ihm herausbekam. »Sie haben doch meine Handynummer, oder?«
»Klar.«
»Ich hau jetzt ab.«
»Sagen Sie mir, wer diese Frau getötet hat!« Hätte ich die Antwort mit einer Pinzette aus ihm herausziehen können, ich hätt’s getan.
»Dann wär ’n
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