Cocktail fuer einen Vampir
…«
»Ja, davon habe ich gehört.«
Kein Wunder. Wer brauchte schon das Internet, wenn man von Supras umgeben war? »Dann weißt du ja sicher auch, dass Mustapha verschwunden ist.«
»Zu schade, dass er kein Rudelmitglied ist. Wir würden ihn finden.«
War das nicht etwas zu demonstrativ? »Er ist immerhin ein Werwolf«, sagte ich forsch. »Und die Polizei will unbedingt mit ihm sprechen. Er könnte bestimmt alles erklären, wenn er nur hingehen und mit ihnen reden würde. Könntest du mir vielleicht Bescheid geben, wenn einer aus dem Rudel ihn irgendwo sieht? Er hat mich angerufen – oder zumindest jemand, der sein Handy benutzt. Ich hab den Anruf leider verpasst und mach mir richtig Sorgen um ihn.«
»Ich gebe dir Bescheid, wenn ich etwas herausfinde«, versprach Alcide. »Ich muss dich aber noch wegen etwas anderem sprechen.«
Ich wartete ab, um mir anzuhören, worum es ging.
»Sookie, bist du noch dran?«
»Ja, ich warte bloß.«
»Das klingt ja ziemlich desinteressiert.«
»Na ja, wenn ich da an unsere letzte Begegnung denke…« Ich fand nicht, dass ich noch weitersprechen musste. Alcide war mir nicht gerade sympathischer geworden dadurch, dass ich ihn unversehens nackt in meinem Bett gefunden hatte. Eigentlich konnte er ein richtig lieber Werwolf sein, aber sein Timing war leider schon immer miserabel gewesen, und er hatte definitv auf die falschen Ratgeber gehört.
»Okay, das war falsch. Es hat sich im Ergebnis sehr gelohnt, dass du als unser Schamane eingesprungen bist. Aber es war falsch von mir, dich darum zu bitten, und das gebe ich aus freien Stücken zu.« Alcide klang geradezu stolz.
Was sollte das denn? War er etwa den Anonymen Werwolf-Manipulatoren beigetreten? Ich sah in den Spiegel und riss die Augen auf, um meinem Spiegelbild zu signalisieren, was ich von diesem Gespräch hielt.
»Schön zu hören«, sagte ich. »Was willst du von mir?«
Reumütiges Glucksen. Charmantes reumütiges Glucksen. »Du hast recht, Sookie, ich will schon wieder etwas. Ich möchte dich bitten, mir einen Gefallen zu tun.«
Na so was aber auch! Mein Spiegelbild sah höchst erstaunt drein. »Worum geht es?«, fragte ich höflich.
»Du weißt ja, dass meine Rudel-Vollstreckerin schon eine Zeit lang mit deinem Boss zusammen ist.«
»Das weiß ich.« Komm zur Sache.
»Nun, sie möchte dich in einer bestimmten Angelegenheit um Hilfe bitten, und weil ihr beide Streit hattet … aus welchem Grund auch immer …, hat sie mich gebeten, dich anzurufen.«
Ganz schön raffiniert, Jannalynn. Das war doch wieder irgend so ein … doppelt falsches Spiel. Stimmt schon, ich hatte für Jannalynn sehr viel weniger übrig als für Alcide.Und es stimmte auch (obwohl Alcide das vielleicht gar nicht wusste), dass Jannalynn argwöhnte, meine Beziehung zu Sam sei sehr viel mehr als nur die zwischen einer Angestellten und ihrem Boss. Wenn dies die 1950er-Jahre gewesen wären, hätte Jannalynn Sams Hemdkragen auf Lippenstiftspuren abgesucht. (Tat das eigentlich noch jemand? Aber warum sollten Frauen überhaupt Hemdkragen küssen? Und außerdem trug Sam sowieso meistens T-Shirts.)
»Wobei soll ich ihr denn helfen?«, fragte ich und hoffte, dass mein Tonfall angemessen neutral klang.
»Sie will Sam einen Heiratsantrag machen und möchte, dass du ihr den Weg bereitest.«
Ich sackte aufs Fußende des Bettes. Plötzlich hatte ich nicht mehr die geringste Lust, im Spiegel Grimassen zu schneiden. »Sie möchte, dass ich ihr dabei helfe, Sam einen Heiratsantrag zu machen?«, sagte ich langsam. Ich hatte Andy Bellefleur geholfen, Halleigh einen Heiratsantrag zu machen, konnte mir aber nicht vorstellen, dass ich für Jannalynn auch nur den Verlobungsring unter den Hühnchenstreifen im Korb verstecken sollte.
»Sie möchte, dass du Sam überredest, runter zum Mimosa Lake zu fahren«, sagte Alcide. »Sie hat dort eine Hütte gemietet und will ihn mit einem Abendessen überraschen, so einem romantischen, du weißt schon. Ich vermute, dort wird sie ihm dann die bewusste Frage stellen.« Alcide klang seltsam unbeteiligt, aber vielleicht war er auch nur selbst nicht ganz überzeugt, dass er der Richtige dafür war, mir diese Bitte zu überbringen.
»Nein«, sagte ich sofort. »Das mach ich nicht. Da muss sie schon selbst sehen, wie sie Sam dorthin kriegt.« Ich sah es bereits vor mir, wie Sam sich ausmalte, dass ich mitihm an den See fahren wollte, nur um dann plötzlich mit Jannalynn konfrontiert zu werden und dem, was sie für ein
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